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RettungsaktionDreijährigem geht es nach Sturz in Vier-Meter-Loch in Bedburg wieder gut

Lesezeit 3 Minuten
Zu sehen ist ein tiefes Erdloch.

Mehr als vier Meter tief ist das Loch, das sich am Freitag in einem Garten in Bedburg-Lipp aufgetan hatte und in das ein Dreijähriger gefallen war. Dem Jungen geht es wieder gut. Auf dem Bild ist auch der Gartenschlauch zu sehen, mit dem der Vater versucht hat, seinen Sohn zu retten.

Die Stadt will der Ursache für den Einsturz des Erdreichs in Lipp auf den Grund gehen. Früher wurde hier Lehm abgebaut.

Er läuft schon wieder fröhlich herum und spielt auch wieder im Haus seiner Großeltern. Dem Dreijährigen, der am Freitag (2. Mai) in ein tiefes Loch gefallen ist, das sich plötzlich im Garten seiner Großeltern aufgetan hat, geht es wieder gut. Und das ist alles andere als selbstverständlich: Nach Angaben der Bedburger Feuerwehr ist das Loch, in das der Junge gestürzt war, 4,20 Meter tief bei einem Durchmesser von bis zu 50 Zentimetern.

Es war ein großes Familientreffen, das in dem Haus an der Erkelenzer Straße in Bedburg-Lipp stattfand. Mehrere Kinder spielten auf einer Wasserrutsche, die nach Angaben der Großeltern bereits seit einigen Tagen immer wieder im Einsatz war. „Das Wasser ist offenbar über eine Kuhle abgelaufen“, sagt Guido Garbe, Leiter der Bedburger Feuerwehr.

Bedburg: Junge hockte schlammverschmiert am Grund

Als der Dreijährige dann etwa gegen 16.30 Uhr über diese Senke gelaufen sei, habe der Boden plötzlich nachgegeben, und der Junge sei in die Tiefe gestürzt. „Das waren die schlimmsten Momente meines Lebens“, sagt die Großmutter. Schlammverschmiert sei der Junge am Grund des tiefen Lochs zu sehen gewesen, der Vater habe dann eine Tellerschaukel an einem Gartenschlauch in das Loch hinabgelassen, damit der Junge sich festhalten konnte.

Glück im Unglück: Die Wände des Schachts waren vom Wässern der vergangenen Tage so schlammig, dass das Kind sich nicht verletzt hat, andererseits stand nicht so viel Wasser am Grund, dass es hätte ertrinken können.

Die Bedburger Feuerwehr rettete den Jungen dann mit einer gewagten und kurzentschlossenen Aktion: Gesichert an Seilen, die an einer Bockleiter über der Schachtöffnung befestigt waren, ließ sich ein Feuerwehrmann kopfüber in das enge Loch hinab, um ein Seil um den Jungen zu binden. Per Rettungswagen kam der Junge in ein Krankenhaus, konnte jedoch bald schon wieder entlassen werden.

Offen ist aber nach wie vor die Frage: Wie konnte sich so urplötzlich die Erde unter dem Rasen auftun? „Mir kommt jetzt erst mal keiner mehr in den Garten, bis klar ist, was da passiert ist“, sagt die Großmutter des Jungen. Die Feuerwehr hat den Eigentümern die Auflage erlassen, das Loch von einem Fachmann prüfen und wieder verfüllen zu lassen.

Doch auch die Stadt selbst will nicht untätig sein. „Wir sind aktuell dabei, uns ein fundiertes Bild zu machen“, sagt Bürgermeister Sascha Solbach. „Unser Tiefbau wird mit einem Gutachterbüro, eventuell mit der Markscheiderei, vor Ort sondieren.“

Ziegelbäckerei in Lipp gibt es schon seit Jahrzehnten nicht mehr

Ein Markscheider ist ein speziell im Bergbau tätiger Vermessungsingenieur – ein Hinweis darauf, dass der Schacht eventuell einst zu einem kleinen Untertagebau gehört haben könnte. Die Namen benachbarter Straßen, die Ziegeleistraße und Am Ringofen, weisen noch darauf hin, dass hier einst Lehm abgebaut und zu Backsteinen gebrannt wurde. Die Ziegelbäckerei wurde seit dem 19. Jahrhundert und auch nach dem Zweiten Weltkrieg noch betrieben, gibt es aber schon seit Jahrzehnten nicht mehr.

Nach Angaben der Feuerwehr gibt es aber auch Hinweise von Nachbarn auf einen Bunker, der an dieser Stelle zugeschüttet worden sein könnte. Auch diesen Hinweisen soll nachgegangen werden. Der Junge jedenfalls hat bei seinem unfreiwilligen Aufenthalt unter Tage zwei vom Schacht abgehende Gänge gesehen, berichtet die Großmutter. „Und das glaube ich ihm auch, das erfindet er nicht.“