Wohnen in GladbachRat will Wohnungen über Parkplätze bauen – Nur ein Ort geeignet

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Parkplatz Buchmühle

Der öffentliche Parkplatz an der Buchmühle. Die 50 Stellplätze könnten weitgehend für das Stelzen-Wohnprojekt wegfallen.

Bergisch Gladbach – Ein Leuchtturmprojekt der Gladbacher Ratskooperation Grüne, SPD und FDP könnte zum Leuchttürmchen werden: Eine großflächige Überbauung kommunaler Parkplätze für geförderten Wohnungsbau wird es nach den Ergebnissen einer Machbarkeitsstudie voraussichtlich nicht geben. Überbauung würde bedeuten: Die Wohnungen werden auf Stelzen gebaut, über drei bis vier Stockwerke, mit einer Gebäudehöhe von 12 bis 15 Metern.

Sechs Parkflächen ließ die Stadt prüfen, und nur eine davon, die an der Buchmühle (Bereich Stadtmitte), geht in die nächste Phase der engeren Wahl. Alle weiteren scheiden nach Ansicht der Stadt aus, darunter auch die bekannten Parkplätze in Duckterath (der große Pendler-Park-and-ride-Platz) und am Freizeitgebiet Saaler Mühle an der Eissporthalle. Im kommenden Planungsausschuss wird die Politik darüber beraten.

Parkplatz an Buchmühle wohl einziger geeigneter Ort

An der Buchmühle, im rückwärtigen Bereich der Volkshochschule, sei die Parkfläche groß genug, und die Bebauung würde sich ins Stadtbild einfügen, meinen die Fachleute. Ein aufgeständertes Gebäude mit 26 Wohneinheiten (geförderter Wohnungsbau) sei machbar, im Entwurf hat es 4,5 Stockwerke.

Nächste Entscheidung am 2. Dezember

Welche der sechs städtischen Parkplätze weiter geprüft werden für den Stelzen-Wohnungsbau entscheiden die Mitglieder des Planungsausschuss voraussichtlich in ihrer Sitzung am 2. Dezember. In Prüfstufe 2 geht es um gestalterische Möglichkeiten, um die Verkehrsanbindung der neuen Wohngebiete und die Erschließung mit Versorgungsleitungen.

Die derzeit etwa 50 vorhandenen Parkplätze für die Öffentlichkeit gingen dann überwiegend an die künftigen Bewohner über, gerechnet wird grundsätzlich mit einem Stellplatz pro Wohneinheit. Zehn Parkplätze würden wegen der Baumaßnahme entfallen. Der öffentliche Parkraum in der Innenstadt im Bereich des Laurentiusviertels würde damit weiter zurückgehen, auch mit Blick auf die wegfallenden Parkplätze in der Fahrradstraße Laurentiusstraße (für die neuen Radschutzstreifen ab dieser Woche zunächst 14). Wege für die Besucher der VHS könnten länger werden.

Abzustimmen wäre das Konzept, so die Planer, mit dem seit längerem dort verfolgten Projekt „Mehrgenerationenhaus“, die Planerlassen offen, ob beides an dieser Stelle gehen könnte. Fragezeichen bleiben auch: Die Starkregenkarte des Kreises stuft das Gebiet als gefährdet ein, für die Innenstadt gilt die Zone als „äußerst klimarelevant“. Die Planer: „Eine Abwägung zwischen städtebaulichen und klimarelevanten Zielsetzungen muss erfolgen.“ Die Umwandlung des Bebauungsplans werde zwei bis drei Jahre dauern, der Bau weitere zwei bis drei Jahre. Eine schnelle Umsetzung erwarten die Fachleute nicht.

Lärm und Anwohnerparkplätze Problem in Duckterath

Für den Standort Park & Ride in Duckterath lässt sich die Stadt eine Hintertüre auf. Zwei Probleme gibt es dort laut Expertise: Für die Bewohner könne es keine Parkplätze geben (die P&R-Plätze sind zweckgebunden), und der nahe Betriebshof des Busunternehmens Wupsi verursache Gewerbelärm. Perspektivisch wolle die Wupsi aber das Gelände verlassen, womit eine Wohnentwicklung mit „angemessener Stellplatzversorgung“ möglich werde. Im Konzept wird der Bau einer weiteren Parkfläche vorgeschlagen (als Parkplatte) und weiter im Hinterland geförderter Wohnungsbau.

Parkplatz Duckerath

115 Parkplätze bietet die P&R-Anlage im Stadtteil Duckterath. Eine Wohnbebauung mit Stelzenhäusern wird zurückgestellt.

An der Eissporthalle seien die meisten Parkplätze zweckgebunden für die Sportstätte, und außerdem dürfe ein kreuzender Kanal nicht überbaut werden. Auch Flächennutzungsplan und das Überschwemmungsgebiet seien Hindernisse. Am Park & Ride-Platz in Lustheide/Refrath sehen die Planer Gründe des Städtebaus und des Immissionsschutzes als Schwierigkeit, der Parkplatz an der Kreuzung Overather/Friedrich-Offermann-Straße sei zu klein, gleiches gelte auch für die Fläche am Rotdornweg in Moitzfeld.

Zu wenig Grundstücke für neue Wohnungen

Hintergrund des politischen Anlaufs der Ratskooperation ist der Mangel an Baugrundstücken, die im Eigentum der Stadt liegen. Als vorerst letzte Parzelle hatte die Stadt das Grundstück Stadtarchiv/Altes Arbeitsamt an der Hauptstraße 310 an die Rheinisch-Bergische Siedlungsgesellschaft veräußert; dort steht in Bälde der Baubeginn bevor (etwa 20 Wohnungen). Ein weiteres Grundstück, die Grünanlage an der Wilhelm-Klein-Straße in Refrath, hatte die Politik von der Bebauungsliste genommen. Über weitere Grundstücke verfügt die Stadt nicht.

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Nach der Idee der Ampel-Ratskooperation soll die Parkplatzbebauung den starken Wohnungsdruck aus Köln abmildern. Die Parkplatzbebauung könne bezahlbaren Wohnraum ohne weitere Versiegelung von Flächen schaffen und Impuls für private Bauprojekte sein (Supermarkt-Parkplätze). Bei Beantragung der Studie im Sommer hatte sich die CDU enthalten. Sinnvoller sei in Lustheide und Duckterath der Ausbau der P&R-Angebote, argumentierte die Fraktion. Bei den überbaubaren Parkplätzen würden an diesen beiden Standorten Parkflächen für Pendler wegfallen, so die geäußerte Sorge.

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