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RösrathWechsel in der Hoffnungsthaler Buchhandlung „Till Eulenspiegel“

Lesezeit 4 Minuten

Walter Pees will den Kontakt zu Hoffnungsthal halten. Michaela Rusch möchte auf kleine Verlage aufmerksam machen.

Rösrath – „Ich verabschiede mich jeden Tag“, sagt Buchhändler Walter Pees. Seit sich in Hoffnungsthal herumgesprochen hat, dass er seinen Buchladen „Till Eulenspiegel“ zum Jahresende in neue Hände gibt, nehmen viele Bücherfreunde daran Anteil.

Das zeigt, dass Pees in 32 Jahren eine Hoffnungsthaler Institution geworden ist – viele Freunde des Buchladens wollen nur ungern auf ihn verzichten.

Der 66-jährige Pees dagegen sieht den richtigen Zeitpunkt für einen Wechsel. Seine Nachfolgerin Michaela Rusch hat bereits vor 2014 mehrere Jahre als Buchhändlerin bei Till Eulenspiegel gearbeitet, sie ist im Ort bestens bekannt. „Für mich ist es eine ideale Lösung“, sagt Pees zu der künftigen Inhaberin.

Ihm ist es angenehm, die Verantwortung für den wirtschaftlichen Erfolg der Buchhandlung abzugeben. „Ich freue mich schon, ein bisschen Abstand zu haben.“ Den Kontakt zu Hoffnungsthal will er halten, bei Lesungen wird er auch künftig präsent sein.

Studium der Sozialpädagogik

1984 begann die Geschichte seines Buchladens, zunächst in einem Ladenlokal direkt an der Volberger Kirche, neben der Gaststätte. Als Buchhändler startete Pees in seinen dritten Beruf: Zunächst hatte er eine Ausbildung zum Kaufmann im Groß- und Außenhandel absolviert, danach Sozialpädagogik studiert und von 1982 bis 1984 im Wöllner-Stift gearbeitet.

So habe er Hoffnungsthal kennengelernt, sagt Pees, der bis heute in einem kleinen Ort im Westerwald wohnt. „Hoffnungsthal ist wirklich schön“, findet er, „das war der Anreiz hierzubleiben, zumindest geschäftlich.“

Zuvor hatte er schon auf Wochenmärkten mit Büchern gehandelt: Es habe ihm Spaß gemacht, zu beraten und zu erzählen, erinnert er sich. So entschloss er sich, die unsichere Job-Situation als Sozialpädagoge, mit wechselnden ABM-Stellen, hinter sich zu lassen und Buchhändler in Hoffnungsthal zu werden.

Heute sei klar, dass es die richtige Entscheidung war. „Am Anfang haben wir sehr viele Lesungen gemacht, um bekannt zu werden“, erzählt Pees. Auch mit Büchertischen bei Lesungen ist er bis heute präsent. „Das macht ja auch Spaß“, betont er. „Man lernt viele Dinge und viele Menschen kennen.“

Einen Schwerpunkt in seiner Arbeit setzte Pees bei Kinder- und Jugendbüchern. „Das schönste Kompliment war für mich immer der Satz: Sie haben mein Kind zum Lesen gebracht“, sagt Pees. Die Leidenschaft für das Märchenerzählen, die er bald entwickelte, passt zu diesem Profil. Mit Märchenabenden spricht Pees aber auch Erwachsene an.

Seit 1998 ist Till Eulenspiegel in den heutigen Räumen tätig – in der Hauptstraße und damit im Blickpunkt vieler Passanten. Neben Pees sind zurzeit drei weitere Buchhändler in Teilzeit dort tätig. Alle hätten ihre Spezialgebiete – darunter Geschichte, Theologie, Reiseführer und Reiseliteratur, stellt er fest. Damit gebe es kompetente Gesprächspartner und gute Beratung für die Kunden. Ein Augenmerk lag stets auf dem Angebot kleiner Verlage – diesen Schwerpunkt will Michaela Rusch künftig noch ausbauen.

Auf die Wünsche von Kunden, die E-Books bevorzugen, habe er sich eingestellt, sagt Pees. Wer möchte, kann ein E-Book im Laden kaufen: Der Kunde gibt seine E-Mail-Adresse an und bekommt einen Link zugeschickt. Durch den Wandel in der Branche sieht Pees sich nicht unter Druck. „In der Mehrzahl kommen die Kunden zum gedruckten Buch zurück“, stellt er fest.

Mit seiner Tätigkeit in Hoffnungsthal verbindet er viele positive Erinnerungen, dazu gehört die Geschichte seines Lesesessels, der seit vielen Jahren in der Buchhandlung steht und viel gebraucht wird: Schon dreimal hat Pees ihn neu beziehen lassen.

Michaela Rusch schätzt die Atmosphäre des Buchladens, sie will daran anknüpfen, aber auch „sicherlich einiges verändern“. Das betrifft aber vor allem technische und organisatorische Fragen. „Im Großen und Ganzen wird die Arbeit fortgesetzt wie bisher“, kündigt sie an. Die Größe der Buchhandlung findet sie „gerade gut“. Mit einem besonderen Augenmerk für die Produktion kleiner Verlage will sie interessante Literatur für die Kunden erschließen: „Es ist die Aufgabe eines Buchhändlers, Bücher von Autoren zu entdecken, die man nicht überall bekommt.“

Sie will sich vom Angebot in Großbuchhandlungen bewusst absetzen: „Die Titel von der Spiegel-Bestsellerliste gibt es überall.“ Rusch liest gern Krimis und will dort ebenfalls einen Schwerpunkt setzen. Sie interessiert sich zudem für Lyrik, auch wenn sie sich relativ schwer verkauft. Und: Klassiker sollen ebenfalls im Buchladen vorrätig sein. „Es ist viel Arbeit“, sagt Rusch über ihre neue Aufgabe, „aber ich freue mich darauf. Eine eigene Buchhandlung war immer mein Traum.“

Bei einem Programm mit keltischen Märchen für Erwachsene ist Walter Pees auch im Ruhestand in Hoffnungsthal präsent: Mit weiteren Erzählern und einem Harfenspieler ist er am Freitag, 20. Januar, 20 Uhr, im Wöllner-Stift zu erleben.