Wenn das Auto tanken fährtDas Netz von E-Ladestationen in Rhein-Berg soll ausgebaut werden

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Eine E-Ladesäule mit der Aufschrift „Aldi“ steht vor einer Mauer.

Ob AC oder DC, Lebensmittel-Discounter oder Buletten-Bräter, öffentlicher Verkehrsraum oder Privatgrundstück: In und um Gladbach wächst das Angebot an Ladesäulen für E-Autos rasant.

Die Kreispolitik berät über Konzept zum Ausbau der Ladeinfrastruktur. Es besteht hoher Handlungsbedarf. 

„Wo ist denn dein Auto?“ – „Das ist mal gerade Laden gefahren“: Was heute noch absurd klingt, kann schon in ein paar Jahren alltäglich sein. Das Szenario des sich selbst versorgenden E-Autos wird erwähnt in einem Konzept mit dem wenig griffigen Titel „Konzept zum Aufbau einer bedarfsorientierten Ladeinfrastruktur im Rheinisch-Bergischen Kreis und der Stadt Leverkusen“. Auf Seite 116 heißt es wörtlich: „Weiter wird mit zunehmender Automatisierung der Fahrzeuge erwartet, dass bereits in der Frühphase des autonomen Fahrens Fahrzeuge selbstständig einen zuvor gebuchten Stellplatz mit induktiver Ladeinfrastruktur anfahren können.“

Das vom Land geförderte Konzept, das zunächst im Zukunftsausschuss des Kreistages vorgestellt wurde und am Donnerstag, 11. Mai, auch Thema im Verkehrsausschuss wird, benennt einen hohen Handlungsbedarf in unserer in Sachen E-Mobilität lange etwas verträumten Region.

Es gibt immer mehr Ladestationen in Rhein-Berg

Aktuell gibt es in Rhein-Berg plus Leverkusen 200 öffentliche Ladepunkte, an denen E-Autos vergleichsweise langsam Wechselstrom (AC) laden können, und 34 öffentliche Schnell-Ladepunkte mit Gleichstrom (DC). Hier hat sich in den vergangenen Monaten viel getan, so kann man bei Aldi in Gronau und Bensberg oder auch bei verschiedenen McDonald’s-Filialen schnell laden, während der   Energie-Platzhirsch Belkaw vor allem in den Zentren von Alt-Gladbach und Bensberg bei den Wechselstrom-Ladepunkten ordentlich nachgelegt hat.

Dennoch wird das bald zu wenig sein. Das Konzept unterscheidet zwischen den „ländlichen Gebieten“ Kürten, Odenthal und Overath und den übrigen „suburbanen Gebieten“. Allein für die ländlichen Gebiete prophezeit das Konzept für das Jahr 2025 einen Bedarf von 99 Ladepunkten, für 2030 einen von 239 und für 2025 einen von 375 Ladepunkten.

Großer Teil der Ladestationen 

Für die Städte Bergisch Gladbach, Burscheid, Leichlingen, Leverkusen, Rösrath und Wermelskirchen sehen die Studienautoren einen Bedarf von 1014 Ladepunkten im Jahr 2025, von 2125 Punkten 2030 und von 2914 Ladepunkten im Jahr 2035.

Der ganz überwiegende Teil dieser Lademöglichkeiten wird allerdings laut Konzept nicht im öffentlichen, sondern im privaten Bereich entstehen. Das Konzept geht davon aus, dass je nach Gebietstyp 95 bis 98 Prozent aller Lademöglichkeiten auf privaten Flächen entstehen werden. Gleichwohl sei es aber nötig, dass sich auch die Kommunen weiter engagieren, um der E-Mobilität weiter bei ihrer Entwicklung zu helfen.

Auch Ladestationen auf Firmenparkplätzen in Rhein-Berg möglich

Hinsichtlich der Möglichkeiten, neue Ladestellen zu schaffen, verweist das Konzept auf eine Vielzahl interessanter Möglichkeiten. So könnten Ladestationen auf Firmenparkplätzen nachts an Anwohner vermietet werden.

Im Zukunftsausschuss wurde das Konzept laut Verwaltung positiv aufgenommen. „Für die Menschen in unserem Kreis ist der Umstieg auf E-Mobilität eine Möglichkeit, sich lokal emissionsfrei zu bewegen. Das Konzept ermöglicht einen bedarfsorientierten Ausbau der Ladeinfrastruktur und ist damit eine wichtige Planungsgrundlage“, sagte Dezernentin Elke Reichert.

Auf der Grundlage des Konzeptes können die Kommunen die Weiterentwicklung der Ladeinfrastruktur vorantreiben. Der Kreis übernimmt dabei eine „beratende und koordinierende“ Rolle. „Für das Gelingen der Mobilitätswende brauchen wir den Umstieg auf E-Mobilität“, sagte Grünen-Chefin Ursula Ehren.   „Dies ist ein wichtiges Thema, das man nicht auf die lange Bank schieben darf“, betonte Lennard Höring von der CDU.