Am ErftuferUnbekannte sägen Bäume in Bedburger Naturschutzgebiet ab

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Markus Volmer (l.) und Rolf Thiemann sind entsetzt über die Kahlschläge.

Bedburg – Rolf Thiemann traute seinen Augen nicht. An den Ufern der Erft fand er an vielen Stellen nur Stümpfe vor, wo zuvor auf Höhe des Broicher Wehrs und an der wenige Meter flussaufwärts abzweigenden Kasterer Mühlenerft Bäume und Sträucher gestanden hatten. Erlen, Haselnuss-Sträucher, Birken, Eschen, Eichen und Brombeeren hatte irgendjemand massiv gestutzt.

„Das ist schön öfter passiert“, klagt der Bedburger Naturschutzberater, der regelmäßig das Areal durchstreift. Aber die Abschnitte würden immer größer, und die gefällten Bäume immer stattlicher. „Offenbar mit Motorsägen wurden arm- bis beindicke Stämme und Äste gekappt“, klagt er. Im dringenden Verdacht hat er Angler, die sich Platz verschaffen wollten für das Auswerfen ihrer Angelschnüre.

Bedburg: Erftverband ist entsetzt

Auch Markus Volmer, zuständiger Betriebsleiter beim Erftverband, ist entsetzt. Thiemann hat ihm von seiner Entdeckung berichtet. „In der vergangenen Woche war ich noch vor Ort. Da standen die Bäume und Sträucher noch“, sagt er beim Ortstermin am Flussufer.

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Beiderseits von Erft und Kasterer Mühlenerft haben Unbekannte die Uferböschungen freigerodet.

Der Erftverband ist Besitzer der Böschungen und verpachtet über die Erftfischereigenossenschaft Uferabschnitte zum Angeln. Dem Bedburger Fischereiverein – und nur ihm – hat der Verband einzelne Parzellen zugewiesen, die Vereinsangler von Gestrüpp freihalten dürfen. „Wir bieten sogar an, dass wir das machen“, sagt Volmer. Das werde im Raum Neuss/Grevenbroich auch dankend angenommen.

Bedburger Angler weisen Schuld von sich

In Bedburg schreiten die organisierten Petri-Jünger selbst zur Tat. „Wir haben die nächste Aktion für das kommende Wochenende geplant“, sagt Vereinschef und Kreis-Fischereiberater Udo von Piechowski. Er habe sich schon im Verein umgehört und sei sicher, dass die Mitglieder nicht für die unerwünschten Eingriffe in die Vegetation verantwortlich seien. „Wir möchten nicht, dass mehr Uferabschnitte als zugewiesen freigeschnitten werden. Das sagen wir auch Gastanglern, denen wir Wochenend- oder Monatserlaubnisse ausstellen.“

Schon vor Jahren hat der Erftverband auf dem Wehr eine Schranke installiert, um die Zufahrt zu unterbinden. Das gilt laut Volmer auch für Angler, die ihre Picknickausrüstung ans Ufer bringen wollen.

Bedburg: Täter müssten auf frischer Tat ertappt werden

Abtransportiert wurde das geschlagene Holz und der sonstige Grünschnitt nicht, sondern auf große Haufen in die nahen Wälder geworfen. Naturschützer und Erftverbandsvertreter konnten bisher noch niemanden verantwortlich machen. „Man müsste die Täter schon mit der Säge am Stamm erwischen“, sagt Volmer resigniert. Spreche er Angler an, würden sie sich für unschuldig erklären.

Auch am Peringssee sind vergleichbare Umweltsünden zu verzeichnen. Der Rhein-Erft-Kreis als Untere Naturschutzbehörde teilt auf Nachfrage mit, dass sich die betroffenen Flächen innerhalb eines Naturschutzgebiets an der Erft und eines Landschaftsschutzgebietes am Peringsmaar befänden und daher ungenehmigte Rodungen mit einer Geldbuße zwischen 50 und 50 000 Euro geahndet werden könnten.

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Derzeit sei jedoch kein Verursacher der Rodungen bekannt, sodass die Naturschutzbehörde kein Ordnungswidrigkeitsverfahren in Gang setzen könne. Häufigere Kontrollgänge des Naturschutzwärters sollen „nach Möglichkeit weitere Rodungen verhindern oder zur Anzeige bringen“. Hinweise auf die Verursacher erbittet die Behörde per E-Mail.

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