Die Politik denke zu oft in Großprojekten, an denen sie dann scheitere, kritisiert die Bürgermeisterkandidatin. Sie setzt auf kleine Schritte.
Bürgermeisterwahl 2025Sonja Tewinkel (parteilos) will die Odenthaler Schulen fertigstellen

Bürgermeisterkandidatin Sonja Tewinkel (parteilos) auf ihrer Lieblingsbank in Voiswinkel. Momentan richtet sie ihren Blick stärker auf Odenthal als auf die Kölner Bucht.
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Der Blick geht weit nach Südwesten bis ins Siebengebirge, derzeit ist er aber meist auf Odenthal gerichtet. Seit Sonja Tewinkel ihren Hut als Kandidatin für die Bürgermeisterwahl in den Ring geworfen hat, sitzt sie seltener als früher auf ihrer Lieblingsbank auf dem Sonnenberg in Voiswinkel.
Lange vertrat sie die Grünen im Gemeinderat, im Januar trat sie aus der Partei aus und tritt als Parteilose an. Das hat ihr nicht nur Zustimmung eingebracht; ihr jedoch ist es wichtig. „Ich möchte für alle Odenthalerinnen und Odenthaler kandidieren und arbeiten“, betont sie. Sie wolle „offen für alle Seiten“, nicht „parteipolitisch eingeengt“ sein. Tewinkel tritt gegen Laura Lundberg (CDU) und Andreas Fritsch (SPD) an.
Die Schulen stehen ganz oben auf Tewinkels Agenda
Ganz oben auf ihrer To-do-Liste, sollte sie ins Rathaus einziehen, stehen die Schulen. Strategisch („Wo wollen wir in den nächsten 15 Jahren hin?“) und auch baulich („Wir müssen die Gebäude endlich fertig bauen“). Bei der in Containern untergebrachten Odenthaler Grundschule hake es schon bei der Vergabe für die Projektsteuerung, die Erweiterung des Schulzentrums und der OGS-Ausbau müssten zügig vorangetrieben werden.
Dass vieles stockt, hängt nach Tewinkels Ansicht mit einem mangelhaften Projektmanagement zusammen. Dafür ließen sich etliche Beispiele finden, meint sie, etwa das Dhünntalstadion oder die Brücke Menrath. „Hier fehlt es an Kapazitäten, aber auch an Erfahrung“, sagt Tewinkel. „Wir denken oft in Großprojekten. Ich würde vieles gerne in Teilabschnitte aufsplitten, diese dann aber zügig fertigstellen.“
Tewinkel unterstützt die dezentrale Flüchtlingsunterbringung
Erben wird jede neue Verwaltungsspitze das Problem der Flüchtlingsunterbringung. Die dezentrale Verteilung der Menschen im Ort sei eine gute Entscheidung gewesen, meint Tewinkel. Man könne es sich nicht leisten, „Standorte grundsätzlich auszuschließen“, aber „über die Größenordnung“ müsse man sprechen.

So setzte sich der Odenthaler Gemeinderat nach der Kommunalwahl 2020 zusammen. Zwischenzeitlich verloren Grüne und FDP je einen Sitz an Fraktionslose.
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Tewinkel: „Wir können uns allerdings nicht hinstellen und sagen: Nur bitte nicht nach Odenthal.“ Bei dieser und anderen Fragen habe es der Bürgermeister versäumt, vorab in die Fraktionen zu gehen oder den Ältestenrat einzubeziehen, kritisiert die Kandidatin. So gewinne man Zeit für inhaltliche Diskussionen.
Örtliche Handwerksbetriebe könnten nach Osenau verlagert werden
Tewinkel zog nach dem Wahlerfolg der Grünen 2020, der auch dem örtlichen Widerstand gegen neue Baugebiete geschuldet war, in den Gemeinderat ein. Wie sieht sie da die Ausweisung neuer Baugrundstücke? Odenthal verfüge über ausgewiesene Flächen, sogar Gewerbeflächen, die man entwickeln könnte, etwa gegenüber der Feuerwehr in Voiswinkel, sagt sie. Allerdings seien sie in privater Hand.
„Schwerlastverkehr, das will in Odenthal wohl keiner.“ Doch den nördlichen Teil des ehemaligen Baumschulgeländes in Odenthal, das die Verwaltung als Gewerbefläche ausweisen wollte, kann sich Tewinkel als Fläche für örtliche Handwerksbetriebe vorstellen: „Damit ziehen wir das Gewerbe raus aus der Ortsmitte und könnte dann dort Wohnbebauung ansiedeln“, meint sie.
Tewinkel sieht noch „Pufferzonen“ beim Haushalt
Mit Windrädern auf dem Klauberg hätte die Gemeinde Geld verdienen und mit einem Schlag die Co2-Neutralität für Odenthal erreichen können, die Ablehnung sei nicht weitblickend gewesen, meint sie. Beim Haushalt sieht sie noch „Pufferzonen“ für Einsparungen durch zeitversetzte Investitionen und auch beim Personal.
„Wir müssen runter mit den Stellen“, sagt Tewinkel und fordert ein Stellenmanagement samt Strukturreform für die Verwaltung, auch um die Mitarbeitenden im Rathaus zu entlasten. Tewinkel: „In jeder Behörde, in der ich bisher gearbeitet habe, war das am Ende gut strukturiert.“