Nach 13 Jahren StreitTuS Marialinden weiht seinen Kunstrasenplatz ein

Lesezeit 4 Minuten
TuSMarialinden_neuer_Platz

Freude an ihrem neu aufgebauten Kunstrasen haben jetzt die Fußballer des TuS Marialinden. 

Overath – Ein bisschen spät dran sind sie, die Männer und Frauen vom TuS Marialinden: 13 Jahre, nachdem sie 2006 ihren Kunstrasenplatz im Tausch für ihr altes, inzwischen besiedeltes Sportplatzgelände bekommen haben, gibt es jetzt die offizielle Einweihung. „Feiert Vatertag beim TuS Marialinden“, lautet der Appell an „alle Väter, Freunde und Familien“.

2006 vertrug der neue Platz keinen Regen

Dass die Party so spät kommt, ist nicht Schuld der Marialindener. Vielmehr vertrug der Kunstrasenplatz von 2006 keinen Regen. In Katar mag das kein großes Problem sein, wohl aber im Bergischen. Der nur scheinbar schöne neue Platz war wohl ein „Montagsauto“, wie es der damalige Bürgermeister Andreas Heider einmal griffig auf den Punkt brachte.

Es kam zum Rechtsstreit mit verwirrend vielen Parteien: Die Stadt Overath stellte sich als Platzeigentümerin auf die Seite des TuS und verklagte die Sparkassen-Projektentwicklungstochter „Pareto IV“ sowie die von ihr beauftragte Baufirma aus dem Rhein-Sieg-Kreis.

Alles zum Thema Phantasialand

Chronologie der Auseinandersetzung

2006 Der Sportplatz wird dem Verein übergaben. 2008 Erste Mängel werden festgestellt, vor allem bei der Bewässerung. 2009 Beweissicherungsverfahren 2011 Das Landgericht Köln (17 O 203/09) gibt der Klage der Stadt statt. 2014 Das Oberlandesgericht Köln (22 U 185/11) bestätigt die Entscheidung und lässt die Revision nicht zu, aber die Prozessgegner erheben Nichtzulassungsbeschwerde zum Bundesgerichtshof. Die Sache bleibt in der Schwebe. 2017 Die Stadt beauftragt ein neues Bauunternehmen mit der Platzerneuerung. 2018 Der Bundesgerichtshof (VII ZR 157/14) verwirft die Nichtzulassungsbeschwerde. 30. Mai 2019 Fest des Fördervereins TuS Marialinden 1946 Jugendfußball e.V. zur Sportplatzeröffnung. (sb)

Da um stolze 700.000 Euro gestritten wurde, ging die Sache bis zum Bundesgerichtshof. Mit Entscheidung vom 25. April 2018 bestätigte das oberste deutsche Zivilgericht im Ergebnis endlich die 2014er-Entscheidung des Oberlandesgerichts Köln zugunsten der Stadt. Kurzformel in der Sprache der Juristen: „Auch ein »bespielbarer« Sportplatz kann mangelhaft sein.“

Mittlerweile ist der Platz neu gemacht, von einer anderen Firma. Der TuS Marialinden ist hoch zufrieden und willens, nur noch positiv in die Zukunft zu schauen und nicht mehr nachzukarten, wie die drei Mitglieder des Präsidiums, Hans-Peter Bolz, Ratsherr Rainer Habers und der frühere CDU-Fraktionsvorsitzende Peter Miebach betonen.

Platz ergänzt mit Kleinspielfeld

Denn der Rechtsstreit über all die Jahre war zwar nervenaufreibend, aber aktuell steht der Verein gut da, denn nicht nur der Platz wurde durch ein anderes als das ursprünglich beauftragte Unternehmen neu gebaut, sondern der Verein hat zudem aus eigener Kraft ein Kleinspielfeld für die Jugend, Flutlicht und weitere Neuerungen wie Bepflanzung und Zäune dazu gesetzt.

„Wir haben jetzt eine richtig tolle Sportanlage“ sagt Bolz nicht ohne Stolz. 200.000 Euro hat der Verein als Darlehen von der NRW-Bank bekommen, den Rest aus Eigenmitteln, Zuschüssen der Stadt Overath aus der Sportpauschale und durch Spenden und Sponsoren aufgebracht.

Bolz, in Rhein-Berg bekannt als ehemaliger Chef der Kreis-Caritas, und seine Präsidiumskollegen Habers und Miebach weisen von sich aus darauf hin, dass der Verein das Darlehen ebenso wird abzahlen müssen wie er Rücklagen bilden muss, denn Kunstrasenplätze sind bekanntlich auch dann, wenn sie nicht mit gravierenden Kunstfehlern behaftet sind, nicht für die Ewigkeit gebaut.

200 Kinder spielen im Verein Fußball

Für die Zukunft sieht sich der Verein gut aufgestellt. Markus Höck, Leiter der Fußballabteilung, verweist auf das Wachstum der vergangenen Jahre: Statt 120 Kinder spielen jetzt 200 im Verein, die Zahl der Jugendtrainer ist von 10 auf 30 gestiegen.

„Unser Einzugsgebiet ist größer geworden“, sagt er, die Zuwächse kämen aus Much ebenso wie aus anderen Dörfern in der Umgebung. Insgesamt hat der Verein inzwischen tausend Mitglieder.

Mit ihrem Fest am Vatertag richten sich die Sportler an das ganze Dorf sowie an Freunde und Unterstützer von außerhalb. Nachbarvereine nicht nur aus Overath, sondern auch aus dem Rhein-Sieg-Kreis hätten dem Verein geholfen, die schwierigen Zeiten zu überstehen.

Eltern hätten Fahrdienste organisiert. Der Dank gehe auch an die Sponsoren, zu denen nicht nur der stadteigene Strom-Anbieter „O-Saft Overath“ zählt, sondern auch die Kreissparkasse, „Mutter“ der einstigen Prozessgegnerin. Auch ein Überraschungs-Sponsor ist mit von der Partie: Die Sportanlage trägt künftig den Namen „Phantasialand Arena“ – nach dem Luftlinie 35 Kilometer vom Platz entfernt gelegenen Freizeitpark in Brühl.

Das Fest beginnt am Donnerstag, 30. Mai um 11 Uhr. Erwartet werden offizielle Gäste, Besucher jedweden Geschlechts und insbesondere auch Vatertagstrupps.

KStA abonnieren