Volle Ränge und buntes Programm in der Belkaw-Arena. Die Niederlage der Gladbacher, die einen Ehrentreffer erzielten, dämpfte die Laune nicht.
Seltenes GastspielDer 1. FC Köln trat gegen die SV Bergisch Gladbach 09 an

Einlauf in die Belkaw-Arena zum Testspiel des 1. FC Köln gegen SV Bergisch Gladbach 09.
Copyright: Axel Randow
Bratwurst, Bier und vor allem spannender Fußball lockte am Samstagnachmittag rund 5000 Besucher in die Belkaw-Arena: SV Bergisch Gladbach 09 gegen den 1. FC Köln. Ein Spektakel, das Groß und Klein neugierig machte. Von den gefüllten Rängen aus verfolgten alle gebannt das 90-minütige Spiel, bei dem sich Petrus als unabhängiger Ersatzspieler erkenntlich zeigte.
Viel zu schauen gab es schon lange vor dem Anpfiff, denn sobald die Besucher durch die Eingangskontrolle kamen, lockte die Familienmeile im Sonnenschein zur Erkundung. An der Rota Fortunae, beim Sack- oder Ringewerfen sowie bei „Hau den Kaba“ durften die Besucher ihr Glück herausfordern und wurden reichlich belohnt mit Nervennahrung für das anstehende Spiel, die für den einen oder anderen noch unverzichtbar werden sollte. Zwar überwogen zumindest optisch die Köln-Fans, die angereisten Besucher jedoch kamen zu großen Teilen auch aus Gladbach selbst.
Tickets für Sitzplätze im Stadion waren schnell vergriffen
Wie Thomas mit Tochter Leonie (21) und Sohn Noah, der sich ebenfalls an den Gewinnspielen und den jeweiligen süßen Preisen erfreute. „Papa ist FC-Fan. Deswegen bin ich auch einer“, schlussfolgerte der Achtjährige logisch. „Leonie hat Fußball gespielt, da war es nicht schwer, sie zu überzeugen, mitzukommen“, war er stolz auf seine Schwester. Für ihn selbst war es der erste Besuch in einem Stadion.
„Wir wollten klein anfangen. Hier ist es schön, bunt und es herrscht gute Stimmung. Allerdings haben wir nur noch Stehplätze bekommen, alles andere war sofort weg“, so der Vater, der mit seiner Schiebermütze einerseits seine Leidenschaft für den „Effzeh“ deutlich machte, andererseits auch für die „Klüngelköpp“, die die Besucher vor dem Spiel mit ihren Songs in Bewegung brachten.
Großer Jubel beim ersten und einzigen Tor der Bergisch Gladbacher
Auch der sechsjährige Paul und seine Mutter Nina aus Dellbrück waren Team „Effzeh“ und sahen das Spiel ihres Lieblingsvereins mal aus einer anderen Perspektive. „Paul ist seit seiner Geburt FC-Mitglied, wir sind oft im Stadion. Allerdings waren wir noch nie in einem so kleinen und um die Ecke. Die Atmosphäre ist ruhiger und familiärer“, erkannte das Mutter-Sohn-Gespann schnell die Vorteile. „Es ist das erste Testspiel für den FC, da wünscht man sich einen Sieg“, drückten sie die Daumen.
Turbulent ging das erste Spiel unter dem neuen Trainer Lukas Kwasniok los. Kaum war die erste Viertelstunde vorbei, hatte sich der FC einen guten Vorsprung gegenüber dem SV 09 verschafft. Jubel auf den Rängen, aber auch Anspannung, wann denn der Gastgeber nachziehen würde, lagen in der Luft. Und es dauerte gar nicht lange, bis der erlösende Treffer von Claudio Heider im Tor landete und die hauseigene Tormusik ertönte, die nicht weniger Stimmung als erneute „Kölle Alaaf“ verbreitete. Viele Schals gingen hoch, ein Raunen durch die Menge in spannungsvollen Momenten und auch die vielen Kinder in ihren Trikots mit dem Namen des Lieblingsspielers verfolgten mucksmäuschenstill einen ruhigen und fairen Spielfortschritt.
Inklusives „Special Team“ zeigte Talent, Fairness und Zusammenhalt
Talent und vor allem Gemeinschaft, Fairness wie Zusammenhalt hatte das inklusive „Special Team“ von „einfach gemeinsam“ bewiesen – wie auch die Gegner, bekannte Gesichter aus Gladbach, die am Vormittag auf dem Rasen aufeinandertrafen. „Es war gerecht, ein Ja für unseren Fußball. Jeder, der das gemacht hat, wird merken, dass es einem unwahrscheinlich viel gibt, einem solchen Team wie unserem anzugehören.
Hier geschieht das, was in der Gesellschaft gebraucht wird“, machten Co-Trainer Reiner Lorz und die Spieler auf ihre gemischte inklusive Mannschaft neugierig. „Ich bin stolz. Es war natürlich ein bisschen Nervosität dabei, vor so vielen Leuten zu spielen, aber es hat riesigen Spaß gemacht“, so das Resümee von Spieler Henry, der, wie auch alle anderen, mit einem Unentschieden zufrieden war. „Wir spielen nicht wegen des Erfolges, sondern aus Liebe“, erklärte er mit einem Strahlen in den Augen.
Jugendarbeit wird bei der SV Bergisch Gladbach 09 großgeschrieben
Torschütze Werner konnte ihm nur beipflichten und ist der Meinung, dass auch bei ihnen die Jugend gefördert werden sollte. Bei der SV Bergisch Gladbach 09 geschieht das längst: Alle packten mit an. Während ein Teil den Bonverkauf managte, fungierten andere als Ballkinder. „Wir wollten Gladbach ein großes Fußballfest bescheren, das ist uns gelungen“, so Vize-Präsident Klaus-Dieter Becker vom SV 09. Nach einer Ausschreibung, auf die sich der Verein beworben hatte, habe die Jury beste Voraussetzungen gesehen für das Gastspiel des FC Köln in Gladbach.
„Auch für unsere Spieler war es eine riesige Ehre, gegen ihre Vorbilder, einen Verein, der so viel Strahlkraft hat, zu spielen“, zeigte er sich mit dem Tag sehr zufrieden. „Für uns war es wichtig, eine gute Visitenkarte abzugeben. Fair Play hat eine große Rolle gespielt, die Leute haben positive Stimmung mitgebracht, waren mit Spaß dabei. Es hat keinen einzigen Vorfall gegeben. Dafür will ich mich herzlich bedanken bei den Besuchern“, freute sich Becker.