Welche Schule zuerst?Sanierung aller Schulen in Bergisch Gladbach wird Jahrzehnte dauern

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Das Foto zeigt die Baustelle am Nicolaus-Cusanus-Gymnasium

Das Nicolaus-Cusanus-Gymnasium in der Stadtmitte wird derzeit saniert.

Mit einer Priorisierung geht die Stadt Bergisch Gladbach die Sanierung seiner Schulgebäude an.

 Ein Sorgenkind macht viel Arbeit. Viele Sorgenkinder machen noch viel mehr Arbeit. In der Kreisstadt gibt es sehr viele Sorgenkinder. Es sind die Gebäude der Schulen, also der Grund- und der weiterführenden Schulen, die die Verwaltung in den kommenden Jahren mit einem dreistelligen Millionenaufwand erneuern, instandsetzen, erweitern oder grundsätzlich neubauen muss.

Eine Mega-Mammut-Aufgabe steht den Planern da ins Haus, vielleicht nur vergleichbar mit der Neuordnung des Geländes der Papierfabrik Zanders. Die Folgen eines jahrelanger Sanierungsstaus in Zeiten leerer Kassen machen sich mehr als bemerkbar. Und irgendwie müssen die Baukosten auch gegenfinanziert werden aus dem Haushalt von Stadtkämmerer und Baudezernent Thore Eggert (FDP).

Grundschulen betroffen

Dass nahezu alle 20 städtischen Grundschulen saniert werden müssen, ist bereits gesetzt, mit dem Bau der beiden Modul-Sofortschulen in Hebborn und Refrath hat die Stadt hier eine Art Erste-Hilfe-Paket aufgesetzt. Aber das ist erst der Anfang. Vor ihr liegt ein Marathonlauf, der wohl mehrere Jahrzehnte andauern wird. Und anschließend mit den zu Anfang sanierten Schulgebäuden wieder von vorne losgehen könnte. Fakt ist: Die Schulgebäude sind flächendeckend zu klein, es fehlen Klassen für einen modernen, den Schülern zugewandten Unterricht.

Mit Inklusion und Integration gibt es weitere Herausforderungen. Dass auch in Rösrath, Odenthal, Kürten und Overath Schulen saniert werden müssen, ist da nur in kleiner Trost. Wo aber anfangen mit dem Sanierungsmarathon? Vielleicht in Paffrath an der Integrierten Gesamtschule oder doch besser zunächst an den Grundschulen?

Einschränkungen möglich

Welche Schule ist derart marode, dass die Planungen im Grunde gestern schon hätten beginnen müssen? Das ist die Gretchenfrage für die Entscheider, aber auch für die Schulkinder, für Eltern und die Pädagogen. Sanierung bedeutet eben auch: Baustelle für mehrere Jahre, Improvisation und Einschränkungen, Baufahrzeuge, Kräne, Staub, Lärm und auch Ersatzgebäude für die Bauzeit. Es allen gerecht zu machen, scheint fast nicht möglich zu sein.

Die Stadt versucht es: Die Schulen sollen „als Ganzes“ betrachtet und priorisiert werden. In internen Steckbriefen sind in Kooperation mit allen Schulen zum ersten Mal sogenannte „standortscharfe“ Übersichten aller Bedarfe entstanden. „Dies war zwingend notwendig, um den Sanierungsstau mit punktuellen Einzellösungen, auch langfristig und strategisch zielführend abarbeiten zu können“, erklärt Bürgermeister Frank Stein (SPD) das Vorgehen.

Priorität in der Verwaltung

Die Schulsanierung werde auf viele Jahre höchste Priorität für die Stadtverwaltung haben. Aus schulischen Bedürfnissen, den vorhandenen und benötigten Raumkapazitäten und den Aspekten der Gebäudesicherheit sei eine Rangfolge zusammengefügt worden, mit dem Ziel, eine verbindliche Ablaufplanung zu erreichen.

Verbindlich heißt: Im Einvernehmen mit den Schulen. Mittlerweile sind die Schulvertreter informiert, am vergangenen Mittwoch hatte die Stadt zu einem nichtöffentlichen Gespräch eingeladen. „Ziel war es, ein gemeinsames Vorgehen zu vereinbaren“, berichtet der Beigeordnete Ragnar Migenda (Bündnis 90/Die Grünen) aus der Schul- und Verwaltungsrunde.

Vorschlag geht in die Politik

Es habe auch geklärt werden müssen, welche Veränderungen an den Schulen drängen und eilen und nicht auf eine in den kommenden Jahren anstehende Sanierung warten können. Die Zeitleiste der Maßnahmen müsse nach der Beratung weiter überarbeitet werden, sagt Migenda.

Erst anschließend reiche die Verwaltung ihren Priorisierungsvorschlag zur Beratung und Entscheidung in die Politik ein. Allerdings darf davon ausgegangen werden, dass die Ideen über die Runde des Ältestenrats bereits in die Gremien bereits eingespeist worden sind.

Frage der Finanzierung

In den nächsten Wochen wollen die Planer nun den Zeitplan weiter aktualisieren und „eine realistische Zeitschiene auf Basis der personellen und finanziellen Ressourcen erarbeiten“. Anschließend geht das fertig geschnürte Paket in die Gladbacher Politik, möglicherweise auch mit Veränderungen.

Das Wort der Schulen hat allerdings Gewicht, ein Umstoßen des geschnürten Pakets von der Politik steht nicht zu erwarten.Thore Eggert spricht von höchster Relevanz auch für die städtischen Haushalte der nächsten Jahre. Schließlich müssten auch die Gelder für die Sanierungen gesichert sein. Die Planer der Stadt setzen auf einen großen Konsens bei diesem schwierigen Thema.

Die Stadt habe einen „Meilenstein auf dem Weg zur verbindlichen Schulbau- und Sanierungsplanung erreicht“, heißt es in einer Mitteilung.


Um die Raumnot zu lindern, sind im Sommer zwei Sofortschulen in Hebborn und Refrath in Betrieb genommen worden. Die Schulen, entstanden in Modulbauweise, bieten Platz für vier erste Klassen mit 80 Schülern, auch zwei Förderräume gibt es.

Seit März 2020 läuft die Sanierung des Nicolaus-Cusanus-Gymnasiums in der Stadtmitte. Nach Abbruch eines Schultrakts läuft aktuell der Neubau eines Bereiches. Auch die Schulaula wird saniert.

Vor fast genau einem Jahr startete mit dem ersten Spatenstich der Neubau der Gemeinschaftsgrundschule in Bensberg. Es ist seit Jahrzehnten das erste Mal, dass die Stadt eine komplette Schule neu baut. Geplant ist die Übergabe des fertigen Schulgebäudes für die 280 Schüler im ersten Halbjahr 2025.

Zu Anfang des Jahres 2021 schloss die Stadtverwaltung die Sanierung der Otto-Hahn-Schulen in Bensberg ab. Das Projekt kostete etwa 33 Millionen Euro.

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