Wo die Extremsportler zu sehen sind, die bis Sonntag (22.6.) auf dem Tag und Nacht Bergischen Panoramasteig durchlaufen – und was sie antreibt.
Panoralsteig UltralaufExtremsportler laufen 245 Kilometer nonstop durchs Bergische

245 Kilometer nonstop laufen die rund 100 Teilnehmenden beim Panoramasteig-Ultralauf, kurz: Paul, auf dem Bergischen Panoramasteig durch Rhein-Berg und Oberberg. Start war heute Morgen (20.6.) um 6 Uhr am Dorfgemeinschaftshaus in Lindlar-Remshagen.
Copyright: Guido Wagner
Tanya Ostapenko hat den kleinen Rucksack geschultert, die Trinkflaschen mit Wasser und Isogetränk gefüllt. Viel mitnehmen kann sie nicht, schließlich startet die Extremsportlerin aus Mackenrode bei Göttingen an diesem Freitagmorgen (20.6.) um 6 Uhr auf ihre bislang längste Strecke: 245 Kilometer bei mehr als 7000 Höhenmetern auf dem Fernwanderweg „Bergischer Panoramasteig“ durch Oberberg und Rhein-Berg – nonstop, rund 40 Stunden lang.

Extremsportlerin Tanya Ostapenko aus Mackenrode bei Göttingen ist schon mehr als 300 Marathons gelaufen und nun auf 245 Kilometern mit mehr als 7000 Höhenmetern durchs Bergische unterwegs.
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Aber es gibt unterwegs ja auch zehn Verpflegungsstationen sowie wegen der vorhergesagten Hitze zusätzliche Wasserstationen, die das Organisationsteam des Panoramasteig-Ultralaufs, kurz: Paul, unterwegs aufbauen werden.
Lindlarer Agentur „Quälixfaktor“ gehört zu den Organisatoren
Thorsten Klenke aus Lindlar mit seiner Agentur „Quälixfaktor“ und Katja Dasbach („Katjas Laufzeit“) aus dem Landkreis Neuwied haben die sportliche Extremveranstaltung für Läufer und Wanderer auf dem als Qualitätswanderweg Wanderbares Deutschland zertifizierten Bergischen Panoramasteig in Leben gerufen. Beide sind selbst viele Jahre bei extremen Sportveranstaltungen gestartet und wissen, worauf es ankommt.

Begrüßung der ersten Startergruppe durch die Organisatoren Thorsten Klenke (vorne links) aus Lindlar und Katja Dasbach (vorne rechts) aus Stebach bei Montabaur vor dem Dorfgemeinschaftshaus in Lindlar-Remshagen.
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„245 Kilometer, das ist kein Kindergeburtstag“, schärft Thorsten Klenke den Sportlerinnen und Sportlern vor dem ersten Start am Freitagmorgen ein. „Wir werden heißes Wetter bekommen und haben daher zusätzliche Wasserstationen aufgestellt.“
Auf das 120 Kilometer lange „Paulchen“ starten weitere Läufer am Samstag
Tanya Ostapenko, die bereits mehr als 300 Marathons absolviert hat, ist an diesem Morgen nicht die einzige Extremsportlerin, die am Dorfgemeinschaftshaus Remshagen mit die letzten Sekunden bis zum Start um Punkt sechs Uhr herunterzählt. Knapp 20 weitere Laufbegeisterte starten mit ihr in der ersten Gruppe. Die anderen, die sich noch schneller eingeschätzt haben, werden später um 10 Uhr beziehungsweise um 14 Uhr auf die 245 Kilometer lange Strecke gehen.

