Spitzenkoch Joachim Wissler verabschiedet sich aus dem „Vendôme“ Althoff Grandhotel Schloss Bensberg.Sein Nachfolger wird Dennis Kuckuck.
Bergisch Gladbacher SternerestaurantJoachim Wissler gibt Leitung des „Vendôme“ nach 25 Jahren ab

04.04.2023 Joachim Wissler ist Koch der Zwei-Sterne-Küche im Restaurant Vendome im Grandhotel Schloss Bensberg.
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Das Ende einer Ära: Spitzenkoch Joachim Wissler (62) übergibt die Leitung seines Sternerestaurants „Vendôme“ im Althoff Grandhotel Schloss Bensberg an seinen Sous-Chef Dennis Kuckuck.
Nach 45 Jahren am Herd, 25 Jahre davon als Chef des „Vendôme“, verabschiedet Wissler sich also zum 31. Oktober aus dem operativen Geschäft. Um die Zukunft seines Restaurants mache er sich aber keine Sorgen: Mit Dennis Kuckuck habe er einen „begabten Nachfolger aufgebaut und ausgebildet“, der das Restaurant in seinem Sinne weiterführen werde. „Wenn ich demnächst am Schloss vorbeifahre, werde ich wissen, dass das Vendôme gut aufgehoben ist. Das ist schön“, sagte Wissler im Gespräch mit dieser Zeitung.
Die Überlegung, sich aus der Küche zurückzuziehen, sei länger in ihm gereift. „Der Gedanke hat mich schon beschäftigt. Das ist ein eingreifender Schritt, aber am Ende ist es mit nicht mehr schwer gefallen, ihn zu gehen“, schilderte der Sternekoch. Das liege besonders daran, dass er zusammen mit dem Eigentümer der Althoff-Gruppe Thomas H. Althoff einen „guten Weg“ gefunden habe, wie er dem Unternehmen weiterhin erhalten bleiben könne.
Er werde in Zukunft die kulinarische Entwicklung gemeinsam mit den einzelnen Häusern und dem Management-Board vorantreiben. „Ich möchte die vielen Erfahrungen, die ich in den letzten 45 Jahren gemacht habe, nutzen, und meine kulinarische Expertise auch in anderen gastronomischen Bereichen einbringen“, erläuterte Wissler. Das könne er in seiner neuen Funktion tun. In der Gastronomie der Unternehmensgruppe gebe es „jede Menge Arbeit“.
Wissler will mehr auf seinen Körper hören
Für die Entscheidung seines Rückzugs gab Wissler zwei Gründe an. Zum einen: „Irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem man sich lösen muss. Den muss man erkennen“, sagte er. Bei ihm sei das jetzt so weit. Nun könne er die Küche verlassen, ohne dass gleich der Ruhestand kommt. Zum anderen: „Ich bin ja keine 25 mehr. Wenn du älter wirst, musst du mehr auf deinen Körper hören. Die neuen Arbeitszeiten werden nicht mehr so ein Ausmaß annehmen, wie das jetzt der Fall ist.“
Die Reaktionen auf seine Entscheidung seien bisher positiv ausgefallen: „Alle, denen ich meine Überlegungen geschildert habe, waren positiv überrascht und meinten, dass es der richtige Schritt zur richtigen Zeit ist“, berichtete Wissler.
Sein Vierteljahrhundert im Schloss sei „prägend“ gewesen. Besonders die Zeit des Aufbaus: „Aus einem Schloss, das nicht restauriert und noch nie ein Hotel war, das rauszuholen, was es schließlich geworden ist, war mit viel Kraft und Arbeit verbunden“, sagte er. Er habe aber auch das, was er in diese Arbeit hineingesteckt hat, wieder herausbekommen. Wisslers Zeit im „Vendôme“ wurde von zahlreichen Erfolgen begleitet. Wer eine Ahnung haben will, auf welchem Niveau Wissler kocht, sollte sich seinen Internetauftritt ansehen: Die Liste der Auszeichnungen ist lang.
Erst vor kurzem hatten Hotel und Restaurant ihr 25-jähriges Jubiläum gefeiert. Während seines Auftritts auf der Geburtstagsfeier plauderte er über besondere Erlebnisse im „Vendôme“. Er erinnerte sich zum Beispiel daran, wie er zusammen mit Bono, dem irischen Rocksänger, den Nachmittag in der Küche spontan ein Sechs-Gang-Menü für die ganze Band kreierte.
Aber den Weg auf die Überholspur fand er schon vor dem „Vendôme“. Joachim Wissler war noch keine 30 Jahre alt, als er in Schloss Reinartshausen im Rheingau den ersten Stern erkochte, bald den zweiten.
Der Wechsel nach Bensberg im Jahr 2000 wurde zum Abenteuer. Hotelier Thomas H. Althoff hatte gerade das Grandhotel im Schloss renoviert und die Ambitionen waren groß. Wenige Kilometer entfernt in Schloss Lerbach – ebenfalls ein Luxushotel der Althoff-Gruppe – war damals Dieter Müller, mit drei Michelin-Sternen, der unumstrittene Platzhirsch. In dessen Dunstkreis wagte sich Joachim Wissler, dann ging alles ganz schnell – bis zum dritten Stern.
Zum Jubiläumsjahr – und jetzt auch Wisslers Abschiedsjahr – hätte es schön gepasst, wenn der dritte Stern in sein Restaurant zurückgekehrt wäre.