Andreas Thomas verzeichnet Rekorderträge auf seiner Bergisch Gladbacher Streuobstwiese. Nicht überall in der Landwirtschaft ist das so.
RekorderträgeFruchtige Freude des unsteten Sommers in Rhein-Berg

Proppenvoll: Andreas Thomas in einem der Apfelbäume auf seiner Streuobstwiese in Bergisch Gladbach-Unterboschbach.
Copyright: Anton Luhr
Regen, Sonne, Schauer – manchen nervt der durchwachsene Sommer. Andreas Thomas aus Unterboschbach an der Grenze von Bergisch Gladbach zu Odenthal-Voiswinkel nicht. Im Gegenteil. Seine Augen leuchten, wenn er in die Zweige der Bäume seiner Streuobstwiese hinterm Haus sieht.
Wir müssen schon die Äste abstützen, sonst brechen sie unter der Last des Obstes ab.
„So viel Obst hatten wir schon lange nicht mehr“, sagt der 60-Jährige und greift nach einer Holzlatte. „Wir müssen schon die Äste abstützen, sonst brechen sie unter der Last des Obstes ab.“

Damit die Äste unter der Last des Obstes nicht abbrechen, muss Andreas Thomas sie abstützen.
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Ob Hauszwetschgen, Klarapfel, oder Alexander Lucas Birne – die Äste der Bäume auf der Streuobstwiese, die Andreas Thomas im Rahmen eines Vertragsnaturschutzprojekts pflegt, bewirtschaftet und erhält, sind proppenvoll mit Früchten.
Ernteverluste im Süden des Rheinlands, gute Erträge im Bergischen
Ein Glück, das Obstbauern im Süden der Rheinischen Bucht in diesem Jahr verwehrt blieb, wie Obstbauberater Ralf Nörthemann von der Landwirtschaftskammer Rheinland weiß. „Bei Meckenheim hatten wir am 21., 22. April, als schon kleine Früchte an den Bäumen waren, noch einmal starken Frost – da fällt die Kernobsternte dieses Jahr sehr bescheiden aus“, so der Experte. „Aber je weiter im Norden, wie im Bergischen Land, war der Frost nicht so stark.“

Auch die Hauszwetschgenbäume auf der Streuobstwiese in Unterboschbach hängen voller Früchte.
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Dafür konnte die Mischung aus Sonne und ausreichend Niederschlag ihre Wirkung entfalten, wie auch Mark vom Hofe, Vorsitzender des Bergischen Naturschutzvereins (RBN) auf der vereinseigenen Streuobstwiese in Kürten-Bechen festgestellt hat. „Unsere Äpfel brauchen Sonne und Feuchtigkeit, beides hatten wir und erwarten nun eine gute Ernte“, so vom Hofe. „Allerdings“, räumt der Naturschützer ein und legt die Stirn in Falten: „Wenn es jetzt zu feucht wird bis zur Ernte, ist das auch nicht gut.“ In jedem Fall brauche es noch einige Sonnentage, damit es vor dem traditionellen Apfelfest am 29. September rund um die RBN-Zentrale am Schmitzbüchel im Overather Sülztal tatsächlich eine gute Ernte gebe.
Ein Starkregen, wie er für die kommenden Tage angekündigt ist, kann die Ernte leicht vorzeitig vom Baum holen und zerstören.
„Abgerechnet wird zum Ende“, weiß auch Kreislandwirt und Kreisbauernschaftsvorsitzender Peter Lautz. „Ein Starkregen, wie er für die kommenden Tage angekündigt ist, kann die Ernte leicht vorzeitig vom Baum holen und zerstören.“

Im Tal des oberen Mutzbachs liegt die Streuobstwiese von Andreas Thomas. Im Hintergrund: der Ort Unterboschbach.
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„In regenreichen Jahren ist auch die Gefahr von Pilzbefall und Apfelschorf, das sind starke Flecken auf Blättern und Früchten, stärker“, nennt Obstbauberater Nörthemann eine weitere Gefahr.
Schwarzkopfschafe übernehmen die Mahd unter den Obstbäumen auf der Wiese
Im Gegensatz zu Kunden an der Obsttheke im Supermarkt stört Schorf auf der einen oder anderen Frucht Andreas Thomas' Kunden nicht so stark. „Sie wissen, dass bei uns alles Natur ist – mehr Bio geht nicht“, sagt Andreas Thomas und schaut zu seinen fünf Schwarzkopfschafen hinüber, die für die Mahd unter den Obstbäumen zuständig sind – und auch mal gerne vom Fallobst naschen.
Auch das fragen manche Kunden unterdessen in dem kleinen Laden im historischen Backes nach, in dem Petra Thomas gerade einige Äpfel für eine Kundin abfüllt. Öffnungszeiten hat der winzige Laden in Unterboschbach 59a nicht. „Wenn wir da sind, sind wir da und haben geöffnet“, sagt Andreas Thomas lächelnd.

Schwarzkopfschafe fressen das Gras unter den Obstbäumen von Andreas Thomas – und gerne auch schonmal etwas Fallobst.
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Während sich die Obstbaumäste auf der Streuobstwiese von Andreas Thomas biegen und manche unter der Last der Früchte bereits abgebrochen sind („Ich kam gar nicht so schnell nach, um sie zu stützen“), geht Hartmut Brückner vom Bergischen Streuobstwiesenverein insgesamt in der Region von einem eher durchschnittlichen Ertrag aus. „Viel Regen in der Blüte hat manche erwischt, zumal die Bienen nicht so aus dem Stock kamen“, sagt der Vorsitzende des Bergischen Streuobstwiesenvereins.
Obstexperte geht insgesamt von durchschnittlicher Ernte im Bergischen aus
„Ich weiß bei uns noch nicht, ob ich die nötigen 15 Tonnen Mostobst zusammenbekomme , um alle zwölf Verkaufsstellen mit Apfelsaft versorgen zu können“, sagt der Experte. Besser sehe es aktuell bei den Birnen aus, aus denen Brückner Obstbrand herstellen lässt. „Das Problem bei den Birnen könnte nur noch werden, dass sie aufplatzen und faulen, wenn wir jetzt noch zu viel Regen bekommen.“

Petra Thomas beim Obstsortieren im Backes.
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Andreas Thomas ist trotzdem zufrieden mit seinen Obsterträgen auf den Streuobstwiesen am Oberlauf des Mutzbachs. In einer Woche, so schätzt er, können auch die Hauszwetschgen vom Baum in den kleinen Verkaufsstand „wandern“. Wie er selbst sie am liebsten mag? „Auf dem Blech“, sagt er lächelnd, „als Kuchen.“
Und sollte die Klaräpfel noch ein Regenguss zu Fallobst werden lassen, sieht er dem auch gelassen entgegen. „Das ist ohnehin ein guter Apfel für Apfelmus“, sagt er lächelnd und stützt den nächsten Apfelbaumast mit einem Holzstab ab.