Auf einen 20:20:40-Takt hat die Bahn aktuell die S11 ausgedünnt, die Bergisch Gladbach ans DB-Netz anschließt. Die Kreispolitik protestiert.
S-BahnKreistag Rhein-Berg fordert von Bahn schnellen Ersatz für S11-Ausdünnung
Parteiübergreifend sind die Verkehrspolitiker im Kreistag stinksauer: auf die Deutsche Bahn und die Art und Weise, wie sie mit den Pendlern aus dem Bergischen umgeht. Denn die Bahn hat wegen Personalmangels ihr Angebot auf der S11 wie berichtet aktuell ausgedünnt: Statt im einprägsamen 20-Minuten-Takt dreimal die Stunde geht's jetzt nur zweimal die Stunde los, und zwar vom Kopfbahnhöfchen Bergisch Gladbach aus zur Minute 13 und 53. Die Minute 33 in Richtung Köln oder sogar Düsseldorf entfällt. In der Gegenrichtung gilt dasselbe, nur zu anderen Minuten, und das noch bis zum 8. Dezember. Die Kreispolitiker fordern einstimmig (bei Enthaltung der FDP) sofortige Abhilfe.
Wie die Bahn das macht, geht es nicht, hatte sich in Reaktion auf die Ausdünnung die SPD-Fraktion gedacht und brachte am 5. November einen Resolutionsentwurf in den Verkehrsausschuss ein: Die Kürzungen seien für regelmäßige Kunden, insbesondere Pendler und Schüler, „nicht hinnehmbar“, der Normaltakt müsse schnell wieder her.
Bus zum KVB-Stopp in Thielenbruch wieder auf der Agenda
So geht das nicht, dachte daraufhin auch die Koalition aus CDU und Grünen und ergänzte: Erstens solle der Zweckverband go.Rheinland als Aufgabenträger aufgefordert werden, kurzfristig mit der DB Regio einen Busverkehr einzurichten, der die aktuellen Ausfälle ausgleiche. Und zweitens sei der Weg so zu wählen, dass der Gladbacher S-Bahnhof mit einem „geeigneten SPNV-Anknüpfungspunkt“ in Köln verknüpft“ werde.
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Im Ausschuss nannte es SPD-Fraktionschef Gerhard Zorn „völlig unannehmbar“, dass die Bahn einseitig und ohne Beteiligung des Kreises Leistungen einstelle. Wenn es tatsächlich Einschränkungen geben müsse, dann nicht morgens, wo Arbeitnehmer und Schüler gleichzeitig führen.
Grünen-Fraktionschefin Ursula Ehren erinnerte daran, dass die Großstadt Bergisch Gladbach ohnehin nur einen einzigen DB-Anschluss habe, und den mit „überschaubarer Bedienqualität“. Viel sei geschehen, um das Hinterland mit Bussen besser anzubinden, „doch jetzt ist der ganze Takt asynchron“. Oberstes Ziel müsse die Takt-Wiederherstellung sein, bis das möglich sei, müsse ein Ersatzverkehr zu einem „nahegelegenen Verknüpfungspunkt“ eingerichtet werden. Das könne auch gerne der KVB-Haltepunkt in Thielenbruch sein.
Ihr CDU-Koalitionspartner Johannes Dünner nannte die Lage „ausgesprochen frustrierend und ärgerlich“. Die Bahn konterkariere die Kreispolitik auf das „Übelste“. Warum müsse denn der eh schon überschaubare S11-Takt weiter ausgedünnt werden: „Was ist mit Strukturen, wo es einen Zehn-Minuten-Takt gibt?“ Es müsse „irgendein schneller Anschluss an irgendeine Schiene“ her, und da müsse die Bahn über ihren Schatten springen und andere Schienensysteme anfahren. Möglicherweise können eine solche temporäre Regelung auch die Bedenken auf Kölner Seite gegen eine solche Thielenbruch-Verbindung ausräumen.
Im Sommer 2022 ruhte die S-Bahn ein verlängertes Wochenende sogar komplett
Die Bedienqualität auf der S11 ist immer wieder Gegenstand kritischer Berichterstattung und Kommentierung auch in dieser Zeitung. Züge verspäten sich oder fallen aus oder fahren nur bis zur Haltestelle Dellbrück und wenden dort („Pofalla-Kehre“), weil sie so stark verspätet sind. Den bisherigen Höhepunkt gab es im Corona- und Ferien-Juli 2022, als die Bahn für ein verlängertes Wochenende ohne Vorwarnung den Betrieb auf den Kölner S-Bahn-Linien S8, S11, S12 und S13/S 19 komplett einstellte.
Die Stilllegung von S-Bahnen rund um Köln betraf allein in Rhein-Berg und Rhein-Sieg 100 000 Menschen. Laut NVR (heute go.Rheinland) hatte die S11 an Werktagen etwa 29 000 Einsteiger, die Linien S12 und S19 ins Siegtal sogar 68 000. Nach dem Totalausfall wurden in einer Krisenkonferenz bei NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer Mindeststandards beschlossen, darunter eine verbesserte Kommunikation und Mindestfahrpläne.