Rhein-Bergs neuestes VerkehrsmittelMit dem London-Taxi „Efi“ auf Wunschroute durch Odenthal

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Das Innere eine Großraumtaxis zeigt Blicke hinaus in die Winterlandschaft und einen Ausblick durchs gläserne Dach.

Wie ein Royal kommt man sich in dem London-Taxi mit dem Panoramadach vor - wenn kein anderer Fahrgast dabei ist, wirkt es, als hätte man seinen persönlichen Chauffeur.

Rhein-Bergs neustes ÖPNV-Angebot ist in Odenthal gestartet. Unser Autor hat die Auf-Abruf-Taxis zum VRS-Tarif getestet.

Dass es im Winter aber auch so früh dunkel wird . . . da schafft der Spätaufsteher die 15-Kilometer-Wanderrunde von Altenberg kaum bis zur Dämmerung. Eine gute Gelegenheit, den Öffentlichen Personennahverkehr in Odenthal einmal zu testen.

Schließlich ist in der kleinsten Landgemeinde des Kreises doch jüngst   erst ein neues Verkehrsmittel im Pilotprojekt an den Start gegangen: ein Großraumtaxi, das auf Abruf geordert werden kann und individuelle Ziele des Fahrgäste innerhalb des Gemeindegebiets ansteuert.

Klingt gut. Zumal ein Blick auf den Busfahrplan im Odenthaler Kirchort Neschen zeigt, dass Busse hier sonntags nur im Zwei-Stunden-Takt verkehren. Noch anderthalb Stunden in der Kälte stehen? Das ist mir zu lang. Als Alternative kann ich mir seit dem 12. Dezember eins der „Efi“-Großraumtaxis rufen. „Efi“ steht für einfach, flexibel, individuell. Mal sehen, ob das Angebot hält, was es im Namen führt.

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Auf-Abruf-Taxi „Efi“ lässt sich per App auf dem Handy oder telefonisch bestellen

Die Bestellung soll ganz leicht sein: per Anruf oder per App auf dem Smartphone. Ich lade die App herunter.

„Wann möchtest du fahren?“, fragt mich die App auf dem Display. Ich wähle „Jetzt“ und wähle die Startadresse aus. Maximal 250 Meter soll man zum nächsten der vielen virtuellen Haltepunkte laufen.

Hier an der Bushaltestelle ist schon mal keiner. Aber die App zeigt mir auf einer Kartenanzeige den Weg zum nächsten „Efi“-Haltepunkt. Der ist gerade mal 100 Meter entfernt die Ecke rum an der Scheurener Straße 2a. Flexibel ist das Angebot schon mal.

Auch parallele Busverbindungen zeigt die „Efi“-App an – „Efi“ ist meist schneller

Nun will die App von mir noch die Zieladresse wissen. Ich schiebe die kleine virtuelle Nadel auf dem Handybildschirm nach Altenberg, von wo aus ich am Morgen losgewandert bin. Ein Klick und die App zeigt mir an, wie ich dort am besten mit Öffentlichen Verkehrsmitteln hinkomme.

Auch der Linienbus wird mir angezeigt, auf den ich noch anderthalb Stunden warten müsste. Klar, das weiß ich ja schon vom analogen Fahrplan an der Bushaltestelle.

Mein „Efi“ stattdessen könnte laut App bereits in neun Minuten hier sein. Und ich kann in der App auch gleich ein reguläres VRS-Ticket zum Preis von 2,52 Euro für eine Fahrt innerhalb des Odenthaler Gemeindegebiets buchen. Das Auf-Abruf-Taxi kostet also keinen Cent mehr als der Linienbus. Ich zögere nicht lange und drücke auf „Buchen“.

„Efi“ holt bis zu sechs Fahrgäste ab und bringt sie an ihre individuellen Ziele

Sogleich erscheint auf der Karte in der App ein kleines Auto: Das ist das „Efi“, das mich abholt. Es fährt gerade die Bergstraße nach Glöbusch auf der anderen Seite des Dhünntals hinauf. Offenbar will dort auch ein Fahrgast ein- oder aussteigen. Langsam kommt das Auto näher, die App zeigt mir minutengenau an, wann es bei mir ist und gibt mir auch das Kennzeichen an – damit ich im Zweifel nicht ins falsche „Efi“ einsteige.

