WeltfrauentagWarum der „Mädelsabend“ für Frauen in Rhein-Berg wichtig ist

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Sieben Frauen stehen mit Kaffee um einen Stehtisch auf dem Markt in Bergisch Gladbach-Refrath.

Kaffee auf dem Markt ist Tradition: (v.l.) Daniela Schmidt, Simone Limbach, Angela Rocholl, Brigitta Opiela, Daniela Hepfer, Anke Pinger und als Gast Elisabeth Stegemann.

Seit fast 30 Jahren trifft sich jeden Mittwoch eine Gruppe Refrather Frauen. Sie erzählen, was die wöchentlichen Treffen ausmacht.

Seelenfutter, Pläne schmieden, albern sein, Tränen lachen, Tränen weinen, Ideen entwerfen, Sorgen erzählen, lautstark diskutieren, Bestätigung finden, Vertrautheit genießen, ausgelassen sein – dies und vieles mehr hat er in sich, der Mädelsabend.

Die Frauen einer festen Clique in Refrath arbeiten erfolgreich in ihren Jobs: als Buchhalterin, Musiklehrerin, Sekretärin, Bestatterin, Hebamme oder Koordinatorin für Soziales. Sie sind Mütter, Ehepartnerinnen, Töchter, Schwestern, beste Freundinnen. Diese Mädelsgruppe hat sich wie selbstverständlich Mitte der 90er-Jahre über Kontakte ihrer gemeinsamen Schulzeit und die Nachbarschaft gefunden. Der Anlass war dann ganz einfach: „Können wir uns auch mal privat abends treffen?“

Bergisch Gladbach: Frauen treffen sich jeden Mittwoch

Seitdem sehen sich Brigitte Duda, Ute Engels, Simone Limbach, Brigitta Opiela, Anke Pinger, Angela Rocholl, Barbara Roß, Daniela Schmidt sowie „Nesthäkchen“ Daniela Hepfer – seit 2017 dabei – jeden Mittwoch zum Mädelsabend. „Es war überhaupt keine Frage, ob wir uns treffen und ausgehen können. Unsere Männer haben dann eben auf die Kinder aufgepasst“, erzählt Daniela Schmidt. Keine der Frauen habe gezögert.

Gestartet mit Mitte/Ende 20 sind sie heute Mitte bis Ende 50. „Ich kann in der Gruppe sein, wie ich will. Es wird nichts nachgetragen. Und wer mal mittwochs nicht kann, das ist dann auch okay“, sagt Brigitta Opiela. Sie kümmern sich umeinander, sind füreinander da. Um Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, war und ist die gegenseitige Hilfe sicher.

„Als die Kinder noch klein waren, ist jede von uns bei der Betreuung für die andere eingesprungen. Egal, was war“, betont Simone Limbach. Und Daniela Schmidt erinnert sie sofort: „Ich habe dir doch damals den Basti gebracht, als ich dringend wegmusste.“ Simone Limbach nickt. Klar, keine Frage. Die Verlässlichkeit und das Vertrauen untereinander sind mit den Jahren immer stärker geworden.

„Diese Frauen gehören einfach zu meinem Leben“, beschreibt Simone Limbach, welche Bedeutung die Gruppe für sie hat. „Wir haben gelernt uns gegenseitig auszuhalten“, ergänzt Brigitta Opiela und Anke Pinger sagt: „Wir teilen schöne Erinnerungen miteinander. Das tut gut.“

In Führungspositionen gibt es für Frauen immer noch keine Gleichberechtigung.
Brigitta Opiela, Bergisch Gladbacherin

Beim Thema Gleichstellung und Rechte von Frauen ist allen in der Gruppe bewusst, dass sie rundum ein gutes Leben haben. „Wir genießen es, alles frei entscheiden zu können“, sagt Daniela Schmidt. Und Brigitta Opiela erinnert daran, dass die Frauen dafür seit vielen Jahren hart kämpfen. „In Führungspositionen gibt es für Frauen immer noch keine Gleichberechtigung.“

Anstrengend finden die Frauen das Gendern. Limbach: „Mein Verständnis von Frau-sein hat nichts mit Gendern zu tun. Wenn es extrem wird, nervt es mich nur.“ Was die inzwischen jugendlichen Kinder betrifft, achten sie als Mütter darauf, dass es gleichberechtigt zugeht. Ob Jungen oder Mädchen, alle müssen in Haus und Garten, beim Kochen oder Waschen gleichermaßen helfen.

