Grabbeltische in rot und weißWoolworth ist zurück in Bergisch Gladbacher Innenstadt

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Woolworth Neueröffnung

Die Neueröffnung des Kaufhauses in Bergisch Gladbach wurde groß gefeiert.

Bergisch Gladbach – Draußen dreht sich das Glücksrad, rot und weiß natürlich, in den Firmenfarben. Ein Mann mit Mikro animiert zum Mitmachen. Die Leute stehen Schlange, zu gewinnen gibt es eigentlich immer was, zum Beispiel Fußbälle. Vor lauter Aktionsangeboten findet man kaum den Weg in die neu eröffnete Filiale von Woolworth in der Bergisch Gladbacher Hauptstraße. Zur Feier des Tages gibt es einen Kontaktgrill, einen Multifunktionsreiniger und Reisetrolleys – selbstverständlich zum sensationellen Schnäppchenpreis, solange der Vorrat reicht. Donnerstag morgen, 10 Uhr, ist der Laden schon gerappelt voll. Woolworth ist nicht irgendein Kaufhaus.

Erstes Geschäft in Gladbach 1968 eröffnet

Für die älteren Mitbürger ist Woolworth das Grabbelparadies der Kindheit und Wirtschaftswunderzeit. „Komm, wir geh’n zu Wollwort“, sagte man in den 1970er-Jahren, gern auch „zu Wolle“, wenn es viel für wenig Geld sein sollte. Schwelgen lässt sich ja nicht nur im Luxus, sondern auch in der Üppigkeit überquellender Ramschtische.

Woolworth Historisch

Die neue Filiale ist nur wenige Meter entfernt vom alten Kaufhaus in der Hauptstraße. 

In Bergisch Gladbach gab es ebenfalls einen Woolworth, an der gleichen Stelle, wo heute die Rhein-Berg-Galerie steht. Eröffnet am 20. Juni 1968, galt das Geschäft damals als Inbegriff moderner Shoppingkultur, die Zeitungen schwärmten von „Großstadtatmosphäre“, allein schon durch den Umfang des Sortiments von 8000 bis 10.000 Artikeln.

„Praktisch jeden Artikel des täglichen Bedarfs“

„Die Raumaufteilung und die Warenanbietung erfolgt nach neuesten Gesichtspunkten der Selbstbedienung“, war etwa in der Bergischen Landeszeitung zu lesen. Als Technikwunder wurden auch die sechs Check-out-Kassen am Ausgang bestaunt.

Ganz so innovativ wirkt die Gestaltung des Verkaufsraums heute nicht mehr. Aber Gladbachs Filialleiter Sebastian Leon ist stolz: „Sie sehen ja, was wir alles im Angebot haben“, sagt er und weist auf die vielen vollen Regale, Tische und Ständer, an denen die Schnäppchenjäger heftig rühren. „Wir führen praktisch jeden Artikel des täglichen Bedarfs“, erklärt der 25-jährige Handelsfachwirt.

120 weitere Woolworth-Standorte in Nordrhein-Westfalen

In einer Pressemitteilung der Unternehmenszentrale ist die Rede von 8000 Artikeln auf 800 Quadratmetern. Das spricht nicht gerade für ein großzügiges Raumerlebnis, doch das gehobene Einkaufsevent ist auch nicht die Idee. „Wir bieten eine große Sortimentsvielfalt und überzeugen mit unserem unschlagbaren Preis-Leistungsverhältnis“, sagt Bezirksleiter Markus Hartmann.

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Mittlerweile betreibt die Handelskette über 120 weitere Standorte in Nordrhein-Westfalen. Die Neueröffnung in Bergisch Gladbach gehöre zu einer Expansionsoffensive mit dem Ziel, deutschlandweit 800 Kaufhäuser zu betreiben, so Hartmann. Nach der Loslösung vom amerikanischen Mutterkonzern 1998 war die deutsche Tochter in der Wahrnehmung der Verbraucher so gut wie verschwunden.

Bürger wünschten sich Nahversorger

Filialen wurden geschlossen; zurück blieben eher unattraktive Standorte, die dem Image der Handelskette nicht dienlich waren. 2009 musste Woolworth Deutschland einen Insolvenzantrag stellen. Ein Jahr später stellten Investoren ein neues Konzept vor. 158 Standorte wurden in die neu gegründete Woolworth GmbH mit Hauptsitz in Unna überführt.

Danach hieß es: wachsen. Das Unternehmen sei ständig auf der Suche nach innerstädtischen Standorten, verrät Bezirksleiter Hartmann. Und in Bergisch Gladbach habe sich bei der Standortprüfung „der Wunsch nach einem Nahversorger seitens der Bürger schnell bemerkbar gemacht“.

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