AltvolbergNeubaugebiet in Rösrath verursacht politische Turbulenzen

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Eine Wiese mit Bebauung in der Ferne.

Über diese Wiese und ihre Zukunft in Rösrath-Forsbach diskutiert die Politik.

Auf der Altvolberger Wiese in Rösrath soll ein Neubaugebiet entstehen. Die Vorstellungen darüber gehen allerdings ziemlich auseinander.

Erheblicher Diskussionsbedarf in der Kommunalpolitik ist bei dem geplanten Neubaugebiet Altvolberger Wiese zu erwarten. Die Meinungen gehen deutlich auseinander, wie Stellungnahmen zu dem anvisierten Bebauungsplan zeigen.

So streben etwa die Grünen ein „Musterbeispiel für künftigen Wohnungsbau und klimagerechtes Leben“ an. Auch die Gruppe „Rösrath for Future“ hat sich zu Wort gemeldet und fordert eine entschieden klimagerechte Gestaltung. Zu den diskutierten Forderungen gehören eine autofreie oder autoarme Gestaltung und ein stärker verdichtetes Bauen anstelle der bisher anvisierten Einfamilienhäuser.

Rösrath: Gesprächsbedarf zwischen CDU und Grünen zu erwarten

Diese Vorstellungen dürften in Konflikt kommen zu Sichtweisen, die auf ein Bauen in eher konventioneller Weise setzen. Vor allem zwischen CDU und Grünen, die im Stadtrat Kooperationspartner sind und zusammen das Sagen haben, ist erheblicher Gesprächsbedarf zu erwarten. Nach der Einstimmigkeit des Stadtrats bei dem ökologischen Muster-Gewerbeprojekt „Öko-Tec-Campus Rösrath“ dürfte der Wunsch nach einem Muster-Wohngebiet nicht von allen geteilt werden.

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Im Einzelnen erklären die Grünen zu dem vorliegenden Bebauungsplan-Entwurf, dass ein neues Wohnquartier „nur noch dann genehmigt und umgesetzt“ werden könne, wenn es „Vorbildfunktion“ für künftigen Wohnungsbau und klimagerechte Gestaltung habe. „Es fällt und schwer, dies in einer Siedlung mit frei stehenden Einfamilienhäusern zu erkennen“, heißt es in der Stellungnahme der Grünen: Sie setzen sich für „kompaktere Gebäude“ ein, also ein verdichtetes Bauen.

Außerdem streben sie für das Neubaugebiet ein Kalte-Nahwärme-Netz mit Anschlusszwang an, um „eine klimaneutrale Heiztechnik voranzubringen“. Weiter fordern die Grünen eine Mobilstation mit Carsharing und E-Bike- sowie Lastenrad-Vermietung. Schließlich sollten, „soweit möglich“, klimaneutrale Baustoffe verwendet und der „Klimakiller Beton auf ein Minimum reduziert“ werden.

„Rösrath for Future“ fordert noch mehr

Indessen meldet sich „Rösrath for Future“ mit noch detaillierteren und teilweise noch weitergehenden Forderungen zu Wort. In Sachen Energie will die Gruppe eine „vollständige Nutzung aller Dachflächen“ für Photovoltaik festschreiben, „jegliche CO₂-Emissionen“ ausschließen und eine Dämmung der Gebäude „nach Passivhaus-Standard“ vorgeben.

Bei der auch von den Grünen geforderten „kompakten Bauweise“ wird „Rösrath for Future“ konkreter und will nur Reihenhäuser oder Mehrfamilienhäuser mit zwei Vollgeschossen zulassen. Beim Verkehr orientiert sich die Gruppe am Leitbild einer autofreien Siedlung, so soll Rad- und Fußgängerverkehr auf allen Verkehrsflächen Vorrang haben.

Noch einmal anders ist der Blickwinkel des Bergischen Naturschutzvereins (RBN), er will die Baufläche nach Osten verschieben und damit im Westen eine größere Freifläche zwischen Bebauung und Wald erhalten. Das solle den Frischluftaustausch und die Biodiversität fördern. Zudem sieht der RBN Defizite bei der notwendigen Kompensation des Flächenverbrauchs: Er spricht sich für „sinnvolle Maßnahmen zur Aufwertung von Flächen“ in Rösrath aus.

Die Stadtratsfraktion Fors-Park hat unterdessen bereits klargestellt, dass sie eine Bebauung der Altvolberger Wiese ablehnt. Angesichts der Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat, wo ihr ein Nein zu einer Bebauung nicht realistisch erscheint, will Fors-Park Verbesserungen erreichen, dazu zählt sie unter anderem den Vorschlag, auf eine Baureihe zu verzichten und dort einen „Erholungsbereich“ zu schaffen (wir berichteten).

Inzwischen ist die Offenlage des Bebauungsplans abgeschlossen, Dezernent Christoph Herrmann hat aber noch keinen vollständigen Überblick über die eingegangenen Anregungen und Bedenken. Angesichts der Vielzahl der Einwände und Ideen stellt sich Baudezernent Christoph Herrmann   aber darauf ein, den Bebauungsplan-Entwurf zu überarbeiten, dann würde sich eine erneute Offenlage anschließen – mit erneuter Gelegenheit zu Anregungen und Bedenken. Der Weg zu einer Bebauung zieht sich damit in die Länge.

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