Zukunftstag in PaffrathSchüler werden fit für Miete, Steuern, Versicherung

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Bei der Sache: Zara Dogan (l.) und Mike Korden

Bei der Sache: Zara Dogan (l.) und Mike Korden

Bergisch Gladbach – Welche Krankenversicherung ist die richtige für mich? Worauf muss ich achten, wenn ich einen Mietvertrag unterschreibe? Was kann ich eigentlich alles versteuern? Mit diesen Fragen haben sich rund 200 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 12 und 13 der Integrierten Gesamtschule Paffrath (IGP) an ihrem letzten Schultag vor den Weihnachtsferien auseinandergesetzt.

Beim sogenannten Zukunftstag konnten sie in insgesamt vier Workshops mehr über die Themen Krankenversicherung, Wohnen Finanzen und Steuern erfahren und mit Experten ins Gespräch kommen.

Die 19-jährige Aylin Ganswindt wollte zum Beispiel alles zum Thema Wohnen erfahren. „Da sind gute Tipps dabei, und man kann wirklich etwas fürs Leben lernen, was man später mal brauchen wird“, sagt die Schülerin. In Sachen Krankenversicherung informierten außerdem Katharina Glinski und Annika Heppekausen von der Techniker Krankenkasse. „Wir stellen unter anderem die Säulen der Sozialversicherung vor und erklären den Schülern auch wie eine Lohnabrechnung aussieht“, erklärt Glinski.

Projekt ging von Schülern aus

Um das theoretische Wissen anwenden zu können, erhielten die Schüler fiktive Beispielpersonen und mussten gemeinsam überlegen, welche Krankenversicherung für die jeweilige Person am geeignetesten wäre. Mit den praktischen Übungen, wolle man den Schülern auch schwierigere Zusammenhänge verdeutlichen.

Gegründet wurde der Zukunftstag Anfang des Jahres von Juri Galkin und Lorenzo Wienecke aus Kassel. Auslöser war der Tweet einer 17-Jährigen Schülerin aus Köln, die 2015 das Schulsystem kritisiert hatte, indem sie schrieb, dass sie mit 18 Jahren keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherung habe, dafür aber eine Gedichtanalyse in vier Sprachen schreiben könne. In den Schulen und in der Politik sorgte diese Äußerung für Diskussionen – auch bei Galkin und Wienecke. „Wir haben uns damals auf einer Party kennengelernt und uns darüber unterhalten“, erzählt Wienecke. „Wir waren beide der Meinung, dass sich etwas ändern muss und dass wir etwas Konkretes tun wollen, statt nur zu meckern.“

Deshalb setzten sich die jungen Männer zusammen und überlegten gemeinsam, welche Themen Schüler heute interessieren. „Das war nicht schwer, denn wir waren zu der Zeit beide auch Schüler und haben uns selbst als Beispiel genommen“, sagt Galkin.

Initiative für wirtschaftliche Schülerbildung gegründet

Gemeinsam stellten sie die vier Workshop-Themen Krankenversicherung, Wohnen Finanzen und Steuern in den Vordergrund mit dem Ziel, den Schülern Grundkenntnisse in den Themenfeldern zu vermitteln. Die heutigen Studenten gründeten die Initiative für wirtschaftliche Jugendbildung, nahmen Kontakt zu Experten auf und entwickelten Präsentationen. „Was dann passiert ist, konnten wir selber gar nicht glauben“, erzählt Wienecke. Sie bekamen Anfragen von Schulen aus ganz Deutschland, die Interesse an den Workshops hatten. So auch aus Paffrath.

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Auf der Bundesschülerkonferenz war Dario Schramm, Schülersprecher der IGP, auf die Initiative aufmerksam geworden. „Ich fand die Idee total cool und habe mit unserer Schulleitung gesprochen. Die hatte sofort ein offenes Ohr für den Projekttag. Und auch die Schüler haben Interesse gezeigt.“

Weitere Zukunftstage geplant

Für die Schüler der IGP war der Zukunftstag am Ende des Tages ein voller Erfolg. „Es war sehr interessant. Ich könnte mir das auch gut als Unterrichtsfach vorstellen, denn das alles braucht man irgendwann mal im Leben und dann hat man schon mal ein bisschen Grundwissen“, sagt die 18-jährige Zara Dogan. Am interessantesten sei das Thema Steuern gewesen, sagt sie und ist gleicher Meinung mit ihrem Mitschüler Mike Korden.

„Ich wusste vorher gar nicht, was man alles steuerlich absetzen kann“, sagt er. Auch im nächsten Jahr sollen weitere Zukunftstage in Schulen folgen. Über 500 Zukunftstage bundesweit stehen für 2020 auf dem Pan. „Das ist ein tolles Feedback und zeigt uns: Man sollte nicht meckern, wenn es Probleme gibt, sondern selbst anpacken“, sagt Gründer Lorenzo Wienecke.

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