Tanzschule in Bergisch GladbachGetanzt wird jetzt vor der Kamera

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Für die Mitglieder der Tanzschule, die „Quarantänzer“, werden Videos aufgenommen.

Für die Mitglieder der Tanzschule, die „Quarantänzer“, werden Videos aufgenommen.

Bergisch Gladbach – Über den kleinen Parkplatz vor der Tanzschule Leyer wirbelt ein Papierfetzen, die Haupteingangstür dahinter ist verschlossen. Man muss um die Hausecke biegen und ein Stückchen bergab gehen, um das Tanzhaus zu betreten.

Drinnen sind die großzügigen Tanzsäle, die Bar mit den Sitzgruppen, die Treppenaufgänge. Alles ist gähnend leer. Und still. Kein Cha-Cha-Cha, keine Rumbaklänge ertönen aus den Boxen, nur der Kühlschrank in der Bar brummt leise vor sich hin. Die großen bunten Strahler an der Decke sind aus, das fahle Nachmittagslicht spiegelt sich im glänzenden Parkett.

Videos werden gedreht für die „Quarantänzer“

Alltag für Rafael Krause, Tanzlehrer und kaufmännischer Angestellter der Tanzschule Leyer. Er hat schon den ersten Lockdown im vergangenen Frühjahr mitgemacht, kümmert sich um die Büroarbeit, Organisatorisches, die Renovierung und natürlich um die Videos, die die Tanzschule regelmäßig für ihre „Quarantänzer“ genannten tanzbegeisterten Mitglieder herausgibt.

„Wir machen alles selbst: Unsere Tanzlehrer zeigen die Figuren, wir filmen mit drei oder vier Kameras, schneiden und laden die Filme im Internet hoch“, sagt Rafael Krause. Ein Job, der ihm ebenso wie Tanzschulleiter Yann Holger Leyer Spaß macht. „Der Chef tüftelt halt gern, auch wenn es viel Zeit kostet, bis man den Dreh bei den Videos heraushat.“

Das Echo der Tanzschülerinnen und -schüler, erzählt Krause, sei super, die Tanzvideos würden begeistert aufgenommen. „Letzte Woche haben wir ein Tanz-Wiki gemacht“, schildert Krause, „Ideen haben wir genug.“

Tanz-Videos eignen sich besser als Live-Unterricht

Auch dabei werde aber strikt auf Abstand geachtet, so tanze immer das gleiche Paar miteinander, um Kontakte zu reduzieren. Das Team hat sich aber gegen Live-Unterricht entschieden, die Videos könne man sich immer wieder ansehen, das sei erfolgreicher, auch wenn es kein Unterrichtsersatz sei.

Nach dem Ende des ersten Lockdowns mussten die Mitarbeiter der Tanzschule Leyer schnell reagieren, ein Sicherheits- und Hygienekonzept erarbeiten, in den Tanzsälen ein „Schachbrett“ anlegen, also Markierungen, die jedem Tanzpaar einen bestimmten Raum zuwiesen mit genug Abstand zum nächsten Paar.

Als der zweite Lockdown im November kam, sei das „schon Routine“ gewesen, schildert der Tanzlehrer, außerdem habe man gleich angefangen zu renovieren. Ergebnis ist ein ganz neu aufgebauter Tanzsaal mit modernster Einrichtung, vom Wasserschaden in dem Saal ist nichts geblieben. „Das meiste machen wir selbst“, sagt Rafael Krause stolz.

Die Musik läuft weiter, die Menschen fehlen

Doch allmählich macht sich bei den fünf Festangestellten der Tanzschule doch eine gewisse Pandemiemüdigkeit breit: „So langsam sollten die Leute wiederkommen“, sagt Krause. „Man sieht sich ja normalerweise doch regelmäßig, da entsteht schon ein freundschaftliches Verhältnis. Und nun vermisst man die Tanzpaare oder die Jugendlichen schon.“

Mit seiner Kollegin Nadine Karabataki hat Krause auch schon mal die Musik angestellt, „damit man merkt, dass was passiert“. Bei der Kundenablage oder anderen Büroarbeiten sei das „ganz gut“. Dennoch vermissen die Angestellten der Tanzschule Leyer den früheren Alltag, wenn aus jedem Tanzsaal Musik schallte.

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Krause: „Am Anfang war man ganz froh, dass es nicht so laut war, jetzt vermisst man es.“ Für eine erneute Öffnung der Tanzschule ist das Team gewappnet – Distanz in den Sälen, ein Einwegsystem beim Hinein- und Hinausgehen und Tanzlehrerinnen und Tanzlehrer, die von weitem korrigieren, an der Musikanlage stehen, während sich die Paare auf der Fläche drehen – all das wurde nach dem ersten Lockdown bereits eingeübt und kann genauso wieder umgesetzt werden.

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