Gemeinsame Reisen, wie zum Beispiel nach Amsterdam, Brügge, Dublin oder Rom, haben die Bande der Gruppe ebenso gestärkt wie ihr ehrenamtliches Engagement. Jede ist in einer Organisation oder einem Verein wie Hospiz, Flüchtlingshilfe, Für uns Pänz oder Bücherei aktiv. Spaß im Karneval hat die Truppe ebenso, die einst als „Freche Früchtchen“ im Refrather Zug mitwirkten.

Auf dem Weg zu Ehrenamt oder Job geht am Freitagmorgen nichts ohne einen Kaffee auf dem Wochenmarkt. Da hat die Clique ihren Stammplatz am Stehtisch bei „Zimt und Zucker“. Wer kann, kommt. Beim heißen Cappuccino wird gleich alles, was gerade ansteht, angesprochen und viel gelacht. „In dieser Runde zu sein, ist ein großes Glück für mich“, freut sich Daniela Hepfer beim Treffen auf dem Markt. Als Zugezogene in Refrath habe sie Zeit gebraucht, um Anschluss zu finden. „Es ist wunderbar, mit diesen Frauen zum Mädelsabend zusammenzukommen.“

Dann blickt die erste auf die Uhr. Nach und nach trinken sie ihren restlichen Kaffee aus den Gläsern. „Ich muss auch los“, sagt Daniela Schmidt. „Wir sehen uns alle Mittwoch bei mir.“


Persönliche Erfahrungen in den Mädelsgruppen

Julia-Rebecca Riedel, 39, aus Odenthal-Neschen, evangelische Pfarrerin – ehrenamtlich in Odenthal, hauptamtlich in der Flutseelsorge in der Eifel und im Ahrtal: „Unternehmungen mit meiner Partnerin und dem Freundeskreis sind schön, sie ersetzen aber nicht die vertraute Mädelsgruppe. Ich merke, wie sehr mir manchmal eine solche Runde fehlt. Während meines Studiums hatte ich natürlich meine Mädelsabende. Nach der Studienzeit sind wir durch unsere Berufe auseinandergegangen.“ Bei ihren verschiedenen Aktivitäten, ob Gemeindegruppe oder Mentoring-Fortbildung, werde ihr oft bestätigt, wie wichtig der Austausch unter Frauen ist. „Es tut uns Frauen einfach gut, uns gegenseitig zu unterstützen. Das sollten wir pflegen. Auch für Frauen in Führungspositionen ist es wichtig.“

Monique Grimbach, 40, aus Bergisch Gladbach, Sozialarbeiterin, drei Kinder: In der Kindergartenzeit ist ihre Mädelsgruppe mit zwölf Frauen vor rund vier Jahren entstanden. „Wir waren damals alle im selben Boot, haben uns kennengelernt und die ersten Unternehmungen zusammen gemacht.“ Inzwischen treffen sie sich einmal im Monat zum Mädelsabend – gehen essen oder kommen privat zusammen. „Wir können über alles reden. Mit Familie, Partnerschaft und Job alles im Lot zu halten, da lastet eine Menge Verantwortung auf uns. Die Frauenrunde gibt mir das Gefühl, nicht allein zu sein. Sie stärkt mich in meiner jetzigen Lebensphase.“ Ihren 40. Geburtstag hat sie mit 25 Frauen gefeiert – der Mädelsrunde und besten Freundinnen. „Wir haben getanzt bis in den frühen Morgen, einfach toll!“

Anna Keppel, 31, aus Bergisch Gladbach, im Vorstand des Vereins Frauen stärken Frauen und seit Juli 2022 Mutter einer Tochter: Ihre Mädelsrunde besteht aus drei Frauen: „Ich treffe mich einmal in der Woche mit der Schwester meines Lebensgefährten und der Freundin seines Bruders. Wir verstehen uns sehr gut und reden über alles, was uns im Leben bewegt.“ Auch festige das die familiäre Bindung. „Keine wird für irgendwas kritisiert, es wird nichts übelgenommen. Es ist wichtig, dass Frauen starke Bindungen haben und sich dafür Zeit nehmen.“ Auch die Frauen im Vorstand und im Verein bedeuten ihr viel. „Von ihnen kann ich einiges lernen. Mir ist es deshalb wichtig, dass auch meine Tochter mit diesen Frauen aufwächst und von deren Erfahrungen und Stärke profitiert.“

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