TrägerwechselKreis soll die beiden Gladbacher Berufskollegs retten

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Es ist angerichtet: Die Berufskollegs sollen in Zukunft wieder ein attraktives Angebot – zum Beispiel bei der Ausbildung für die Gastronomie – unter der Trägerschaft des Kreises bieten. 

Die Zukunft für die beiden Berufskollegs in Bergisch Gladbach kann beginnen. Am Anfang des Wegs zu einer leistungsfähigen Ausbildungsstruktur steht der Trägerwechsel zum Rheinisch-Bergischen Kreis. Am Ende die Vision eines „Campus für berufliche Bildung“ auf dem Zanders-Gelände.

Die Schülerzahlen sinken, die Auszubildenden wandern ab zur Konkurrenz nach Köln und Leverkusen. So stand der Bildungsgang Industriekauffrau/-mann am Berufskolleg Kaufmännische Schulen kurz vor der Schließung. „Nur noch neun Leute hatten sich angemeldet“, berichtet Schulleiterin Nicole Schuffert.

Fachklasse konnte in letzter Sekunde gerettet werden

In letzter Sekunde sei diese Fachklasse durch Umstrukturierungen gerettet worden. Die Lage ist also ernst: Verfügen Fachklassen nicht mehr die erforderlichen Schülerzahlen, könnte dies das Aus des Kaufmännischen Berufskollegs bedeuten.

„Wir müssen für die Ausbildungsbetriebe attraktiver werden, sonst verlieren wir sie als Kunden“, sagt Schuffert. IT-Fachklassen müssten an das Kolleg geholt werden, um den Standort zu stärken. Erwartet würden auch Zusatzqualifikationen wie SAP, Cambridge-English oder Prozessmanagement.

Berufsschulverband hat keine Ressourcen

„Eine Ausbildung bildet die Basis, die junge Menschen befähigt, ihren Weg zu gehen“, sagt Gladbachs Bürgermeister Frank Stein bei der Präsentation des neuen Konzepts. Bisher lenkt der BSV-Berufsschulverband Bergisch Gladbach, Rösrath, Overath, Odenthal und Kürten als Schulträger die Geschicke der beiden Berufskollegs. Dettlef Rockenberg, Geschäftsführer des Zweckverbands, spricht von einem verstaubten Auslaufmodell: „Diese Institution kann weder personell noch fachlich das leisten, was die Kreisverwaltung mit ihren Ressourcen bewirken kann“.

Zanders-Gelände

Zukunftsmodell Bildungscampus

Unabhängig vom Trägerwechsel schlagen Kreis und Stadt Bergisch Gladbach als idealen neuen Standort für beide Berufskollegs das Zanders-Areal vor. Erste planerische Schritte für einen „Campus für berufliche Bildung“ seien bereits eingeleitet. Bürgermeister Frank Stein spricht von einem „Leuchtturmprojekt für Bildung und Ausbildung“, Landrat Stephan Santelmann von „einem Signal für Bildung“. Die Berufskollegs könnten von der direkten Nähe zu einer dort ebenfalls geplanten überregionalen Bildungsstätte profitieren. Fördermöglichkeiten durch die Regionale 2025 werden geprüft. (ub)

Rockenberg zählt auf, was alles nötig wäre, um Betrieben und Auszubildenden attraktive Angebote machen zu können: fachlicher Dialog und stärkere Vernetzung mit den Fachhochschulen, Handels – und Handwerkskammern, die Modernisierung der Gebäude.

„Der Kreis steht bereit“, betont Landrat Stephan Santelmann, „wir müssen uns dem Wettbewerb um Nachwuchsfachkräfte stellen.“ Dabei setzt der Kreis auf etablierte Gremien wie den „Lenkungskreis Bildungsnetzwerk“ und die „Steuergruppe Übergang Schule-Beruf“, koordiniert über das Amt für Bildung und Integration der Kreisverwaltung.

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Einigkeit besteht bei allen Beteiligten, dass eine Reform dringend notwendig ist.

Die zuständige Leiterin Sophia Tiemann berichtet, dass im vergangenen Jahr bereits erste Analysen zur Ist-Situation durchgeführt wurden: „Wir sind mit der Entwicklung nicht zufrieden.“ Mittlerweile verliere der Kreis rund zwei Drittel aller Schüler in dualer Ausbildung an Berufskollegs außerhalb des Kreisgebietes.

Katharina Blum, Schulleiterin des Berufskollegs mit den Schwerpunkten Ernährung, Hauswirtschaft, Gestaltung, Technik, Sozial- und Gesundheitswesen, hält es für notwendig, auch auf Details zu schauen und nennt als typisches Beispiel die Bäcker-Gesellenprüfung. „Viele fallen durch, weil sie bei der Prüfung kein zweisprachiges Nachschlagewerk benutzen dürfen“, kritisiert sie.

Kreis und Städte wollen die politischen Entscheidungen bis zum Jahresende treffen. Der Übergang der Trägerschaft soll zum 1. Januar 2024 erfolgen. Auch die Bezirksregierung unterstützt das Vorhaben. Die Finanzierung läuft über eine Sonderkreisumlage.

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