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Shisha-BarSüße Duftwolken – Besucher der VHS klagen über Geruchsbelästigungen

Lesezeit 3 Minuten

Bergisch Gladbach – Dicke Luft in der Volkshochschule: Aus der benachbarten Shisha-Bar strömen süße Duftwolken in die Bildungseinrichtung. Wegen des penetranten Geruchs klagen Mitarbeiter, Dozenten und Seminarteilnehmer schon seit geraumer Zeit über Kopfschmerzen und Übelkeit. Veranstaltungen mussten abgebrochen oder verlegt werden.

Mit Hochdruck suchen nun Stadtverwaltung, Vermieter und Ladeninhaber nach Löchern und Ritzen im Gebäude, durch die sich die intensiven Dünste der Shishas ihren Weg bahnen.

Hotspot für Jugendliche und junge Erwachsene

Erst im Juni hat Daniel Lekscha seine Shisha-Bar an der Buchmühlenstraße eröffnet, Wand an Wand mit der VHS. Die lange leerstehenden Räumlichkeiten passen perfekt zu seiner Geschäftsidee. Im Schummerlicht sitzen Gäste auf Sofas aus Paletten. Ab und zu zieht einer am Mundstück der Wasserpfeife, die vor ihnen auf einem niedrigen Tisch steht. Süßer Rauch wabert durch den Gastraum. Es riecht nach Früchten: nach Apfel, Kokos oder Pfirsich. Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene treffen sich dort, um entspannt zu rauchen.

Die Beschwerden von nebenan ließen allerdings nicht lange auf sich warten. Und tatsächlich: Schon beim Betreten der Volkshochschule steigt einem ein leicht süßlicher Geruch in die Nase. Nicht so intensiv wie in der Shisha-Bar, aber doch deutlich wahrnehmbar.

Shisha-Geruch auch im VHS Gebäude

An Wochenenden und montags morgens seien die Geruchsbelästigungen besonders groß, haben Mitarbeiter der VHS festgestellt, wenn im Lokal an den Abenden vorher besonders viel los gewesen ist. Nicht überall im Gebäude, nur an bestimmten Stellen liegt dann ein streng süßlicher Geruch in der Luft: in der Hausmeisterloge, im Putzraum und der Turnhalle im Erdgeschoss, in Lehrküche, Vortragsraum und in einem Büro in der ersten Etage.

„Bei meinen Fortbildungen klagen immer wieder Teilnehmer über Übelkeit, Kopfschmerzen und mangelnde Konzentrationsfähigkeit“, beklagt sich Ausbildungstrainerin Roswitha Sanders. Auch ihre eigene Konzentration werde durch die Dauerberieselung der süßen Dünste gestört.

„Ich halte es für skandalös“

Die Dozentin befürchtet, dass die Dämpfe der Shishas gesundheitsschädlich sein könnten: Denn Wasserpfeifenrauch enthält Kohlenmonoxid. „Ich halte es für skandalös, in einem Gebäude, in dem eine öffentliche Bildungsinstitution untergebracht ist, die Ansiedlung einer Shisha-Bar zu erlauben“, beschwert sich Roswitha Sanders und fordert die Verwaltung auf, Messungen des CO-Gehalts zu veranlassen.

Dettlef Rockenberg, Fachbereichsleiter für Bildung und, Kultur, kann die Beschwerden nachvollziehen – aus eigener Erfahrung, als Teilnehmer eines Yoga-Kurses in der Turnhalle. Reihenweise seien die Leute ausgestiegen, weil sie Kreislaufprobleme bekommen hätten, erzählt Rockenberg.

Die Betreiber Benjamine Yahya und Daniel Lekscha (v.l.)wollen alles tun, um eine Lösung zu finden.

„Baurechtlich und gaststättenrechtlich gibt es für die Stadt jedoch keine Grundlage, den Betrieb der Shisha Bar nicht zu genehmigen. “, erklärt der Fachbereichsleiter der Stadt Bergisch Gladbach. Kompliziert macht die ganze Sache, dass die Stadt nicht nur Aufsichts- und Genehmigungsbehörde, sondern auch Miteigentümer des Gebäudekomplexes ist.

Suche nach Lecks im Gebäude

Bevor die Stadtverwaltung Kontrollen des Kohlenmonoxid-Gehalts in der Raumluft anordnen werde, sollen erst Strategien umgesetzt werden, die alle Beteiligten – darunter auch der Vermieter der Shisha-Bar – bei einem Ortstermin vor kurzem vereinbart hätten, berichtet Rockenberg. Zuerst sollen mit einer speziellen Maschine der Feuerwehr, die Nebel ausstößt, Lecks im Gebäude aufgespürt werden, damit sie abgedichtet werden können.

Geprüft werde außerdem, ob die bestehende Lüftungsanlage in der Shisha-Bar den Anforderungen gewachsen sei. „Ich bin sicher, dass wir noch in diesem Jahr Ergebnisse bekommen“, ist Rockenberg optimistisch, Lösungen zu finden. Dringend sei dies auch, um die Einahmeeinbußen der VHS in Grenzen zu halten.

„Ich will nicht schon wieder meinen Job verlieren“

Auf eine schnelle Klärung hofft auch Bar-Inhaber Lekscha: „Ich habe sehr viel Geld in den Umbau investiert.“ Der 28-Jährige versichert: „Wir wollen alles unternehmen, damit Nachbarn sich nicht belästigt fühlen.“ Sein Geschäftsführer Benjamine Yahya wünscht sich erst recht, dass am Ende alle Beteiligten die Friedenspfeife rauchen können. Der Existenzgründer musste im August seinen Fachhandel für Hygiene direkt nebenan schließen. Die Kanalbaustelle Strunde hoch vier habe seinen Betrieb von den Kundenströmen abgeriegelt. „Ich will nicht schon wieder meinen Job verlieren“, sagt der 29-Jährige.