Die Kirche in Heidkamp wird am 3. Adventswochenende zum dunklen Märchenwald, mit Melodien, die jeder kennt.
KinderoperMusiktheater Rhein-Berg probt für Hänsel und Gretel

Proben für die Aufführung von Hänsel und Gretel: Das Ensemble des Musiktheaters Rhein-Berg.
Copyright: Anton Luhr
Am dritten Adventswochenende geschieht in Bergisch Gladbach, was man kaum für möglich hält: Die „Kirche zum Frieden Gottes“ vergisst für zwei Abende, dass sie ein Gotteshaus ist – und wird zum dunklen deutschen Märchenwald. Das „MusikTheater RheinBerg e. V.“ wagt das Experiment.
Keine abgehobenen Stars, sondern eine Schicksalsgemeinschaft aus Profis und Laien, Jung und Alt, steht auf der Bühne. Monatelang wurde in elterlichen Wohnzimmern geprobt, an Kulissen gesägt, an Kostümen genäht. Ein Projekt, das nach Schweiß und Herzblut riecht. Und vorweg: Es klingt grandios und sieht verdammt gut aus.
Eine Kinderoper, deren Melodien jeder kennt
Eigentlich wollten sie nur spielen. Hänsel und Gretel, die Kinder eines armen Besenbinders, können vor Hunger nicht schlafen und gehen in den Wald – knapp entkommen sie dem Tod. Engelbert Humperdinck machte aus der schlichten Grimm'schen Gruselgeschichte ein Werk, das bis heute die Opernhäuser füllt wie kaum ein anderes: Er nahm das Märchen ernst.
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Man nennt es „Kinderoper“. Die Melodien kennt jeder – „Suse, liebe Suse“ oder „Ein Männlein steht im Walde“. Jedes Kind kann sie mitsummen. Doch wer auf das Orchester blickt, das Federico Ferrari leitet, sieht Schwerstarbeit. Humperdinck nutzt den vollen Apparat der Spätromantik. Er spinnt komplexe Leitmotive, lässt das Orchester toben, flirren, dräuen.
Die Fäden zieht eine Frau, die Brücken baut
In Heidkamp proben sie gerade das Finale. Ein grandioses Stück Musik. Die Hexe ist verbrannt, der böse Zauber gebrochen. Das macht das Werk unsterblich: Der Lebkuchenzaun verwandelt sich zurück in Kinder. Die Augen der „Kuchenkinder“ öffnen sich. Dann der Hymnus: „Wenn die Not aufs Höchste steigt, Gott der Herr die Hand uns reicht.“ Da werden manchem Erwachsenen die Tränen kommen. Ganz dezent. Das Orchester schwillt an, überwältigend in C-Dur. Ein höchst rührender Moment, in dem das kleine Orchester in Heidkamp plötzlich ganz groß klingt.
Die Fäden zieht eine Frau, die Brücken baut: Regisseurin Tanja Heesen. Als Kreiskantorin in Mettmann und Regisseurin im Rheinisch-Bergischen hat sie eine kulturelle Standleitung zwischen zwei Städten gelegt. Geprobt wurde oft weit entfernt im Kreis Mettmann, in der Kulturvilla der Sopranistin Constanze Backes. Es hat eine feine Ironie, dass ausgerechnet Backes, die charmante Gastgeberin der Vorproben, auf der Bühne zur furchteinflößenden Knusperhexe mutiert.
Sie führt ein Ensemble an, das sich sehen lassen kann: Julia Kurig Yazaki und Ruth-Theresa Fiedler geben das Geschwisterpaar, Karla Bytnarová und Leo Bögeholz die verzweifelten Eltern.

