WeihnachtenSeit 35 Jahren organisiert eine Familie den Gladbacher Weihnachtsmarkt

Lesezeit 4 Minuten
Sogar die Abfallbehälter sind weihnachtlich: Markus Stümper und seine Mutter Ria freuen sich.

Sogar die Abfallbehälter sind weihnachtlich: Markus Stümper und seine Mutter Ria freuen sich.

Bergisch Gladbach – Markus Stümper strahlt an diesem sonnigen Morgen über das ganze Gesicht, blickt zufrieden in die Runde und sieht, was er an vielen Abenden und Wochenenden im Laufe dieses Jahres geschafft hat: Die zweite Hälfte der Buden auf dem Bergisch Gladbacher Weihnachtsmarkt hat der handwerklich geschickte Diplom-Ingenieur in diesem Jahr neu gebaut, die ersten 22 hölzernen Häuschen war bereits im Vorjahr dran.

Rechtzeitig zum kleinen „Jubiläum“ – die Familie Stümper organisiert seit 35 Jahren den Gladbacher Weihnachtsmarkt im Auftrag der Interessengemeinschaft Bergisch Gladbach-Stadtmitte – wackelt nun nichts mehr, alle Hütten auf dem Konrad-Adenauer-Platz sehen schön aus und vor allem gibt es keine Probleme mehr durch ausgeleierte Verbindungen beim Auf- und Abbau. Und: „Wir sind restlos ausgebucht“, sagt Stümper zufrieden.

Neben Markus Stümper steht seine Mutter Ria, die lebhaft nach hier und dort winkt und die Standbetreiber begrüßt, die gerade ihre Ware ansprechend dekorieren für die ersten Käufer. Sie kennt die Teilnehmer am Weihnachtsmarkt, erinnert sich noch an den Anruf ihres Mannes Heinrich Stümper. „Es gab organisatorische Probleme auf dem Weihnachtsmarkt 1982“, schildert sie, „und mein Mann rief an und sagte »Ria, können wir das nicht machen?«“

Bis heute ein Familiengeschäft

Wenig später hatte Ria Stümper schon einen Campingkocher ausgeliehen und einen Kessel von ihrer Mutter geholt – fortan schenkte sie Glühwein aus auf dem Weihnachtsmarkt. Ihr 2001 verstorbener Mann Heinrich, eigentlich Lehrer in der Referendarausbildung, ging das Projekt Weihnachtsmarkt voller Elan an und rekrutierte die Familie – Onkel, Tante, Neffen – für alle möglichen Arbeiten, insbesondere für den Auf- und Abbau. Er mietete eine alte Schreinerei an, verpasste den Buden neue Dächer, machte sie zerlegbar, um sie bessser einlagern zu können und kümmerte sich auch noch um das Programm für den Weihnachtsmarkt.

Ein beliebter Treffpunkt ist der Weihnachtsmarkt auch am Abend.

Ein beliebter Treffpunkt ist der Weihnachtsmarkt auch am Abend.

Ein Familien-Business ist der Bergisch Gladbacher Weihnachtsmarkt bis heute geblieben, Markus Stümpers Schwester Vera Stümper-Kreutzer kümmert sich um die Werbung, Cousin Thomas Eck um die Homepage, Ria Stümpers Bruder Gerd Eck und seine Frau Doris suchen auf Märkten nach möglichen neuen Teilnehmern, andere Cousins und Freunde sind beim Auf- und Abbau aktiv – letzterer findet in der Nacht zu Heiligabend statt. „Das ist schon Tradition bei uns“, beschreibt es Ria Stümper, „es wird halt an Heiligabend lange geschlafen und dann der Baum geschmückt. Und es hat ja auch was Besonderes, wenn wir uns am Ersten Feiertag alle treffen, alle noch ziemlich müde, aber voller Geschichten vom Weihnachtsmarkt und zufrieden, wenn alles gut lief.“

Der Markt In Zahlen

Am heutigen Montag, 18 bis 20 Uhr, wird der Weihnachtsmarkt von Bürgermeister Lutz Urbach offiziell eröffnet.

42 Teilnehmer am Bergisch Gladbacher Weihnachtsmarkt betreiben insgesamt

60 Stände, die alle einheitlich dekoriert und beleuchtet sind.

600 Quadratmeter Fläche nehmen die Buden insgesamt ein.

400 Weckmänner verteilt der Nikolaus am 6. Dezember in der Fußgängerzone,

1000 sind es dann noch einmal auf der Bühne des Weihnachtsmarktes.

15 Tage lang gibt es ein Bühnenprogramm, größtenteils heimische Orchester und Bands sorgen für Adventsstimmung.

Auch Markus Stümper, der mit 14 Jahren begann, seinen Eltern bei der Organisation und beim Bau der Weihnachtshäuschen zu helfen, hat eine emotionale Bindung zu seinem Zweitjob. Der Diplom-Ingenieur für Anlagenbau nimmt jedes Jahr ein bis zwei Wochen Urlaub für den Aufbau des Marktes, ist aber auch jeden Tag im Dezember vor Ort – vom Büro aus fährt er direkt zum Konrad-Adenauer-Platz und schaut, ob dort alles in Ordnung ist, alles läuft. Auch den Job des Nikolaus hat er vor einigen Jahren übernommen. „Du kannst doch gut mit Kindern“, hatte seine Frau Andrea gesagt und ihm zugeredet. „Natürlich bleibt finanziell etwas hängen“, sagt Markus Stümper, „sonst würde man das nicht machen, aber es ist, na ja, familiär will ich nicht sagen, aber die Leute sind mir ans Herz gewachsen.“ Seine Mutter bestätigt: „Es hat uns immer unglaublich viel Spaß gemacht.“ Für Markus Stümper hat es seinen Reiz, sich mit mehr als 40 Teilnehmern und also auch mehr als 40 unterschiedlichen Charakteren auseinanderzusetzen, dafür zu sorgen, dass am Ende möglichst alle Teilnehmer zufrieden sind mit ihrem Standplatz und den dort zu erzielenden Umsätzen.

Stammkundin: Andrea Volberg hat diesmal Gardinen und deren Maßanfertigung neu im Programm.

Stammkundin: Andrea Volberg hat diesmal Gardinen und deren Maßanfertigung neu im Programm.

Mit einigen der langjährigen Gäste auf dem Weihnachtsmarkt, wie beispielsweise Achim Wielpütz, der seine Reibekuchen und andere Speisen gleich neben der Bühne verkauft, verbindet Stümper ein Vertrauensverhältnis, das über die Jahre gewachsen ist – und ihm die Arbeit erleichtert.

In diesem Jahr betreut Markus Stümper übrigens noch einen weiteren „Weihnachtsmarkt“: Eine übriggebliebene Holzhütte steht nun vor seinem Haus, von seinen drei Kindern und den Nachbarskindern schön geschmückt, und soll für ein paar gemütliche Nachbarschaftstreffen mit Waffeln und Glühwein herhalten. Die Liebe zur Weihnachtsmarkt-Atmosphäre lässt den 42-Jährigen einfach nicht los.

KStA abonnieren