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Kulturereignis in KürtenStockhausen-Tage ziehen Teilnehmer aus 25 Ländern an

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Die Fanfare aus der Oper „Donnerstag aus Licht“ eröffnete traditionsgemäß die Stockhausen-Tage in Kürten.

Die Fanfare aus der Oper „Donnerstag aus Licht“ eröffnete traditionsgemäß die Stockhausen-Tage in Kürten.

Die Stockhausen-Tage und -Kurse bringen 70 Teilnehmer aus 25 Ländern nach Kürten. Die Fanfare aus der Oper „Donnerstag aus Licht“ eröffnete traditionsgemäß das Programm.

Samstag, später Nachmittag, auf dem Karlheinz-Stockhausen-Platz vor dem Rathaus in Kürten. Es klang, als würde der Erzengel Michael musikalisch verkünden: „Hier bin ich!“ Der mächtige Ruf, der zu Beginn und am Ende der kleinen Zeremonie erklang, wurde von vier Trompeten gespielt. Diese Fanfare symbolisiert Michaels himmlische, heroische und oft auch kämpferische Natur, die Karlheinz Stockhausen, der Komponist aus Kürten, in seiner Oper „Donnerstag aus Licht“ musikalisch eingefangen hat. Der Ruf steht für Michaels Stärke, seine Entschlossenheit und seine transzendente Rolle – ein wiederkehrendes Element, das dem Zuhörer hilft, Michaels Präsenz in der komplexen musikalischen Struktur der Oper zu erkennen und zu verfolgen.

Seit Beginn der Stockhausen-Tage wird dieser Ruf auf den Treppen des Bürgerhauses zur Eröffnung gespielt, eine Tradition, die bereits zu Lebzeiten des Komponisten begann. Damals wünschte sich Stockhausen einen Ort mit Unterrichtsräumen, in denen er mit Musikerinnen und Musikern seine Werke proben konnte, sowie einen Konzertsaal, in dem diese Werke aufgeführt werden konnten. „Dieser Ort ist mein Heimatort Kürten“, stellte er zufrieden fest.

Feierliche Eröffnung Stockhausen-Kurse. Bürgermeister Willi Heider

Feierliche Eröffnung Stockhausen-Kurse. Bürgermeister Willi Heider

Stockhausen wurde zum ersten und einzigen Ehrenbürger von Kürten ernannt. „Es macht uns stolz, dass wir hier in Kürten sein künstlerisches Erbe weitergeben dürfen“, betonte Willi Heider, der Bürgermeister der Gemeinde, in seiner berührenden Begrüßungsrede. Hier in Kürten entstehe während der Kurse ein offenes Miteinander. Die Lehrer, die sich schon lange mit der Musik auseinandergesetzt haben und von denen viele persönlich mit dem Komponisten zusammenarbeiten konnten, unterrichten 70 Teilnehmende aus 25 Ländern. Darunter sind Musikwissenschaftler, Instrumentalistinnen, Klangregisseure und Komponistinnen. Sie alle finden Unterkunft in Gastfamilien. Organisiert wird das Ganze von der Stockhausen-Stiftung, die das Erbe lebendig hält.

Dr. Wilhelm Jochimsen, stellvertretender Vorsitzender der Landschaftsversammlung Rheinland, betonte in seiner Rede: „Die Pflege der großartigen Kompositionen dieses Genies ist für alle wichtig: für die Gemeinde, für NRW und die ganze Welt.“ Mit dem Landschaftsverband Rheinland hat die Stiftung einen langjährigen Sponsor, der die Arbeit unterstützt und die notwendigen Mittel bereitstellt, um die Kurse überhaupt durchführen zu können. Hier in Kürten manifestiere sich durch die internationale Prägung auch Stockhausens Vision von einer Menschheitsfamilie.

Musik soll den Menschen verändern

Kathinka Pasveer von der Stockhausen-Stiftung erklärte, dass der Komponist bereits 1998 das Motto für die Kurse 2025 festlegte: „Lernen will Zukunft“. „Die meiste Kunstmusik ist spirituell degeneriert“, stellte er 1992 fest und hielt seine Ideen dagegen: Der lauschende Mensch wird transformiert und durch die Beschäftigung mit neuer Musik zu einem neuen Menschen. In diesem Sinne steht 2025 besonders die Weiterentwicklung und neue Aufarbeitung einiger älterer Werke im Vordergrund, wie „Solo“ und „Spiral“, die am Freitag, 1. August, aufgeführt werden.

Zudem ist am heutigen Montag, 28. Juli, die Uraufführung eines Stockhausen-Werks zu hören: „Kathinkas Gesang“ in der Version für Flöte und multiples Klavier, die bereits 1983 komponiert wurde und bis heute noch nicht uraufgeführt wurde. Die Uraufführung dieser Version wurde durch die aufwendige Realisation des Sechs-Spur-Tonbandes durch Patricia Martins nach den genauen Vorgaben der Spielanweisungen in der Partitur und in enger Zusammenarbeit mit Kathinka Pasveer ermöglicht.

Dann erklang noch einmal „Michaels Ruf“. Die vier Instrumentalisten waren in dem typischen Blau gekleidet, das Stockhausen dem Michael zuordnete. Danach machte sich das Publikum auf den Weg zur Aula, um der Komposition „Stimmung“ für sechs Vokalisten zu lauschen. Für die Stockhausen-Tage in zwei oder drei Jahren wünscht sich Willi Heider, dass die Sülztalhalle fertiggestellt ist. „Dann wird jedoch die Gesamtschule renoviert, und man muss schauen, auf welche Unterrichtsräume dann ausgewichen werden kann“, so Heider weiter. Eines ist jedoch klar: Die Gemeinde wird das Erbe ihres einzigen Ehrenbürgers, der weltweit einer der bedeutendsten Komponisten der neueren Zeit ist, weiter pflegen.