Pünktlich hält das weiße London-Taxi mit der Aufschrift „Efi“ vor mir am Bordstein. Ich zeige dem Fahrer den in der App angezeigten Code auf der App. „Passt“, sagt der junge Mann hinter dem Steuer freundlich.   Ich setze die FFP2-Maske auf und öffne die Tür zum geräumigen Fond mit sechs Sitzplätzen. Kaum habe ich die Tür geschlossen und mich angeschnallt, summt das Elektroauto los.

Außer mir ist noch eine Jugendliche an Bord. Sie nutzt das „Efi“ mit ihrem Schülerticket ohne weitere Kosten. „Sehr praktisch“, findet die 14-Jährige. Ein Elternteil von ihr wohnt in Glöbusch, der andere in Scheuren – seitdem es „Efi“ gibt, ist die acht Kilometer lange Strecke vom einen Höhenzug durchs Tal auf den gegenüberliegenden Berg kein Thema mehr.

In Scheuren verabschiedet sie sich. Unser Fahrer Sercan Önan hat sie direkt vor der Haustür abgesetzt. Dann geht’s weiter. Mein Fahrzielwunsch ist von der App längst in sein Navi übertragen worden. Ein Computerprogramm berechnet stets, welcher Fahrgastwunsch von welchem der vier bis fünf „Efis“ im Odenthaler Gemeindegebiet übernommen werden kann und was die optimale Route der individuellen Ziele ist.

Ein Kunde, der bisher 17 Euro für ein Taxi zahlte, kommt jetzt auch mit 2,52 Euro nach Hause.
Sercan Önen, Fahrer, zu dem im „Efi“ geltenden VRS-Tarif

Über die Höhenstraße geht’s Richtung Selbach. Unter dem Glasdach ist der Panoramablick aufs Scherfbachtal und nach Odenthal nochmal so reizvoll. Mittlerweile allein im geräumigen Auto, durch Plexiglas vom Fahrer abgetrennt, komme ich mir fast ein bisschen wie ein Wohlhabender mit Privatchauffeur vor.

„Da habe ich mir ja einen Journalisten „geangelt““, meint Sercan Önan grinsend, als wir über die Gegensprechanlage ins Gespräch kommen. „In Odenthal ist die Nachfrage noch überschaubar, aber als ich neulich mal einen Tag in Leverkusen eingesprungen bin, ging’s in einem durch“, erzählt der 29-jährige Bensberger, der im Hauptberuf bei einem großen Automobilbauer arbeitet und „Efi“ im Minijob fährt.

Früher war er Mietwagenfahrer. „Aber das Geschäft ist seit Corona ziemlich am Boden“, sagt er. Da sei „Efi“ mit festem Stundenlohn schon anders. „Und man muss nie hetzen, weil die App die Fahrtzeiten immer genau berechnet“, sagt er. Viele junge Leute nutzten „Efi“ mit ihrem Schülerticket ebenso wie Pendler mit Abo-Ticket ohne zusätzliche Kosten. 1700 Fahrten zählte die Wupsi wie berichtet im ersten Monat von „Efi“ in Odenthal, auf Leverkusener Gebiet waren es weitere 5000.

Als wir in Altenberg ankommen, zeigt mir Önen noch die Rampe, die er ausfahren kann und die „Efi“ damit barrierefrei auch mit Kinderwagen oder Rollstuhl zugänglich macht.

„Auch einen Kindersitz habe ich dabei, kann man alles in der App angeben“, erklärt er freundlich.

Ich kann mich nicht erinnern, jemals individueller und angenehmer im ÖPNV unterwegs gewesen zu sein. Das werde ich künftig wohl noch öfter nutzen.


So funktioniert die „Efi“-Bestellung

Wer das Auf-Abruf-Taxi „Efi“ per App ordern möchte (wochentags 6 bis 21 Uhr, Wochenende 9 bis 21 Uhr ), findet diese im Appstore. Danach muss in der App nur noch eine Zahlungsweise verknüpft werden, und los geht’s.

Wer „Efi“ telefonisch ordern möchte, muss sich einmal in einem Wupsi-Kundencenter, z.B. am Gladbacher S-Bahnhof, registrieren, um ein Guthabenkonto anzulegen. Sobald das Guthaben aufgeladen ist, kann „Efi“unter (0 21 71) 50 07 555 bestellt werden. „Efi“ fährt vorerst ausschließlich im Odenthaler Gemeindegebiet und in Teilen von Leverkusen.

Hier gibt's im Internet weitere Informationen zu Efi. (wg)

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