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VerwaltungKürtens Bürgermeister geht nach 46 Jahren in den Ruhestand

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Das Foto zeigt Willi Heider in seinem Heimatdorf Kuddenberg bei Kürten

Willi Heider stammt aus Kuddenberg, einem Weiler bei Kürten

Nach 46 Dienstjahren im Rathaus geht Kürtens Bürgermeister Willi Heider (parteilos) Ende Oktober in den Ruhestand. 

 Das Dorf Kuddenberg liegt zweieinhalb Kilometer hinter Kürten-Ort. Immer der Landstraße nach, dann den Berg hinauf. Ziemlich ländlich hier. Wer Willi Heider, den scheidenden Kürtener Bürgermeister, verstehen will, muss nach Kuddenberg kommen. Hier kommt er her, hat Kindheit und Jugend verbracht. Glückliche Jahre mit Geschwistern und Eltern. Heider ist der Mann aus den Kürtener Bergen.

Das Foto zeigt Willi Heider beim Aufräumen seines Büros

Der Kürtener Bürgermeister sortiert seine Akten

„Das hier war früher der Stall“, erinnert er sich, als er mit seinem Dienstwagen die Fahrstraße hinauffährt und auf der Kuppe anhält. Es ist ein angenehmer Herbstmorgen, das Dorf schläft noch. Die Zeit scheint hier stehengeblieben. Heiders Elternhaus steht vorne an der Straßenbiegung. „Da wohnt mein Bruder mit seiner Familie“, erklärt er und zeigt zum Haus.

Die Landstraße liegt im Tal, der Lärm ist weit weg, Wälder ringsum. Irgendwo in der Ferne sind die Relikte des ehemaligen Freibads zu sehen. Das Haus brachte seine Mutter mit in die Ehe ein. Milchkühe habe er nach der Schule gehütet, entsinnt er sich. Und 1966 an den ersten Traktor, der auf den Hof kam, da war er acht Jahre alt.

Zu Fuß zur Schule

Zu Fuß ging es zur Volksschule nach Forsten und später nach Olpe und noch später nach Kürten, in die alte Schule an der Bergstraße. Eine Dreiviertelstunde, ja, die habe er immer gebraucht. Irgendwann sei auch der Schulbus gefahren. Kuddenberg ist bergisches Idyll, ländlich wie vor 60 Jahren, und über die Jahrzehnte ein Kraftzentrum geblieben für den späteren Bürgermeister.

Urlaubstage hat Willi Heider auch noch, zwei Wochen Mitte Oktober. „Die letzten Tage bin ich aber im Rathaus“, erklärt der Kürtener Bürgermeister. Aufräumen, persönliche Fotos mitnehmen, Treffen mit seinem Nachfolger Mario Bredow. Zum 31. Oktober endet Heiders Amtszeit. Dann ist er Pensionär, mit 67 Jahren. Den sprichwörtlichen Ruhestand wird er sich nicht gönnen. Daheim in Olpe sei vieles im Garten zu machen. Und seine Familie sei die vergangenen Jahre zu kurz gekommen.

Erinnerung an den ersten Arbeitstag

Eine Lücke werde nicht entstehen. Heider ist verheiratet, hat vier erwachsene Kinder, die Familie ist groß. „Arbeit gibt es immer“, sagt er. Bürgermeister von 2014 bis 2025, in der Kürtener Verwaltung seit 1. November 1979. 46 Jahre, eine Lebensleistung. „Im heutige Rathausnebengebäude habe ich angefangen“, erinnert er sich noch. Der damalige Bauamtschef Hans Pabst habe ihm an seinem ersten Arbeitstag das Baugesetzbuch zum Lesen gegeben. „Ich saß damals in Zimmer 1.“

Heider studierte an der Fachhochschule, die Hälfte der Zeit arbeitete er im Rathaus. „Das heutige Rathaus ist ja erst in den 80ern entstanden“, weiß er. Eigentlich habe er nach der Schulzeit, also den Jahren an der Realschule in Wipperfürth und der Zeit am St. Angela-Gymnasum, Tierarzt werden sollen.

„Das hat sich so nicht ergeben“, sagt er. Heider machte stattdessen in der Verwaltung Karriere, kletterte hinauf, übernahm nach dem Jahr 2000 die Geschäftsbereichsleitung des Bauamtes. Dann 2014 als Parteiloser die Kandidatur um das Bürgermeisteramt, für manche überraschend. „Es ist eine Herausforderung für mich gewesen“, sagt er. Er habe später nicht sagen wollen, dass er es nicht versucht habe.

Verwurzelt auf der Scholle

Heider, volkstümlich und verwurzelt auf der Kürtener Scholle, versuchte es und wurde gewählt. 2020 wurde er bestätigt, in der Stichwahl gegen Marc Beer von der CDU, mit überwältigenden Prozentzahlen. Einer aus Kürten, einer für die Kürtener, das kam an. Dennoch: Für den Mann des Volkes war nicht alles einfach in den vergangen Jahren, das sagt auch er selbst. „Meine Amtszeit war geprägt von Herausforderungen.“

Anfangs Probleme mit dem Trinkwasser, mit immer neuen Keimen, die eindrangen. Die Coronajahre. Die Folgen des Ukrainekriegs. Die vielen Menschen, die in Kürten eine neue Heimat fanden. Die Konsolidierung des Haushalts. Seit Jahren die Schulsanierung. Für die Bürgerinnen und Bürger habe er stets gewirkt, sagt Heider überzeugt.

Wenn er von seinen Jahren im Rathaus spricht, ist zu spüren, wie eng er in all den Jahren an seiner Arbeit war. Namen von Kollegen, die vor 30 oder 40 Jahren mit ihm im Rathaus wirkten, hat er spontan im Kopf. Wahrscheinlich könnte Heider auch einen Roman schreiben über seine 46 Jahre im Rathaus.

Beim Stiftungsfest dabei

In Olpe hat er später gebaut, mit Ehefrau Sonja. Heider spielt seit Jahrzehnten im Musikverein Einigkeit Olpe, ist nah an der Bürger-Interessen-Gemeinschaft. Beim Stiftungsfest des Musikvereins sticht er das erste Fass an und spielt später im Orchester mit. Es gibt auch den Urlaubsort Sand in Taufers in Südtirol, mit langen Spaziergängen im Tauferer und im Ahrntal, als Ausgleich vom Amt, von Überstunden und von politischen Debatten. „Hallo Willi! Was gibt es Neues im Rathaus?“

Als Heider seinen Dienstwagen auf dem Dorfplatz in Olpe stoppt, bleibt das nicht unbemerkt. Ein Kürtener hat erkannt, dass der Bürgermeister im Dienstagen sitzt und klopft an die Fensterscheibe. Ein bisschen Unterhaltung, mit vielen in der Gemeinde ist Heider per Du. „Wir haben den Dorfplatz hier vor vielen Jahren umgestaltet“, fällt ihm ein, früher sei hier Wald gewesen.

Der Linienbus kommt zum Wenden, Heider fährt beiseite. Natürlich, auch die Anbindung der Dörfer sei ein wichtiges Thema. Wer in Kürten „Willi“ sagt, meint meistens den Bürgermeister. Ein Verwaltungschef zum Anfassen geht in wenigen Tagen in den Ruhestand. Und auch ein Kürtener Original.