InterviewBürgermeister: „Ich ärgere mich über Attacken auf die Overather Verwaltung“

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Overaths Bürgermeister Christoph Nicodemus sitzt an einem Tisch und gestikuliert.

Overaths Bürgermeister Christoph Nicodemus im Interview

Mehrere Probleme hatte Christoph Nicodemus, Bürgermeister von Overath, 2022 lösen können. Wir haben ihn getroffen.

Overaths Bürgermeister Christoph Nicodemus bezeichnet das Jahr 2022 als „ein lebendiges Jahr“, in dem es mehrere Probleme gleichzeitig zu lösen galt. Im Interview spricht der Verwaltungschef über die Herausforderungen des vergangenen Jahres und die, die 2023 noch vor ihm und seinen Mitarbeitern in der Stadtverwaltung liegen.

Herr Nicodemus, was war für Sie prägend in 2022?

Nicodemus: Es waren drei Dinge auf einmal, die zu lösen waren: Zu Beginn des Jahres das Thema Corona, das war in der Ausprägung ja noch ganz anders als jetzt. Dazu kam die Beseitigung von Hochwasserschäden, das wird uns auch weiterhin begleiten, auch was die Vorsorge angeht. Und dann am 26. Februar der Überfall auf die Ukraine. Das hat uns stark betroffen, mehr als 2015, es waren viele Flüchtlinge unterzubringen, es musste für Schulbesuch und Kinderbetreuung gesorgt werden. Die Unterbringung der Menschen ist gelungen, dank viel privater Unterstützung, und ich bin froh und glücklich, dass uns das gelungen ist. Und das sind ja nur die Sonderaspekte, die normalen Dinge kommen hinzu, es ging ja auch darum, bei den Schulen und der Ganztagsbetreuung weiterzukommen. 2026 startet der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung.

Wie sieht es denn bei den Schulen aus?

Wir sind ein Stück weitergekommen: Marialinden ist weitgehend durch, Vilkerath ist ein bisschen entzerrt durch die neue Turnhalle und die zusätzlichen Räume, in Heiligenhaus steht der Rohbau und in Overath sind die Rahmenbedingungen geklärt. Nun folgen Immekeppel und Steinenbrück, dafür haben wir im Haushalt 2023 Mittel eingestellt. Außerdem haben wir den Digitalpakt erheblich aufgestockt, das Schulzentrum ist mit Glasfaser versorgt, die Einrichtung diverser Computerräume ist fertig und die Mobilgeräte sind da und werden an die Schulen verteilt. Wir hoffen, bis Ostern mit der Einrichtung diverser Computerräume und mit den Mobilgeräten fertig zu sein. Die Auslieferung der digitalen Tafeln ist für das erste Quartal 2023 angekündigt. Mir geht das zwar nicht schnell genug, aber Geduld ist auch nicht meine Stärke. Aber man muss auch sagen, dass Corona den digitalen Abläufen hier bei uns in der Verwaltung einen Schub verliehen hat – so schlimm ich Corona auch finde, auch angesichts der vielen Long-Covid-Betroffenen.

Overath: Änderung des Flächennutzungsplans steht an

Gab es etwas, was Sie so richtig geärgert hat im vergangenen Jahr?

Ja, wenn versucht wird, mit Un- und Halbwahrheiten Öffentlichkeit zu schaffen. Mit sachlicher Kritik habe ich kein Problem, aber ich finde es ziemlich arm, mit Halbwahrheiten zu agieren.

Sie beziehen sich auf Äußerungen von Seiten der SPD?

Nein, dies hat keinen speziellen Bezug. Hierbei ist es egal, ob es um Bauordnungsthemen, Schule oder sonst was geht. Ich versuche die Sachen richtigzustellen, sehr angemessen als sachliche Information. Aber ich ärgere mich auch länger über solche Attacken auf die Stadtverwaltung.

Was sind für Sie die prägenden Themen für 2023?

Ganz dringend ist die Aufstellung des Flächennutzungsplans, wir müssen schauen, dass die Entwicklung der Stadt eine planerische Grundlage bekommt. Die Nachfrage nach Wohn- und Gewerberaum ist ungebrochen, wir müssen vernünftige Lösungen finden. Und dann sind da Themen wie Klimawandel, Energieerzeugung, Verkehr, ÖPNV – die verkehrliche Entwicklung und das Klima sind für mich Herzensthemen. Die Dinge sind vernetzt, man muss das Gesamtbild im Auge haben, eine isolierte Betrachtung hilft nicht weiter.

Was ist Ihnen in diesem Zusammenhang besonders wichtig?

Die Beteiligung der Bürger in der Stadt, wie sie ja gerade bei der strategischen Entwicklungsplanung geschehen ist, die nun abgeschlossen ist. Wir bieten Beteiligungsmöglichkeiten über das Gesetz hinaus, das ist mir wichtig, auch wenn es Zeit kostet.

Wenn Sie auf das erste Halbjahr 2023 blicken, was sind die wichtigsten Vorhaben?

Allem voran die Weiterführung in den Bereichen Schulen und Ganztag. Dazu die planerische Arbeit, des Flächennutzungsplans, erste Angebote des E-Government, die Digitalisierung der Schulen, der städtebauliche Wettbewerb für den Steinhofplatz, der Ausbau der Landstraßen von Heiligenhaus nach Steinenbrück, die Gründung einer Energiegenossenschaft und ein integriertes Klimaschutzkonzept – das sind einige von vielen Themen, die wir anpacken wollen.

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