Eine Frau und drei Männer wollen auf den Rathauschefsessel gewählt werden – In der ersten Konfrontation zeigten sich Unterschiede.
Erster SchlagabtauschWomit Rösraths Bürgermeisterkandidaten im ersten Duell zu punkten versuchen

Im Gespräch über drängende Themen in Rösrath: (v.r.) Miguel Louzao de la Cruz (CDU), Giselher Dick (ZLR, Grüne), Yannik Steinbach (Fors-Park, SPD), Bondina Schulze (grüne Einzelbewerberin) mit Moderator Guido Wagner.
Copyright: Anton Luhr
Zum ersten Mal sind die Kandidierenden um das Rösrather Bürgermeisteramt, um die es bei der Aufstellung bereits einigen Wirbel gegeben hatte, diese Woche in einer öffentlichen Podiumsdiskussion aufeinandergetroffen. Dabei wurden – freundlich, aber bestimmt – einige unterschiedliche Positionen deutlich. Eingeladen hatten Seniorenbeirat, Arbeitsgemeinschaft Altenhilfe Rösrath (AGR) und Wöllner-Stift. Wer allerdings gedacht hätte, es gehe bei der öffentlichen Veranstaltung im Wöllner-Stift allein um Themen für den Herbst des Lebens, der wurde überrascht. Ein Überblick über die Kandidierenden und einige Themen.
Die Kandidierenden: In Steckbrief-Abfragen von Moderator Guido Wagner stellten sich die Kandidatin und drei Kandidaten vor. Die Diplom-Kauffrau, Wirtschaftsjuristin, ausgebildete Speditionskauffrau und amtierende grüne Bürgermeisterin Bondina Schulze (61) tritt als Einzelbewerberin noch einmal an, weil sie noch viele Projekte habe, die sie umsetzen wolle.

Bürgermeisterin und Einzelbewerberin Bondina Schulze mit Herausforderer Yannick Steinbach (Fors-Park, SPD)
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Der Jurist und Gesundheitsökonom Giselher Dick (55), der von den Grünen und ZLR aufgestellt wurde, möchte Bürgermeister werden, weil er Rösrath sehr schätze und denke, dass „man noch viel bewegen kann“.

Giselher Dick (ZLR, Grüne) mit Mitbewerber Miguel Louzao de la Cruz (r.).
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Der gelernte Bauschlosser, Unternehmer und Gastronom Miguel Louzao de la Cruz (54), der als Kandidat der CDU ins Rennen geht, will vor allem deshalb Bürgermeister werden, weil er Ur-Rösrather sei, hier seine Wurzeln habe und Rösrath nach vorne bringen wolle.

Bürgermeisterkandidat Yannick Steinbach (Fors-Park, SPD) mit Bürgermeisterin Bondina Schulze.
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Der Versicherungskaufmann, der anschließend BWL studiert hat und Verwaltungsjurist geworden ist, Yannick Steinbach (32), möchte als Kandidat von SPD und Fors-Park Bürgermeister werden, weil er als Stadtratsmitglied erfahren habe, „dass man mit viel Engagement wirklich Themen auch vorantreiben kann“ und er glaubt, „dass wenn Verwaltung und Stadtrat wieder näher zusammenrücken, noch deutlich mehr Erfolge erzielt werden können“.

