„Mein Name ist Corona“Bergisch Gladbacher trägt den Namen des Virus – mit viel Humor

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Gerd Corona mit seiner Hündin Luna: Seinen Namen hat er schon immer geliebt.

Gerd Corona mit seiner Hündin Luna: Seinen Namen hat er schon immer geliebt.

Bergisch Gladbach – Einen Tarnnamen hat sich Gerd Corona noch nicht zugelegt. Er mag seinen Nachnamen immer noch, auch wenn er ihm viele Scherze einbringt.

Drei Klingelzeichen, dann nimmt er ab: „Corona!“ Das klingt sehr locker, so als könne man mit dem Virus-Namen ganz gut leben. „Ja, das ist auch so. Ich gehe da humorvoll mit um.“ Wird Gerd Corona auf die Viruserkrankung angesprochen, lautet sein Standardspruch: „Ich bin ja nicht ansteckend.“

Zunächst ein Schock

Nur als er im Frühjahr das erste Mal von dem Virus hörte, das mit seinem Namen die Menschen in Angst und Schrecken versetzt, zuckte er innerlich kurz zusammen: „Natürlich wäre es schöner, wenn der Familiennamen nicht mit negativen Ereignissen verknüpft wäre.“ „Corona-infiziert, „Corona-Hotspot“, „Corona-Opfer“ und auch „gestorben an Corona“, das hat Gerd Corona seitdem viele tausendmal gehört – im Radio, im Fernsehen, bei der Arbeit, auf der Straße. Dabei ist der richtige Name des Virus eigentlich Sars-CoV-2. Aber anders als im Ausland sagen in Deutschland fast alle „Corona“.

Gerd Corona gefiel sein nicht alltäglicher Nachname schon immer gut. Drei wunderschön klingende Vokale, das lateinische Wort steht für „Kranz“ oder „Krone“, eine mexikanische Biersorte, eine britische Automarke, zählt er auf. Aber stolz ist er auf seinen Namen vor allem wegen seiner Familiengeschichte. „Mein Vater hatte italienische Wurzeln. Er stammt aus den Abruzzen. Noch heute gibt es Verwandtschaft in Italien“, erzählt Gerd Corona. In Italien sei „Corona“ kein seltener Familienname.

Gelegentliche Witze sind okay

Der 57-jährige Refrather ist in der Stadt als Naturfreund bekannt. 2017 setzte er sich im Stadtrat mit einer Online-Petition für eine Baumschutzsatzung ein – was ja inzwischen auch geklappt hat. Als Dozent einer Kölner Fachhochschule und Geschäftsführer einer Digital-Agentur mit Sitz im Technologiepark in Bergisch Gladbach konferiert er regelmäßig auch mit anderen Menschen, auch mit internationalen Partnern. Ab und zu mache ein Mitarbeiter mal einen Spaß: „Ach nee, Corona ist auch mit an Bord“, das sei aber nicht böse gemeint sei. An richtig üble Scherze könne er sich gar nicht erinnern, auch von Whatsapp-Bildern und Karikaturen vom namensgleichen mikroskopisch kleinen Erreger sei er verschont geblieben.

Woher das Virus seinen Namen hat

Coronaviren wurden schon in den 1960er Jahren entdeckt. Die neue Variante der Coronaviren, die aktuell im Umlauf ist, heißt „Sars-CoV-2“. Das Wort Corona kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Krone“ oder „Kranz“. Forscher haben das Coronavirus nach seinen nach außen gerichteten Spitzen auf der Oberfläche benannt, die an einen Kranz erinnern. „Sars“ steht für den vom Virus ausgelösten Systemkomplex: schweres akutes Atemwegssyndrom. Die Lungenkrankheit, die das Virus auslöst, heißt Covid-19. Die 19 steht für das Jahr 2019, als die Krankheit erstmals ausbrach. Den Namen hat die Krankheit von der Weltgesundheitsbehörde WHO bekommen. (ub)

Er selbst mache manchmal auch Witze: „Schreibt sich wie das Virus“, lautet erst kürzlich sein Hinweis beim Nennen seines Namen, als er auf einem Anrufbeantworter bei einem städtischen Amt eine Nachricht hinterließ. Seine Strategie, die vielen negativen und traurigen Nachrichten nicht persönlich zu nehmen, lautet: „auf die positiven Aspekte blicken.“ Die Pandemie wirke wie ein Brandbeschleuniger für bestimmte Themen wie die Digitalisierung des Schulsystems, mobiles Arbeiten oder weniger Straßenverkehr, weniger Klimaschäden, die jetzt endlich angegangen würden.

Verhängnisvolle Verwechslungen

Gerd Corona erlebte aber auch schon verhängnisvolle Verwechslungen. Nachdem die Familie online eine Kirchenbank für den Weihnachtsgottesdienst im Altenberger Dom gebucht hatte, kam prompt einen Anruf vom Pfarrer: Mit solchen Pseudo-Begriffen könnten keine Plätze reserviert werden, lautete der Einwand. Für den Irrtum habe sich der Pfarrer mehrfach entschuldigt, berichtet Gerd Corona.

Und eine weitere amüsante Episode bleibt in Erinnerung: Gerd Corona versprach dem Wirt seines Stammrestaurants in Dellbrück als Unterstützung in Pandemie-Zeiten: Sobald das Lokal nach dem ersten Lockdown wieder aufmache, werde er jeden Donnerstag kommen. Er solle vorab immer einen Tisch für vier Personen reservieren. Der Besitzer habe sich gefreut, aber dann ganz vorsichtig angekündigt, das Reservierungsschild lieber nicht auf den Namen Corona auszustellen. „Das mit dem Essengehen haben wir durchgezogen und setzen wir nach diesem Lockdown weiter fort“, sagt Gerd Corona, bevor er sich am Telefon verabschiedet mit den Worten: „Bleiben Sie gesund, auch wenn Sie mit Corona telefoniert haben!“

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