AktionsplanBergisch Gladbach will gegen Verkehrslärm im Stadtgebiet vorgehen

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Symbolbild

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Bergisch Gladbach – Die Stadt ist zu laut. Vor allem Menschen, die an den Hauptverkehrsachsen wohnen, sind Tag und Nacht gesundheitsgefährdenden Lärmpegeln ausgesetzt. Mit Hilfe des sogenannten Lärmaktionsplans will die Stadt für mehr Ruhe sorgen. Doch das Erstellen des Plans bedeutet noch lange nicht dessen Umsetzung.

Sechs Jahre lang herrschte auf Seiten der Stadtverwaltung Ruhe. Gegen den Lärm in der Stadt geschah nicht viel. Von den 60 im Lärmaktionsplan empfohlenen Strategien zur Verminderung von Lärm sind bis heute gerade einmal vier umgesetzt worden: Reparatur der Schachtdeckel auf der Odenthaler Straße, Reduzierung der Geschwindigkeit auf der Dechant-Müller-Straße auf Tempo 30 sowie auf der Stationsstraße auf Tempo 20, Ausweisung von Schutzstreifen für Radfahrer auf der Buddestraße.

Gesetz wird auf die Bürgerbeteiligung

Jetzt soll der Aktionsplan auf Grundlage einer EU-Richtlinie in einer zweiten Runde bis 2026 fortgeschrieben werden. Dazu gehört auch die Beteiligung der Bürger. Hauptverursacher von Lärm in Bergisch Gladbach ist der Straßenverkehr. Bahnverkehr und Industrie spielen nur eine Nebenrolle. „Wir befinden uns in einem Spannungsfeld zwischen Wohn-, Transfer- und Lebensraum“, sagt Harald Flügge, Erster Beigeordneter.

Er widerspricht dem Vorwurf, die Stadt sei bisher untätig geblieben: „Im Rahmen der Erstellung des Flächennutzungsplans sind bei der Ausweisung möglicher neuer Baugebiete Maßnahmen zur Lärmverminderung eingeflossen.“ Zudem seien die örtlichen Handlungsspielräume begrenzt. „Wir wissen, wo es laut ist, können aber oft selber wenig tun, weil es sich um Bundes-, Landes- oder Kreisstraßen handelt.“

Möglichst viele Anregungen und Hinweise erhofft

Die zuständigen Behörden übten dort die praktische Anwendung des Verkehrsrechts aus, müssten also etwa Tempo-30-Zonen oder entsprechende Lkw-Fahrverbote anordnen. Dazu komme, dass Maßnahmen wie Flüsterasphalt teuer seien. Bislang wurde im Stadtgebiet nur eine einzige Straße mit einem lärmreduzierenden Belag ausgestattet: die Handstraße.

Trotzdem wünscht sich Flügge, dass sich möglichst viele Menschen mit eigenen Hinweisen und Anregungen zur Reduzierung einbringen: „Nur so können wir neue belastende Abschnitte definieren und für eine Verbesserung sorgen.“ Die Umsetzung des Aktionsplans sei laut Stadtverwaltung nicht verpflichtend, anders als die Einbringung der Lärmschutzbelange in den kommunalen Abwägungsprozess. Dazu ist die Stadt verpflichtet. Zu diesem gehörten auch finanzielle Erwägungen wie zum Beispiel im Straßenbau.

1928 Wohnungen von hohen Lärmpegeln betroffen

Im Fokus stehen vorrangig die bereits klassifizierten Hauptverkehrsachsen mit einem gesundheitsgefährdenden Pegel von über 70 Dezibel am Tag und über 60 Dezibel in der Nacht: Die Hotspots sind Altenberger-Dom-Straße, Kempener Straße, Odenthaler Straße, Hauptstraße, Paffrather Straße, Dechant-Müller-Straße, Mülheimer Straße, Bensberger Straße, Buddestraße und Gladbacher Straße.

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„Die Straßen sind nicht durchgängig stark belastet, sondern auf insgesamt 13 Teilabschnitten“, erläutert Marlies Thieser, zuständige Sachbearbeiterin. Auf der Altenberger-Dom-Straße sind zwischen Leverkusener Straße und Kempener Straße täglich 15.081 Fahrzeuge unterwegs, auf der Mülheimer Straße zwischen Cederwaldstraße und Dechant-Müller-Straße fahren 18.089 Autos. Insgesamt sind im Stadtgebiet 1928 Wohnungen von Lärmpegeln von über 65 Dezibel betroffen, ein Krach, der auch die Nachtruhe stört.

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