Große Infektionsgefahr von KotDer Waschbär ist in Rhein-Berg auf dem Vormarsch

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Waschbären sind im Rheinisch-Bergischen Kreis gar nicht so selten - und ihre Zahl steigt weiter.

Waschbären sind im Rheinisch-Bergischen Kreis gar nicht so selten - und ihre Zahl steigt weiter.

Noch ist er keine Plage, wie in anderen Teilen von NRW, aber es gibt auch in Rhein-Berg immer mehr Waschbären.

Ende 2023 wurde es durch ein Bild einer Wildkamera amtlich: Der Biber ist auch an die Sülz zurückgekehrt. Die Rede war von einer „Artenschutz-Sensation“ und die Freude war groß. In der Redaktion dieser Zeitung gab es etliche Rückfragen. Tatsächlich ist das Tier bereits 2017 an der Wupper gesichtet worden. Die Rückkehr des Bibers ist landesweit ein Thema. Und dann kamen Meldungen von einem anderen Tier, das auf dem Vormarsch sei: der Waschbär.

Spaziergänger berichten von Waschbären, die auf Bäume flüchten

Spaziergänger berichteten von den Tieren inzwischen auch aus Bergisch Gladbach. Katzengleich würden sie vor Hunden auf die Bäume flüchten. Ralf Huckriede vom Hegering Rösrath-Sülztal – er machte auf den Biber an der Sülz aufmerksam – berichtet von Waschbär-Sichtungen in Rösrath-Rambrücken schon vor fast 20 Jahren.

Aber wie sieht es aktuell mit dem Waschbären aus? Nach Huckriede haben Jäger im vergangenen Jahr 95 Waschbären in Rhein-Berg erlegt. Die Art ist also tatsächlich angekommen. Anders als beim Biber oder gar beim Wolf ist eine Waschbär-Sichtung gar nicht so etwas Außergewöhnliches in Rhein-Berg. Aber noch breitet sich die Population eher zurückhaltend aus. Das ist in anderen Gegenden von Nordrhein-Westfalen schon ganz anders.

Kassel gilt als die „Hauptstadt des Waschbären“

Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) hat ausgerechnet, dass die Hälfte des Waschbär-Bestands in NRW im Kreis Höxter lebt. Die dortigen Zeitungen titeln etwa „Der Waschbär wütet im Kreis Höxter“. Und bundesweit gilt Kassel als die „Hauptstadt des Waschbären“. Das hat seinen Grund in der Geschichte. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Waschbären für Pelztierfarmen von Amerika nach Europa gebracht. Einige von ihnen konnten entkommen, andere wurden extra ausgesetzt „zur Bereicherung der heimischen Fauna“. So geschehen in Raum Kassel. Mit fatalen Folgen. Denn das Tier setzte sich gegenüber den einheimischen Arten vielerorts durch.

Die Nahrung der Tiere setzt sich aus Kleintieren und Früchten zusammen. Jedenfalls in der freien Wildbahn. Im städtischen Raum bedienen sich die Tiere gerne an Mülltonnen. Die Stadtreinigungsbetriebe in Kassel bieten deshalb „waschbärsichere Mülltonnen“ an – das sind abschließbare Mülltonnen. Denn der Waschbär hat eine gute Nase und sehr geschickte Pfoten, mit denen er die Mülltonnendeckel problemlos anheben kann.

Waschbären unterliegen keinem Schutzstatus

In Rhein-Berg „wütet“ der Waschbär noch lange nicht. Jäger Huckriede hat aber seine Zweifel, ob das auch so bleiben wird. „Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, warum der Waschbär sich noch stärker bei uns verbreitet hat.“ Bejagt werden darf das Tier, es unterliegt keinem Schutzstatus, steht auf keiner roten Liste. Und die landesweiten Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. 2001 wurden in NRW 2200 Waschbären erlegt, 2011 waren es 8437 und 2018 dann 17 201. Der Waschbär ist also eindeutig auf dem Vormarsch und es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis das Tier sich flächendeckend ausbreitet.

Die Naturschützer lehnen die Jagd auf den Waschbären ab. „Schäden“ etwa bei der Population von Vögeln seien nicht nachzuweisen. Nur im „Einzelfall“ könne die Jagd auf den Waschbären begründet sein, um stark gefährdete Arten lokal zu schützen. Viel einfacher als Tiere zu jagen, sei es für den Waschbären ohnehin, von den Abfällen des Menschen zu leben.

Jäger Huckriede nennt noch einen Grund, warum es dieses Tier bei seiner Verbreitung wahrscheinlich leichter hat als andere Tiere: „Waschbären sehen ja knuddelig aus.“ Teilweise würden sie regelrecht angefüttert. Zur Plage werden sie erst dann, wenn sie sich in Häuser niedergelassen haben. Meist haben die Tiere es dann über das Fallrohr der Regenrinne auf Dach geschafft und wenn die Tiere dort einen Zugang finden, ziehen sie in das Haus ein. Von Waschbär-Kot geht eine große Infektionsgefahr aus. In Kassel hat sich ein Unternehmen darauf spezialisiert, Waschbären mit Lebendfalle aus den Häusern zu bekommen. Das Geschäft brummt.

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