PapierbetriebStadt Bergisch Gladbach verlängert Duldung für Zanders um einen Monat

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Papierfabrik Zanders

Der herbstliche Charme eines alten Industriegebäudes: Aber wie sieht die Zukunft aus?

Bergisch Gladbach – Glaubt man dem Sprecher von Zanders, Tobias Müller, dann befindet sich die Papierfabrik auf dem Erfolgspfad: Drei Monate hintereinander wurde der Produktionsmenge gesteigert. Und das Werk schreibe schwarze Zahlen. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten. Was zum Glück noch fehlt, ist ein Mietvertrag mit der Stadt. Der jetzige, auf drei Monate befristete, läuft Ende des Jahres aus. Inzwischen ist klar, dass die Stadt ihn verlängert wird – aber nur für einen weiteren Monat.

Ursprünglich wollte Bürgermeister Lutz Urbach auf einer Sondersitzung des Ausschusses für Umwelt, Klimaschutz, Infrastruktur und Verkehr am 18. Dezember mit der Politik den neuen Vertrag mit Zanders beraten. Aber dazu kommt es jetzt nicht. Die Parteispitzen wurden informiert, dass wichtige Voraussetzungen für einen langfristigen Vertragsabschluss noch fehlten. Deshalb werde der „Duldungsvertrag“ noch einmal um einen Monat verlängert. Man werde sich im neuen Jahr zusammensetzen.

Stadt Bergisch Gladbach verlangt Antworten und Maßnahmen

Zum Hintergrund: Die Stadt verlangt seit Monaten vom neuen Eigentümer den Nachweis einer ganzen Reihe Maßnahmen. Dazu zählt etwa die Verlegung von Produktionsanlagen, um das Areal für die Produktion möglichst klein zu gestalten. Aber für solch eine Verlagerung – und nicht nur dafür – müsste der neue Eigentümer investieren. Die Stadt wartet auf diese Investitionen, gelten sie doch als Zeichen, dass der Mieter tatsächlich solvent ist.

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Bürgermeister Lutz Urbach sagte im Gespräch mit dieser Zeitung, dass es seine Aufgabe sei, die Solvenz des Mieters für die städtischen Immobilien zu überprüfen: „Das würde ja auch jeder private Vermieter so handhaben.“ Der ehemalige Insolvenzverwalter Marc d’Avoine – er ist in der Abwicklung der Insolvenz verschiedenen Bereichen immer noch der Ansprechpartner für die Stadt – bestätigte im Gespräch die Verhandlungen um den Pachtvertrag. Zum Schutze der Stadt läuft der Pachtvertrag über die Insolvenzverwaltung.

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So soll verhindert werden, dass im Falle einer erneuten Insolvenz von Zanders, die Pachtzahlungen zurück ins Werk überwiesen werden. Denn grundsätzlich gilt: Wem klar ist, dass ein Unternehmen Insolvenz anmelden wird und von diesem Unternehmen Geld einnimmt, riskiert, dass dieses Geld in die Insolvenzmasse zurückgeführt wird. Daher agiert die Stadt bislang mit dem komplizierten Konstrukt eines „Duldungsvertrages“.

Investition für langfristigen Pachtvertrag fehlt

Letztlich geht es aber um einen Vertrag zwischen der Stadt und Zanders. Bei Zanders hat inzwischen das schwedische Unternehmen „Jool Invest“ das Sagen. Deren Geschäftsführer Tom Olander hat – so heißt es aus dem Werk – mehrere günstige Verträge für Zanders abschließen können. Dennoch fehlen der Stadt weitere Investitionen von Jool Invest für einen langfristigen Pachtvertrag. Die Rede ist bei der Stadt von fünf Jahren, bei Zanders von zehn Jahren.

Zusätzlichen Rückenwind bekommt Zanders von einem Gutachten der Hamburg Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO. Die hält eine Fortführung des Betriebes für die nächsten fünf Jahre möglich. Das Gutachten wurde erstellt, um bei Banken als kreditwürdig eingestuft zu werden.

Bis Frühjahr 2021 soll Zanders als Projekt der Regionale 2025 so durchgeplant sein, dass es die nächst höhere Stufe (B-Status) erhalten kann. Und bis Sommer 2022 soll ein „Masterplan“ für Zanders vorliegen und ein Konzept bis zum 30. September 2022 der Bezirksregierung eingereicht werden. Wie es aussieht, müssen diese Pläne von einem Fortbestand der Papierfabrik ausgehen.

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