Kultur der Sinti und RomaWie das das Philomena-Franz-Forum in Rösrath die Zukunft plant

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Antiziganismus-Beauftragte Mehmet Gürcan Daimagüler hält eine Rede vor sitzendem Publikum im Schloss Eulenbroich.

Bei der Tagung „100 Jahre Philomena Franz“ im Juli sprach auch der Antiziganismus-Beauftragte Mehmet Gürcan Daimagüler.

Das Philomena-Franz-Forum in Rösrath will die Musik der Sinti und Roma stärker in die Öffentlichkeit bringen. Dafür plant der Verein einiges.

Öffentliche Aufmerksamkeit für die Musik der Sinti und Roma in Europa, aber auch für Literatur von Sinti und Roma will das Philomena-Franz-Forum schaffen. Der in Rösrath tätige Verein plant daher für 2024 eine Reihe von Konzerten und denkt auch an eine wissenschaftliche Tagung – anvisiert ist ein   Festival in Rösrath, das diese Angebote vereint. Dazu gibt es bereits Gespräche mit Musikern, aber auch Kontakte zu Hochschulen, um das Projekt ins Laufen zu bringen.

In der Forschung zur Kultur der Sinti und Roma gebe es „Defizite“, sagt Matthias Buth, Vorsitzender des Philomena-Franz-Forums. Er will dazu beitragen, dass das Thema an Hochschulen aufgegriffen wird, denkbar seien Forschungsprojekte, auch durch den wissenschaftlichen Nachwuchs. Eine Stiftungsprofessur kann Buth sich ebenfalls vorstellen und hat dazu Kontakte geknüpft.

Rösrath: Mehrere Musiker haben bereits zugesagt

Im Blick hat er vor allem die Musikwissenschaft. Ziel sei es, Sinti und Roma nicht nur aus politischer Perspektive und in ihrer Opferrolle zu betrachten, sondern ihre kulturelle Leistung. Bei den geplanten Konzerten haben bereits mehrere Musiker zugesagt, sich einzubringen – der Bergisch Gladbacher Pianist und Orchesterleiter Roman Salyutov, aber auch Rainer Maria Klaas (Klavier) und Kolja Lessing (Violine).

Mit den ehrgeizigen Plänen zeigt das Philomena-Franz-Forum, dass es sich nach den viel beachteten Veranstaltungen zum 100. Geburtstag von Zeitzeugin und Autorin Philomena Franz im Juli 2022 auch künftig in die öffentliche Diskussion einschalten will. Nach der wissenschaftlichen Tagung „100 Jahre Philomena Franz“ am 21. Juli in Schloss Eulenbroich hat das Philomena-Franz-Forum weitere Unterstützung gefunden. So seien inzwischen Landrat Stephan Santelmann (CDU) und der Bergisch Gladbacher Bürgermeister Frank Stein (SPD) dem Verein beigetreten, berichtet Buth.

Santelmann habe auch Interesse an der Philomena-Franz-Medaille gezeigt, die der Verein verleihen will – eine Kooperation mit dem Rheinisch-Bergischen Kreis sei also denkbar. Der Kreis derjenigen, die ausgezeichnet werden könnten, ist weit gefasst: In Frage kämen Menschen, „die Mut gemacht haben“, erklärt Buth. Das Philomena-Franz-Forum habe bei der Vergabe der Medaille zunächst Persönlichkeiten aus der Region im Blick, längerfristig kämen aber Menschen aus der ganzen Republik in Frage.

Während diese Überlegungen noch konkreter werden müssen, sind andere Pläne bereits fix und fertig: Im ersten Halbjahr 2023 wird die Reihe „Rösrather Literaturgespräche“ unter dem Dach des Philomena-Franz-Forums weitergeführt, drei Veranstaltungen sind fest terminiert (siehe Kasten „Rösrather Literaturgespräche 2023“). Die Reihe läuft seit 1986 – zunächst war der Geschichtsverein Rösrath der Veranstalter, in den letzten Jahren Buth als Einzelperson. Nach einer Corona-bedingten Pause geht es nun unter der Regie des Philomena-Franz-Forums weiter.


Rösrather Literaturgespräche 2023

Zum Auftakt der Rösrather Literaturgespräche im Jahr 2023 ist die aus Afghanistan stammende Journalistin und Sachbuchautorin Shikiba Babori am Mittwoch, 1. Februar, zu Gast. Sie stellt ihr Buch „Die Afghaninnen – Spielball der Politik“ vor. Am Mittwoch, 8. März, dem Internationalen Frauentag, folgt Ines Geipel, die ihre Erfahrungen in der DDR unter dem Titel „Umkämpfte Zone“ verarbeitet hat. Mit Norbert Scheuer und seinem Roman „Winterbienen“ geht es am 24. Mai um eine Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg. Beginn ist jeweils um 19 Uhr im Historischen Saal des Wöllner-Stifts.

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