SommersonnenwendeWas Sie am Dienstag ganz besonders gut im Bergischen hören können

Eine Singdrossel steht auf einer Wiese und sucht nach Nahrung.
Copyright: Paul Zinken/dpa
Rhein-Berg – Vögel nehmen eine besondere Stellung unter allen Tiergruppen ein, was ihre Beziehung zu den Menschen betrifft. Vielleicht sind sie sogar die Wildtiere mit der größten Lobby. Von vielen Menschen werden sie wegen ihrer Schönheit und Fähigkeit zum Fliegen bewundert. Aber der aktive Flug ist nicht exklusiv bei Vögeln vorhanden, wie Fledermäuse und natürlich zahlreiche Insekten beweisen.
Es muss ja nicht immer das Eierlegen sein
Das Eierlegen ist erst recht nichts Besonderes im Tierreich, und mit einen Schnabel können - vom Kraken über die Schildkröte bis zum Schnabeltier - ebenfalls vielerlei Tiere aufwarten. Alleinstellungsmerkmal ist das Vorhandensein von Federn, die in der Evolution zunächst einen effizienten Wärmeschutz darstellten und irgendwann das Fliegen ermöglichten.
Es gibt aber eine Vogelgruppe, die außer bunten Federn eine weitere beeindruckende Eigenschaft aufweist. Es ist der Gesang, zu dem vor allem die Singvögel – einer sehr artenreiche Unterordnung der Sperlingsvögel – fähig sind. Aber warum singen Vögel überhaupt? Wir Kulturwesen neigen dazu, im Vogelgesang eine Form von Sublimierung zu erkennen.
Mit Gesang das eigene Territoium abgrenzen
Biologisch betrachtet geht es aber um ganz existenzielle oder banale Dinge wie: erstens die Abgrenzung ihres Territoriums und zweitens natürlich um die Brautwerbung zum Zweck der Fortpflanzung. Für diese dem Leben inhärenten Bedürfnisse hat sich offensichtlich der Gesang bei einigen Vögeln als zielführend erwiesen.
Die von den einfachen Rufen (das Piepsen, Krächzen und Quaken, das auch Nicht-Singvögel beherrschen) abzugrenzenden Gesänge sind strophenartig aufgebaut und häufig sehr variationsreich. Der Gesang ist den Singvögeln nicht angeboren und muss erst erlernt werden. Übrigens korreliert die artspezifische Komplexität des Gesanges mit ihrem Sozialverhalten. Also je aufwendiger der Gesang einer Art ist, um so eigenbrötlerischer ist diese, was mit der Funktion des Gesanges als Territorialverhalten zusammenhängt.
Steckbrief
Name: Singdrossel (Turdus philomelos)
Größe: 20 bis 22 Zentimeter
Besonderes Merkmal: gefleckte Unterseite
Mit hervorragenden Singvögeln verbinden viele Menschen die Nachtigall und die (Feld)-Lerche, obwohl die meisten Leser diese Arten wohl selten bis nie „live“ erlebt haben. Zumindest nicht hier, da beide Arten im Bergischen Land so gut wie ausgestorben sind oder - weniger dramatisch ausgedrückt - sich hier nicht mehr reproduzieren (können).
Ein anderer guter Sänger, der sein Können schon im Namen trägt, ist die Singdrossel (Turdus philomelos). Diesen Singvogel könnte man als die klassische Drossel bezeichnen.
Wohltönende Stimme
Die Familie der Drosseln, zu denen auch andere gute Sänger wie die Amsel zählen, ist übrigens nah verwandt mit den Fliegenschnäppern zu denen auch Rotkehlchen und Nachtigall gehören.

Singdrossel im Nest.
Copyright: picture-alliance/ dpa/dpaweb
Die Stimme der Singdrossel ist von der Frequenz angenehm wohltönend, dabei zudem relativ laut und gekennzeichnet durch meist drei abwechslungsreiche Wiederholungen einer Tonfolge, die auch Imitationen enthalten kann. Es ist immer schwierig, zu versuchen, den Gesang in Worten auszudrücken. Hören Sie sich das in einer lauen Sommernacht doch einfach selbst an!
Eier so schön wie der Gesang
So schön wie ihr Gesang sind auch ihre Eier. Diese himmelblauen Wunderwerke legen Singdrosselweibchen in ein stabiles Nest, das das Brutpaar in der Astgabel eines Baumes anlegt. In der Regel brüten die Altvögel zwischen April und Juli zwei Mal, da sie ständig gegen die hohe Sterblichkeit der unerfahrenen Jungvögel aktiv werden müssen. Ein Schicksal, das die Singdrossel mit vielen anderen Arten teilt.
Sie lebt in Wäldern, Parks und baumbestandenen Gärten. Ihre Nahrung besteht im Herbst und Winter aus Beeren. Während der Brutzeit muss proteinreiche Nahrung her. Eine Besonderheit ist die Jagd auf Gehäuseschnecken. Diese werden am Mündungsrand gepackt und durch heftige Seitwärtsbewegungen des Kopfes gegen eine harte Unterlage geschlagen. Gut bewährte „Drosselschmieden“ werden oft jahrelang genutzt. Man kann dort haufenweise Schneckenhaustrümmer finden.
Das könnte Sie auch interessieren:
Im Bergischen Land sind Singdrosseln Kurzstreckenzieher. Sie verbringen den Winter also nicht hier. Aber auch nicht in Afrika, sondern im atlantisch geprägten Westeuropa. Die ersten Nachweise von wiederkehrenden Singdrosseln wurden in den letzten Jahren meist schon Ende Januar oder Anfang Februar von aufmerksamen Vogelkundlern erbracht. Das Jahr ist schon bald wieder halb rum und der längste Tag und damit auch der längste Abend des Jahres steht bevor. Genießen Sie in einer hoffentlich lauen Sommernacht den kostenlosen Service der Vogelwelt und lauschen sie den abwechslungsreichen Strophen des ausgeprägten Abendgesanges der Singdrossel.