KulturlebenUkrainerinnen lernen sich in Rösrather Sprachcafé kennen und gründen Chor

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Frauen stehen in weißen T-Shirts und mit blauen Schals in einem Raum und halten Notenblätter.

Ukrainerinnen lernen deutsche Liedtexte kennen, deutsche Mitsängerinnen singen ukrainische Lieder bei einer Probe des Chors „Friedensklänge“ mit.

„Friedensklänge“ heißt ein Chor mit ukrainischen Sängerinnen. Sie denken an die Heimat und hoffen auf den Frieden.

„Friedensklänge“ heißt ein neuer Chor, der eine zusätzliche Farbe ins Rösrather Kulturleben bringt. Denn in seinen Reihen sind Frauen aus der Ukraine aktiv, sie singen ukrainische und deutsche Lieder. Der Chor existiert erst rund ein halbes Jahr, im Sommer fingen die Frauen an zu proben, weil sie auf dem Straßenfest in der Rösrather Stadtmitte am 3. September auftreten wollten.

Da ernteten sie viel Aufmerksamkeit, mehrere Einladungen folgten. Zuletzt waren sie bei der Kölschen Weihnacht, zu der das Duo Monika Kampmann und Ingrid Ittel-Fernau in St. Servatius einlud, zu Gast. Bei seinen bisherigen Auftritten war der Frauenchor aber noch ohne Namen – diese Hürde für das weitere Bekanntwerden haben die Mitglieder des Chors „Friedensklänge“ jetzt aber ausgeräumt.

Start in Rösrather Sprachcafé 

Die Sängerinnen kennen sich durch das „Sprachcafé“, das jede Woche in den Räumen der Christlichen Gemeinde Hoffnungsthal (CGH) stattfindet – ein Angebot der Guten Nachbarschaft Rösrath, ehemals als Flüchtlingshilfe bekannt. Die Gute Nachbarschaft ist eine gemeinsame Initiative von Stadt, Katholischer Kirchengemeinde und Evangelischer Gemeinde, auch die CGH unterstützt das Projekt. Zunächst trafen sich in ihren Räumen Geflüchtete unterschiedlicher Nationalitäten, nach und nach entwickelte sich das Sprachcafé aber zu einem Treff für Menschen aus der Ukraine.

Die gemeinsame Sprache erleichtert vieles. Geflüchtete aus anderen Ländern treffen sich, wie zuvor auch schon, im Juze. „Das Wichtigste ist das Zusammensein“, sagt Erich Hochstein, der die Idee zu dem Sprachcafé hatte, zum regelmäßig aktiven Team gehören auch Mitglieder der CGH. Wertvolle Dolmetscherdienste leisten Peter Paul Kuczera, der sich in der Katholischen Kirchengemeinde engagiert und Russisch spricht, sowie Viola Zvarych, die aus der Ukraine stammt und seit 2014 in Deutschland lebt.

Sängerinnen lernen mit den Liedtexten spielerisch Deutsch

Im Sprachcafé kommen die Ukrainerinnen in Kontakt mit der deutschen Sprache und Kultur, und das Singen hat sich dabei als hilfreich erwiesen. „Musik macht fröhlich“, sagt Zvarych. Mit deutschen Liedtexten lasse sich die Sprache „spielerisch“ lernen. Kuczera stellt fest, durch das Singen entstehe auch ein Gemeinschaftsgefühl, das allen guttue. Mit ukrainischen Liedern könnten die Sängerinnen ein Stück Heimat erleben, mit deutschen Liedern die für sie neue Kultur und Sprache kennenlernen.

Olena Shcherbyna, eine der Chorsängerinnen, die vor einem Jahr nach   Deutschland gekommen ist, kann durch ihren Beruf zwar Englisch, bemüht sich aber aktiv, Deutsch zu lernen. Das Sprachcafé war dabei ein Anfang, inzwischen hat sie auch einen Platz in in einem Deutschkurs erhalten. „Singen hilft sehr, es hilft bei der Aussprache“, berichtet sie.

Svitlana Petrivna leitet den Chor „Friedensklänge“, sie bringt den beruflichen Hintergrund als Leiterin einer Musikschule mit. Die Aufgabe als Chorleiterin ist ihr vertraut, dass sie durch deutsche Lieder auch Deutsch lernen kann, ist etwas Neues. Mit Viktoria Ozhohanych ist eine Gitarristin mit im Team.

Nur wenig Männer in Rösrather Sprachcafé

Männer aus der Ukraine gibt es im Sprachcafé nur vereinzelt, daher war es klar, dass der gemeinsame Chor nur als Frauenchor Sinn macht. Beim Singen schalten sich aber auch Frauen aus dem Sprachcafé-Team ein, darunter Uta Kallenbach von der CGH, die damit auch mit ukrainischen Texten in Berührung kommt. Sie freut sich, dass auch sie damit eine fremde Sprache lernt: „Das Sprachcafé geht in beide Richtungen“, stellt sie fest.

Ende November lernten auch Mitglieder der Senioren-Union bei ihrer Weihnachtsfeiert im Wöllner-Stift den Chor „Friedensklänge“ kennen. Neben den deutschen Weihnachtsklassikern „O du fröhliche, o du selige“ und „Stille Nacht“ trug er mehrere ukrainische Lieder vor – die ins Deutsche übersetzten Titel heißen „Voller Güte, Glück und Freude“, „Himmel und Erde“, „Guten Abend, Herr Meister“ und „Großzügig – großzügig – großzügig“. So bekam das Publikum einen Eindruck von der ukrainischen Liedkultur.

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