Bürgermeisterkandidat Miguel Louzao de la Cruz (CDU) mit Mitbewerber Giselher Dick (l.)
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Was die Kandidierenden in Rösrath am meisten ärgert: die Verkehrssituation (Steinbach), die Presse (Louzao), dass vielfach nicht geplant, sondern zu viel einfach gemacht wird (Dick), dass viele Projekte einfach zu lange dauern (Schulze).
Wo die Kandidierenden die größten Stärken in der Stadt Rösrath sehen: „Die Lage, die Menschen und die unglaublich tollen, engagierten Personen, die wir hier haben“ (Schulze), „dass es unfassbar viele engagierte, herzensgebildete Menschen gibt“ (Dick), „der Zusammenhalt der Bürger“ (Louzao), „dass es viele private Institutionen gibt, die sich mit viel ehrenamtlichem Engagement für die Stadt engagieren“ (Steinbach).
Wie die Kandidierenden aktuelle Infrastrukturkontroversen, wie den Neubau von Schule und Feuerwehrhaus für die Einheit Hoffnungsthal lösen wollen: Miguel Louzao de la Cruz (CDU) ist dafür, dass der Schulstandort an seinem bisherigen Ort in der Hoffnungsthaler Mitte bleibt, am anvisierten Grundstück an der Bergischen Landstraße ein altersgerechtes Wohnprojekt für Menschen mit Einschränkungen entsteht und das Feuerwehrhaus am aktuellen Standort in Venauen erweitert wird. Giselher Dick (ZLR, Grüne) möchte die Schule, sofern sie sich am aktuellen Standort entsprechend erweitern lässt, dort erhalten, und will auch das Feuerwehrhaus am aktuellen Ort erhalten. Yannik Steinbach (Fors-Park, SPD) möchte die Feuerwehr, wie von dieser befürwortet zentraler im Ort auf ein neues Grundstück am Beginn der Bergischen Landstraße umziehen lassen, dorthin zudem die Kita von der Schule hin umziehen lassen, so dass an der Schule Platz für die nötige Erweiterung entsteht. Bondina Schulze (Einzelbewerberin) möchte den Schulstandort im Ort auch wegen des wöchentlichen Markts auf dem Schulhof erhalten und die Feuerwehreinheit Hoffnungsthal gegebenenfalls von Venauen an die Bergische Landstraße umziehen lassen, das Feuerwehrtechnische Zentrum jedoch in Venauen ansiedeln, wo auch die Rettungswache auf einem anderen Grundstück erhalten bleiben soll.
Wie die Kandidierenden zur Nachhaltigkeitsstrategie für Rösrath stehen, die unter Beteiligung unterschiedlicher Gruppen, Initiativen und Einrichtungen erarbeitet wurde: Giselher Dick (ZLR, Grüne) steht ebenso wie Bondina Schulze (Einzelbewerberin) zu der erarbeiteten Nachhaltigkeitsstrategie und befürwortet eine Annahme durch die Politik, Miguel Louzao de la Cruz findet, dass „viele Punkte“ der 95 Einzelmaßnahmen umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie gut sind, man aber bei manchen Punkten „nochmal ins Detail gehen muss“. Yannick Steinbach (Fors-Park, SPD) findet „dieses Papier ist der Tod der Liberalität“, weil es zu viel wie etwa das Speisenangebot bei Festen detailliert vorschreibe und zu wenig Spielräume lasse, weshalb nicht alle Punkte umgesetzt werden sollten.
Wie die Kandidierenden die Ortszentren stärken wollen: Bondina Schulze betont, dass alle Zentren unterschiedliche Anforderungen haben: Die Ladenmieten müssten allerdings vor allem in Rösrath sinken und es bedürfte eines individuellen Mobilitätsangebotes, gegebenenfalls auch mit einem Ausbau der „Gut versorgt in Rösrath“-App als digitale Mitfahrbank. Aus der Sicht von Yannik Steinbach müssten zusätzliche Parkplätze geschaffen werden, und die Gewerbeanmeldungen und Genehmigungen müssten erleichtert werden. Giselher Dick findet, dass Gewerbeentwicklung Chefsache des Bürgermeisters sein müsste und man als Rathauschef, als „Botschafter für Rösrath“, mehr mit den Gewerbetreibenden im Gespräch sein müsste, um gemeinsam Ideen zu entwickeln. Miguel Louzao de la Cruz sieht ein Problem für die Zentren in der bundesweit katastrophalen Wirtschaftslage und in Rösrath vor allem die Parkplatzsituation sowie die schnell verteilten Knöllchen. Außerdem bedürfte es einer Kauf-lokal-Initiative, um die Menschen zu animieren, vor Ort einzukaufen.
Barrierefreiheit: Weitgehend einig waren sich alle Kandidierenden, dass die Deutsche Bahn den Bahnhof Hoffnungsthal schnellstens barrierefrei gestalten müsse. Alle versprachen, in diesem Punkt hartnäckig dranbleiben zu wollen – wenn sie im September auf den Chefsessel im Rösrather Rathaus gewählt würden.
Das engagierte Publikum will das ebenfalls. (wg)