Programm-Höhepunkt in Schloss EulenbroichBeim Kabarettfestival in Rösrath trifft Zeitkritisches auf Klamauk

Lesezeit 3 Minuten
Beim Finale des Rösrather Kabarettfestivals aktiv waren (v. l.) Dr. Jürgen Rembold, Matthias Held, Tilman Lucke, Alice Köfer, Justus Krux, Tom Petersen und Martin Kirschbaum vom Kulturverein Schloss Eulenbroich.

Beim Finale des Rösrather Kabarettfestivals aktiv waren (v. l.) Dr. Jürgen Rembold, Matthias Held, Tilman Lucke, Alice Köfer, Justus Krux, Tom Petersen und Martin Kirschbaum vom Kulturverein Schloss Eulenbroich.

Eine vielfältige Mischung mit Zeitkritischem, Songs und auch etwas Klamauk bot das elfte Rösrather Kabarettfestival in Schloss Eulenbroich.

Drei Künstler und eine Künstlerin konkurrierten beim Finale des elften Rösrather Kabarettfestivals. Dabei gab es keinen klaren Favoriten, alle vier Beiträge hatten ihre Vorzüge. Bei der Abstimmung des Publikums lagen sie dicht beieinander.

Sieger wurde Tilman Lucke. Zunächst überraschte er mit einem Song im Stil eines Kinderlieds — auf die Publikumsfrage, was er tagsüber treibe, erklärte er selbstironisch, er bleibe im Bett. Auch mit seiner Kleidung — mit Jackett und Krawatte, dazu einem braven Haarschnitt — hob er sich vom Üblichen ab. Mit der Bemerkung, viele wüssten im Alter „nichts mit ihrer Zeit anzufangen“, etwa Joe Biden, der daher erneut als Präsident kandidiere, machte er ebenfalls einen Punkt: Auf seinen Hinweis „Alterswitze im Kabarett, da sollte man vorsichtig sein“, reagierte das überwiegend nicht mehr junge Publikum mit Heiterkeit.

Sieger trifft politische Stimmung

Weniger originell wirkte Luckes Kritik an Kanzler Olaf Scholz, der viel rede, aber wenig sage bei einer „Platitüdenrevue“. Oder die Prognose, der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck werde bei einem Scheitern der Berliner Ampel-Koalition und einem Ausscheiden der FDP aus der Regierung über „genügend Trauzeugen und Schwippschwager“ verfügen, „um alle FDP-Posten zu besetzen“. Mit der Regierungskritik traf er aber wohl die politische Stimmung.

Nicht auf die Politik, sondern den modernen Alltag blickte Alice Köfer. In munterem Berlinerisch erzählte sie von ihrer Bahnfahrt nach Köln, bei der sie stundenlang im Zoom-Meeting ihres Sitznachbarn zu sehen gewesen sei — so dass sie auf die Idee kam, seine Aussagen in Gebärdensprache zu übersetzen. Auch ihre „Löffelliste“ mit Wünschen, „was man erleben möchte, bevor man den Löffel abgibt“, schien auf der Höhe der Zeit. Zu der Liste gehörte, dass sie auch Isländisch lernen wollte, das sie rückwärts gesprochen vorführte, was wie das Lied „Alle meine Entchen“ klang. Das war lustig, aber eher Klamauk. Platz zwei.

Tipps für Polizei-Kontrolle

Pointen mit juristischem Hintergrund lieferte Justus Krux, der Dritter wurde. Er gab Tipps fürs Autofahren unter Alkohol und empfahl etwa, bei einer Polizei-Kontrolle eine leere Dose alkoholfreies Bier vorzuzeigen. Möglich sei auch, vor den Augen der Polizei eine Flasche Wodka zu leeren. Dann sei der zuvor getrunkene Alkohol schwerer nachzuweisen. Der geschliffene Auftritt ging aber wohl am Interesse des Publikums vorbei.

Dagegen arbeitete sich Songkabarettist Matthias Held   gekonnt an Zeitgeist und Politik ab. Anders als Lucke zielte er aber nicht auf die Regierenden, sondern die Kritik, die sich gegen Flüchtlingspolitik, „die da oben“ oder „Lügenpresse“ richte. „Alles, was man sagen können dürfte, man kann es auch lassen, anstatt zu hassen“, sang er und empfahl: „Bieg ab, bevor's braun wird.“ Er nahm unter anderem auch SUV-Fahrer, die beim Biobauern einkaufen, auf die Schippe. Das traf aber wohl nicht die Befindlichkeit der Publikums-Mehrheit. Platz vier.

Das neue Team des Kulturvereins Schloss Eulenbroich, um den Vorsitzenden Martin Kirschbaum, machte seine Sache gut, ebenso das Team der Rembold-Stiftung, die wie immer die Preisgelder stellte. Viel Beifall erntete die lässig-charmante Moderation von Tom Petersen.

KStA abonnieren