Rhein-BergBeim Hochwasser eingestürzt – So geht es Pferd und Reiterin heute

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Chiara Infusino und Quimbo 130821

Die Schürfwunden sind verheilt, doch die Erinnerung an den Ausritt kurz nach dem schweren Unwetter werden Chiara Infusino (28) und ihr Quimbo (9) wohl niemals vergessen.

Bergisch Gladbach – Sanft klopft Chiara Infusino auf den Hals von Quimbo. Die Schürfwunden des Vierbeiners sind mittlerweile verheilt, Sehnenschwellungen abgeklungen. Chiara Infusino atmet tief durch. „Ich bin so unendlich froh, dass es ihm wieder gut geht“, sagt die 28-Jährige. Vor knapp einem Monat hatte sie noch Todesängste um ihr Pferd ausgestanden – bei einem Ausritt, den sie ihr Leben lang nicht vergessen wird und der nach einem Bericht in dieser Zeitung bundesweit durch die Medien ging.

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Das Pferd konnte mithilfe der Feuerwehr Bergisch Gladbach gerettet werden.

Wenige Tage nach dem verheerenden Starkregen in der Region, war Chiara Infusino in Sichtweite des Pferdestalls bei Herkenrath mit zwei Freundinnen ausgeritten, als Quimbo plötzlich stürzte. „Zuerst dachte ich, er wäre vom Weg gerutscht“, erinnert sich die Kölnerin, die ihr Pferd seit Jahren auf dem Hof im Bergischen stehen hat.

Größte Gefahr für das Pferd: Gebrochenes Bein

„Quimbo lag ganz ruhig da und ließ mich absteigen.“ Danach gab die Erde komplett nach, das rund 700 Kilogramm schwere Pferd rutschte in ein zwei Meter tiefes Loch in dem offenbar unterspülten Wiesenweg. „Quimbo muss das gespürt haben“, ist Chiara Infusino überzeugt. Sie ist mit Pferden groß geworden, aber so etwas hatte sie bis dahin noch nicht erlebt.

Chiara Infusino und Feuerwehr 130821

„Ich bin den Feuerwehrleuten so unendlich dankbar“, sagt Chiara Infusino, hier unmittelbar nach der Rettung ihres Quimbo mit den Einsatzkräften der Feuerwehr Bergisch Gladbach.

„Meine Freundin Anna Kirschner hat sofort mit dem Handy die Feuerwehr und den Stallbesitzer gerufen“, erinnert sich die Reiterin an die Sekunden nach dem Unfall, die ihr wie Stunden vorkamen. „Mir schoss nur durch den Kopf, wie wir ihn da wieder rausbekommen sollten. Und nicht daran zu denken, wenn er sich dabei ein Bein gebrochen hätte – dann hätten wir ihn wohl einschläfern lassen müssen. Ich mag gar nicht daran denken.“

Nach etwa einer Stunde aus Erdloch befreit

Zum Glück sei Quimbo ganz ruhig geblieben: „Das hat ihm wahrscheinlich mit das Leben gerettet. Zusammen mit der Feuerwehr, die wirklich Unglaubliches geschafft haben“, so die Pferdebesitzerin. „Ein Feuerwehrmann kannte sich mit Pferden aus, und einer konnte den Stallbagger vom Hof bedienen“, erinnert sie sich.

Chiara Infusino und Trainer 130821

Dressurtrainer Albert Pedram hat Quimbo diese Woche  erstmals nach dem Unfall wieder geritten.

Von einem zweiten Weg unterhalb der Unglücksstelle hoben die Retter mit dem Bagger einen Graben bis zu dem Loch, in dem das neun Jahre alte Pferd feststeckte. Nach rund einer Stunde habe man das Tier schließlich aus dem Erdloch herausführen können, berichtete die Feuerwehr damals. „Ich bin den Feuerwehrleuten so unendlich dankbar“, sagt Chiara Infusino.

Infusino saß noch nicht wieder auf ihrem Pferd

„Das war ja auch für die nicht ungefährlich – wenn Quimbo nicht so ruhig geblieben wäre...“, überlegt sie. Ein ebenfalls sofort alarmierter Tierarzt habe Quimbo dann eine Spritze gegen die Schmerzen gegeben. „Ich war so froh, dass er sich nichts gebrochen hatte.“

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Zum Glück habe sie gerade drei Wochen Urlaub gehabt, sagt die 28-Jährige, die in der Gastronomie eines Automobilherstellers in Köln arbeitet. „So konnten Quimbo und ich uns beide von dem Ganzen erholen und den Schock verarbeiten.“ Eine Osteopath habe sehr dabei geholfen, dass Quimbo wieder auf die Beine gekommen sei, sagt die Reiterin. „Und mein Trainer Albert Pedram hat ihn dann wieder antrainiert.“ Anfang dieser Woche ist er zum ersten Mal nach dem Unfall wieder auf Quimbo geritten. Chiara Infusino hat noch nicht wieder auf dem Rücken ihres Vierbeiners gesessen. In den nächsten Tagen wolle sie das aber auch wieder versuchen.

In einem ist sich die 28-Jährige allerdings sicher: „Ausreiten werde ich erstmal noch nicht. Da können ja auch noch andere Wege unterspült sein“, nimmt sie die Warnungen von Feuerwehr und Forst ernst. „Erstmal bleiben wir nur in der Reithalle oder auf Straßen“, sagt Chiara und krault ihren Quimbo: „Und im nächsten Jahr schauen wir dann mal...“ Quimbo schmiegt den Kopf an die Schulter der 28-Jährigen. Keine Frage, die beiden verstehen sich blind.

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