Bedburger Praxis in einem VerbundSo arbeitet das neue Versorgungszentrum

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In den Räumlichkeiten des ehemaligen Linoleumwerks an der Adolf-Silverberg-Straße in Bedburg arbeiten Ulrich Jakuttek, Carolin Berger und Dr. Bahman Afzali (v.r.) nun gemeinsam in einem hochmodernen Hausarztzentrum.

Bedburg – „Im Behandlungszimmer fühle ich mich am wohlsten, das persönliche Vertrauensverhältnis zum Patienten ist sehr wichtig“, formuliert der Allgemeinmediziner Ulrich Jakuttek sein Anliegen. Um dies weiterhin verwirklichen und seine Praxis in die Zukunft führen zu können, ist der 64-jährige einen ungewöhnlichen Weg gegangen: Er schloss sich mit dem Unternehmen Docport zusammen und arbeitet nun als angestellter leitender Arzt in der MVZ Hausarztpraxis Jakuttek. Dabei untertüzten ihn die jüngeren Kollegen Carolin Berger und Dr. Bahman Afzali.

Unabhängigkeit im Mittelpunkt

Dr. Afzali ist auch im Gründerteam des Unternehmens Docport, das als ganzheitlicher Servicepartner für niedergelassene Ärzte ein Netzwerk an Hausarztpraxen betreut. Im Mittelpunkt steht dabei die ärztliche Unabhängigkeit: „Wir wollen den Ärzten die bürokratische Last nehmen und Dinge wie Administration, neue Regelungen und Abrechnungen übernehmen, damit sie sich ganz auf die Medizin konzentrieren können“, erklärt er. Experten hätten berechnet, dass niedergelassene Ärzte im Jahresdurchschnitt 61 Tage für nicht-ärztliche Aufgaben wie Schriftverkehr mit Krankenkassen und Behörden sowie Büroarbeiten aufwenden müssten.

Für Ulrich Jakuttek, der zehn Jahre lang eine Praxis in Sindorf hatte und in Bedburg 17 Jahre mit seiner 100 Quadratmeter großen Praxis im Stadtzentrum ansässig war, bedeutet die Zusammenarbeit einen großen Wandel. Die Praxisräume befinden sich seit Mai auf 200 Quadratmetern in dem ehemaligen Linoleumwerk an der Adolf-Silverberg-Straße und sind hochmodern ausgestattet.

Digitalisierung hält Einzug

Zudem steht dem Praxisteam eine neue Software mit vielen Vorteilen zur Verfügung, und die Digitalisierung hat in den Praxisalltag Einzug gehalten. „Das war für mich die größte Umstellung“, berichtet der erfahrene Hausarzt. So können die Patienten nicht nur online Termine vereinbaren, sondern auch eine Videosprechstunde wahrnehmen – so müssen sie im Krankheitsfall nicht das Haus verlassen. „Das wird fast zehn Mal am Tag wahrgenommen, vor allem auch bei den über 60-Jährigen, das hätte ich nicht gedacht“, berichtet Jakuttek.

Die Patienten können ein elektronisches Rezept auf das Handy geschickt bekommen, alle Befunde werden in einer Patientenakte integriert. Auch die medizinischen Fachangestellten profitieren von der neuen Technologie: Eine Cloud-Telefonanlage und der Fernzugang zum Praxisverwaltungssystem ermöglicht ihnen, im Home Office zu arbeiten.

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Das neue Konzept, das den Ansprüchen jüngerer Ärzte nach flexiblen Anstellungsverhältnissen, Teamarbeit und weniger Bürokratie gerecht wird, hat so auch die medizinische Versorgung in Bedburg verbessert. „Schon heute sind rund um Bedburg eine Reihe von Kassensitzen unbesetzt, einige Regionen im Rhein-Erft-Kreis gelten als unterversorgt“, so Jakuttek. Die schwierige Nachfolgersuche für seine Hausarztpraxis, die bis zu 110 Patienten am Tag betreut, ist nun geklärt.

Dennoch haben alle drei Mediziner auch noch Wünsche, die sich besonders an die zuständigen Politiker richten: „Wir arbeiten seit 20 Jahren zu den gleichen Sätzen, sie sollten angehoben werden“, sagt Jakuttek. „Zudem hat man nicht das Gefühl, dass die Verantwortlichen für einen da sind und unsere Arbeit als Ärzte wertschätzen, darum gibt es auch so viele unterversorgte Regionen.“ Fachärztin Carolin Berger fasst das Anliegen so zusammen: „Die Gesundheitspolitiker sollten sich mehr an der wahren Situation in den Praxen orientieren.“

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