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Streit im GeschichtsvereinDie Abteilung Rhein-Berg unterliegt vor Gericht

Lesezeit 3 Minuten
Viele Menschen stehen auf einem kleinen Platz, dahinter sieht man die Türme von Schloss Bensberg.

Vorstand und Stadtspitze bei der Einweihung des neuen Geschichtelokals 2022 in Bensberg.

Der Bergische Geschichtsverein hatte die Abteilung in Bensberg verklagt, weil sie sich selbstständig machen wollte. Das verletzt die Satzung.

Ein tiefer Graben klafft zwischen dem Bergischen Geschichtsverein und seiner Abteilung Rhein-Berg. Ob er noch zu überbrücken ist, scheint fraglich. Der Streit zwischen Verein und Abteilung wurde zuletzt vor dem Kölner Landgericht ausgetragen.

Wie berichtet, hatte die Abteilung Rhein-Berg Ende April 2024 auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung mehrheitlich für die Loslösung vom Hauptverein gestimmt, um künftig als unabhängiger Verein agieren zu können. Neben dem Vorwurf, dass der Hauptverein dem allgemeinen Mitgliederschwund tatenlos zusehe, hatte Lothar Eschbach, der Vorsitzende der Abteilung Rhein-Berg, vorrangig finanzielle Gründe für den „Austritt“ genannt.

Der Austritt sollte das Geschichtelokal retten

Damals musste die Abteilung ein Viertel ihrer Mitgliedsbeiträge an den Hauptverein in Wuppertal abtreten. Zwischenzeitlich hat sowohl die Rheinisch-Bergische Abteilung als auch der Hauptverein ihre Beiträge erhöht. Die Gegenleistungen für die abgeführten Beiträge seien gering gewesen, kritisiert Eschbach.

Sie hätten aber den Fortbestand des Geschichtslokals in Bensberg gefährdet: „Wir standen vor der Entscheidung, das Geschichtelokal zu schließen, oder Austritt. Die Mitglieder entschieden sich für Austritt“ so Eschbach rückblickend. Das Geschichtelokal sei das „Herz“ aller Aktivitäten.

Der Bergische Geschichtsverein klagte mit Erfolg gegen die Abteilung

Dann ging die Sache vor Gericht. Der Bergische Geschichtsverein erhob Klage gegen den in seinen Augen rechtswidrigen Austritt der Abteilung Rhein-Berg – und erhielt nun Recht. Das Gericht folgte der Auffassung, die der Vorsitzende des Bergischen Geschichtsvereins Prof. Wolfgang Hasberg von Anfang an vertreten hatte. Die 15 existierenden Abteilungen seien laut Satzung Teile, nicht Mitglieder des Gesamtvereins. Ein Austritt sei daher ein Satzungsverstoß und somit nichtig.

Da der Bergische Geschichtsverein eine Gemeinschaft dieser Abteilungen bilde, könne sich eine von ihnen nicht aus diesem „gemeinsamen Körper“ lösen, schildert auch Eschbach das Ergebnis. In Berufung will die Abteilung nicht gehen, das habe die Mitgliederversammlung beschlossen. Das finanzielle Risiko sei zu hoch und man habe kein Interesse an weiteren Streitigkeiten.

Der verlorene Rechtsstreit habe die Abteilung viel Geld gekostet

Die entzündeten sich aber bereits um das Angebot einer Mediation. Dennoch kündigten sowohl Eschbach als auch Hasberg an, das Gespräch zu suchen. Das sei auch Votum der Delegiertenversammlung, so der Vorsitzende des Gesamtvereins. „Es ist nur die Frage, ob das mit dem derzeitigen Vorstand geht“, sagte Hasberg mit Blick auf Rhein-Berg, der Abteilung, in der er pikanterweise selbst Mitglied ist.

Andere Abteilungen hätten sich über die Rhein-Berger beschwert, deren Verhalten, Beiträge zeitweilig zurückzuhalten, als „unsolidarisch“ empfunden werde, berichtet Hasberg. So würden beispielsweise Veröffentlichungen des Geschichtsvereins aus gemeinsamen Mitteln finanziert. Die Abteilung Rhein-Berg sei weiterhin beitragspflichtig, betont er. Zudem habe die Abteilung durch den verlorenen Rechtsstreit zusätzliche Kosten wie etwa Anwaltskosten, ausstehende Beiträge plus Zinsen zu tragen. „Da ist ein Riesenschaden entstanden“, sagt Hasberg.

Die Atmosphäre zwischen Verein und Abteilung scheint vergiftet

Die Atmosphäre scheint vergiftet. Sollten Gespräche scheitern, bleibt Rhein-Berg als letzte Option die Auflösung der Abteilung und Neugründung eines unabhängigen Vereins. Eschbach: „Man kann die Leute nicht gegen ihren Willen im Verein halten.“ Das Feld für eine Loslösung sieht er durch eine umfassende Neustrukturierung der Abteilung bestellt. „Wir funktionieren wieder erfolgreich“, sagt Eschbach. Indiz dafür seien 29 Mitglieder in Summe mehr als beim Start 2022 und ein komplett besetzter Vorstand.

„Wir wollen die Abteilung behalten“, kündigt Hasberg Widerstand an. Im Falle einer Auflösung werde der Bergische Geschichtsverein die Abteilung neu gründen, sagt er. Die Folge wäre, dass in Rhein-Berg dann zwei Geschichtsvereine konkurrierten, was für alle nur nachteilig sein kann.