Sicherheit ist den Organisatoren des Panoramasteig-Ultralaufs, Thorsten Klenke aus Lindlar und Katja Dasbach aus Stebach bei Montabaur, wichtig.
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Im „nur“ 120 Kilometer langen „Paulchen“ starten weitere Extremsportler am Samstagmorgen, die dann mit einem Shuttle-Bus bis zur Hälfte der Strecke nach Gummersbach-Lieberhausen gebracht werden.
Nach 30 Stunden werden die ersten Läufer am Ziel der 240 Kilometer erwartet
Jürgen Schneider (59) startet auf die gesamte Distanz gleich am Freitagmorgen. Seit 2012 nimmt der Diplom-Ingenieur aus der Nähe von Mainz „alles ab 100 bis 300 Kilometer“ unter die Laufschuhe, was in seinen Terminkalender passt, wie er im Gespräch mit dieser Zeitung erzählt.

Jürgen Schneider (59) aus der Nähe von Mainz nimmt „alles ab 100 bis 300 Kilometer“ unter die Laufschuhe, was in seinen Terminkalender passt.
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Wie man sich auf solch einen Extremlauf vorbereitet? „Krafttraining, Yoga und Laufen natürlich“, sagt Tanya Ostapenko und lächelt.
„Nach 30 Stunden erwarten wir die ersten Sportler wieder hier zurück in Remshagen“, sagt Katja Dasbach und schaut auf den Listen der Versorgungsstationen nach, wann jeweils die ersten Läufer dort erwartet werden.
60 Helferinnen und Helfer haben Thorsten Klenke und Katja Dasbach entlang der Strecke und an den Versorgungsposten im Einsatz. „Wenn ein Versorgungspunkt mal 100 bis 200 Meter von der Route entfernt liegt, wird die Strecke dahin natürlich ausgeflaggt“, sagt Klenke. „Wenn man 245 Kilometer unterwegs ist, läuft man sonst einfach wie in einem Tunnel.“
Jeder Teilnehmende kann per GPS auf einer Karte im Internet verfolgt werden
Jede Extremsportlerin und jeder Extremsportler hat einen Sensor am Rucksack, über den per GPS-Satellitennavigationssystem stets der jeweilige Standort übermittelt wird. So wissen nicht nur die Organisatoren stets genau, wo wer gerade unterwegs ist. Auch andere Freunde extremer Laufveranstaltungen und die angehörigen der Teilnehmenden können die jeweilige Position der einzelnen Teilnehmenden auf einer Karte im Internet live verfolgen.

Haben „Paul“, den Panoramasteig-Ultralauf, organisiert: Thorsten Klenke aus Lindlar und Katja Dasbach aus Stebach bei Montabaur vor dem Dorfgemeinschaftshaus in Lindlar-Remshagen
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Selbst kurze Schlafpausen macht auf den 245 Kilometern nicht jeder, auch wenn an mehreren Verpflegungspunkten Liegen parat stehen. "Die ersten drei bis fünf laufen sicherlich durch, werden höchstens mal fünf Minuten sitzen", weiß Katja Dasbach aus Erfahrung. Andere gönnten sich auch mal eine halbe Stunde Power-Kurzschlaf auf einer Liege, Bank oder in einer Schutzhütte am Wegesrand.
Rettungsdecke und Stirnlampe für die Nacht gehören zur Pflichtausrüstung
Zur Pflichtausrüstung, die jeder Teilnehmende dabei haben muss, gehören auch eine Rettungsdecke, die auch bei Pausen in der Nacht gegen Auskühlen schützt, sowie eine Stirnlampe, damit man auch in der Dunkelheit den Weg zuverlässig findet. „Die Pflichtausrüstung kontrollieren wir auch immer stichprobenmäßig“, sagt Thorsten Klenke. Schließlich sei Sicherheit gerade bei solchen Distanzen extrem wichtig.

Trophäen und Medaillen warten auf die Siegerinnen und Sieger des Panoramasteig-Ultralaufs.
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Bis Sonntag (22.6.) um 16 Uhr müssen alle Läuferinnen und Läufer im Ziel sein. „Dann ist Zielschluss“, erklärt Katja Dasbach.
Das Gros wird aber wohl weit vorher zurück in Lindlar-Remshagen sein.