Bergisch Gladbach – In der Welt der Damenmode ist sie international unterwegs. Sie kauft in Paris, London, New York und Düsseldorf die Kollektionen ein und entwirft auch eigene Modelle. Mit ihrem Geschäft in Bergisch Gladbach ist Marianne Schulz-Bilo aber ganz lokal geblieben. Die Geschäftsfrau ist seit 50 Jahren gefragt, wenn es um exklusive Designermode geht.

Zentral in der Innenstadt, aber an der Paffrather Straße eher in der zweiten Reihe gelegen, ist die Boutique „elle“ über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt. „Durch meine Stammkundschaft im gesamten Rheinland kann mein Geschäft bestehen“, sagt die Unternehmerin.

Branche am Boden

„Im Grunde ist der Einzelhandel in der Bekleidungsbranche am Boden. Und die Aussichten sind schlecht.“ Um sich im Wettbewerb mit großen Kauf- und Modehäusern und dem Online-Handel erfolgreich zu halten, müsse ein Einzelhandelsgeschäft etwas Besonderes und Spezielles bieten, sagt die Gladbacherin.

„Ich gehe auf die individuellen Wünsche und Bedürfnisse meiner Kundinnen ein“, sagt sie. Für Figuren ohne Idealmaße habe sie ebenso die passende Mode wie für schlanke Frauen. „Die Kleidungsstücke ändern wir so ab, dass sie ideal passen.“ Wenn ein Kundenanruf aus Bonn oder Köln kommt, vereinbart Marianne Schulz-Bilo einen Termin. „Dann stelle ich schon vorher für die Kundin eine Auswahl zusammen. Denn ich kenne meist ihre Lebensweise und ihre Vorlieben.“

Erstes Kleid aus Frotteestoff

Mit 21 Jahren macht sich Marianne Schulz-Bilo mit ihrem eigenen Geschäft 1967 selbstständig. „Ich hatte damals 800 D-Mark Startkapital. Mein erstes Kleid habe ich aus orangefarbenem Frotteestoff genäht.“ Zuvor absolviert die gebürtige Gladbacherin eine Ausbildung zur Damenmantel-Näherin. Diese war Voraussetzung für ein Studium zur Bekleidungsingenieurin. Anfangs mit einem kleinen Laden im Tankstellen-Hinterhof an der Paffrather Straße, zieht die Boutique „elle“ Anfang der 70er-Jahre zur Paffrather Straße 16. 2002 kauft die Unternehmerin mit ihrem Mann Helmut Schulz das Nachbarhaus.

Nach Sanierung und Umbau entsteht ein neues Geschäftslokal auf mehreren Ebenen und unterm Dach ein Atelier, in dem die Modefachfrau selbst Modelle entwirft und Studentinnen von Hochschulen anleitet. „Sie lernen bei mir als Praktikantinnen drei bis zwölf Monate lang.“ Marianne Schulz-Bilo schätzt den Kontakt zum Nachwuchs: „Dadurch erfahre auch ich viel Neues.“ Auf die Frage nach inspirierenden Designern sagt sie sofort: „Vivienne Westwood. Ich habe drei Dinge mit ihr gemeinsam: Ich fahre Rad, sehe kein Fernsehen und habe kein Handy.“ Ohne mobiles Telefon unterwegs zu sein könne sie sich erlauben, da sie immer von ihrem Mann begleitet werde.

Designerstil von Jil Sander

Mit der Vorliebe für Schwarz und Weiß, auch dominant in der Boutique, hat ebenso der Designerstil von Jil Sander Spuren hinterlassen. „Bei meinen Entwürfen mixe ich gerne verschiedene Materialen und Schnitte. Es darf ein bisschen schräg und ausgefallen sein.“ Über die neuesten Modetrends weiß sie: „Breite, ausgestellte Schultern wie in den 80ern kommen wieder.“ Sie ist gespannt auf die neuen Kollektionen, denn ans Aufhören denkt sie auch mit 71 Jahren nicht.