Weltkrieg-ReliktEhemaliger Bunker in Bergisch Gladbach kann künftig besichtigt werden

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Der Gang hinter dem Bock führt 40 Meter in den Krankenhausberg.

Der Gang hinter dem Bock führt 40 Meter in den Krankenhausberg.

Bergisch Gladbach – Zum Ende des Zweiten Weltkreis verstärkten die Alliierten ihre Luftangriffe über Deutschland. Die bevorzugten Ziele waren Großstädte, Industrie-, Versorgungs- und Militäranlagen. Auch in Bergisch Gladbach gab es während der letzten beiden Kriegsjahre 1944 und 1945 viele Fliegerangriffe durch US-Amerikaner und Briten. „Mehrmals am Tag und in der Nacht gab es Alarm in Gladbach“, erinnert sich Cornelius Dederichs an diese Zeit. Der 93-Jährige ist Eigentümer des „Wirtshaus Am Bock“.

Hinter dem Biergarten der Gastwirtschaft führt eine unscheinbar wirkende Metalltür zu einer ehemaligen Bunkeranlage, die der innerstädtischen Bevölkerung vor den Bombardements Schutz bot. 40 Meter weit führt der bis heute erhaltene, zweieinhalb Meter hohe Luftschutzraum unter den Berg, auf dem das Marienkrankenhaus steht.

Der Krieg in Bergisch Gladbach

Durch Truppenverlagerungen in Folge des deutschen Einmarschs in Polen 1939 kam es in Bergisch Gladbach und Bensberg zu Beschlagnahmung von Sälen und Privatquartieren, im Bensberger Pfarrheim brachten die Deutschen polnische Kriegsgefangene unter.

Die Verfolgung von Kommunisten und Juden wurde mit Kriegsbeginn brutaler. Menschen jüdischen Glaubens kamen in Zwangsunterkünfte, in Heidkamp zum Beispiel ins Stella-Werk. 1942 brachten Züge sie von Bergisch Gladbach aus ins Konzentrationslager Theresienstadt.

Luftangriffe gab es verstärkt erst in den Jahren 1944 und 1945 – insgesamt 61, dazu rund 1000 Luftwarnungen. 240 Gebäude wurden durch britische und US-amerikanische Angriffe komplett zerstört, rund 800 schwer beschädigt, 200 Menschen starben durch die Bomben.

Bensberg lag ab dem 11. April 1945 unter Beschuss von amerikanischen Bodentruppen, in der ersten Nacht dieser Kämpfe starben 100 Bensberger.

Am 13. April übergab man Bensberg und Bergisch Gladbach an die Alliierten. Die letzten Gefechte fanden am selben Tag in Schildgen statt, wo Flakgeschütze den Abzug der deutschen Truppen sichern sollten. Es folgte ein blutiger Häuserkampf, bei dem über 20 Menschen starben. (peh)

Der Bunker hinter dem Biergarten

Nach der Corona-Pandemie soll die Anlage auf Dederichs Wunsch das Ziel von Stadtführungen sein. Dafür hat der pensionierte Gladbacher Elektrikermeister Peter Rodenbach hier LED-Leuchtröhren verlegt. Jetzt kann man auch ohne Taschenlampe sehen, unter welchen Bedingungen die Bevölkerung hier vor rund 80 Jahren im Krieg Zuflucht fand.

Ausgestattet war der Bunker mit Toiletten und einem Sanitätsraum. Bis zu 400 Menschen harrten hier während der Angriffe auf Holzbänken im betonverkleideten Gang aus – bis die Entwarnung kam. Dederichs selbst suchte hier oft Schutz, bevor er 1944 als 17-Jähriger eingezogen und zur Flugabwehr in den Ruhrkessel abkommandiert wurde. „Man hörte die Bomben und die Motoren der Flugzeuge“, berichtet er.

Durch die Lüftungsanlage drangen die Geräusche bis ins Innere. Durch drei Eingänge gelangten die Schutzsuchenden in den ausgebauten Stollen. Für was der lange vor dem Krieg schon existierende unterirdische Raum einmal gebaut worden war, weiß auch Dederichs nicht mehr.

Bald kann der Bunker besichtigt werden

Die Idee, ihn als Bunker zu nutzen, hatte sein Vater im Jahr 1940. Kurz nach dem Frankreichfeldzug der deutschen Armee tauchten die ersten britischen Bomber über der Stadt auf und warfen ihre tödliche Fracht ab. Da wandte sich Dederichs Vater mit der Idee an das Luftschutzamt, den alten Stollen auszubauen und für den Bevölkerungsschutz zu nutzen.

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Ganz fertig wurde er bis zum Ende des Krieges nicht. Im letzten Teil ist noch roher Fels zu sehen und geplant war, noch weitere 100 Meter weit in den Berg zu sprengen. Auf dem staubigen Untergrund liegen sogar noch nicht verlegte Bodenplatten von damals. Ein eindrucksvolles Relikt des Zweiten Weltkrieges, das in Zukunft besichtigt werden kann.

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