Einige Bäckerinnen und Bäcker im Rhein-Erft-Kreis denken über eine Preiserhöhung nach, doch es gibt auch Gegenargumente.
BäckereienBrötchen könnten an Rhein und Erft sonntags teurer werden

Mariam Sfar bitte in ihrem Café „Das Kuchenhaus“ in der Fußgängerzone selbst gemachte Körnerbrötchen und Croissants an. Die Preise erhöht die Geschäftsfrau sonntags nicht.
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Teurere Brötchen am Sonntag? Auf eine Umfrage der Bäcker-Innung Köln/Rhein-Erft-Kreis zu ihrer Preisgestaltung bei Brötchen haben 22 Mitgliedsbetriebe geantwortet – lediglich zwei haben nach Angaben von Obermeister Guido Boveleth angegeben, bereits eigene Sonntagspreise zu erheben. Aber mehr als ein Viertel der Bäcker überlege, die Preise im Verkauf am Sonntag zu erhöhen. Grund dafür seien finanzielle Belastungen durch Sonntagszuschläge, Tariferhöhungen und Mindestlohnsteigerungen.
„Aktuell ist man jedoch noch vorsichtig, weil Sonntagspreise recht selten sind und auch einige Schwierigkeiten dem noch im Wege stehen“, sagt der Bedburger. Dazu zähle etwa, dass sonntags eigene Preisschilder aufgestellt werden müssten. Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen wolle allerdings die Preise am Sonntag nicht anheben, auch weil die Preise ohnehin in einer Mischkalkulation erstellt worden seien oder weil es bei den Kundinnen und Kunden kein Verständnis für die Preiserhöhung geben könne.
Bedburg: Innungsmeister will für einige Backwaren den Preis anheben
Bäckermeister Guido Boveleth selbst will am Preis für die Schnittbrötchen nicht rütteln. Es bleibe bei 45 Cent pro Brötchen. Aber er arbeite darauf hin, die Preise sonntags anzuheben – dann aber nicht für Brötchen, sondern für Spezialbrote oder Konditoreiprodukte.
„Als Dorfbäcker verstehe ich mich als Versorger, am Brötchenpreis soll sich nichts ändern“, sagt Boveleth, der neben der Bäckerei in Kirchherten ein Café in Kaster betreibt. Aber bei Luxusartikeln wolle er mehr verlangen, „damit ich irgendwie hinkomme“. Im Mai stehe eine Standardpreiserhöhung an, um etwa Kosten für gestiegene Gehälter aufzufangen. Aber auch die Energiekosten schlagen laut Boveleth ins Kontor. „Ich habe im vorigen Jahr für Strom und Gas rund 50.000 Euro mehr bezahlt.“
Die Stadtbäckerei Klein mit Sitz in Hürth betreibt in der Region 107 Fachgeschäfte „Klein's Backstube“, von denen die Hälfte sonntags geöffnet ist. Geschäftsführer Oliver Klein verweist auf die hohen Personalkosten, für die aktuell bis zu 46 Prozent der Nettoumsätze aufgebracht werden müssten – Tendenz steigend. „Am Sonntag zahlen wir unseren Mitarbeitern Sonntagszuschläge. Trotzdem haben wir bisher auf Sonntagspreise verzichtet“, sagt Geschäftsführer Oliver Klein. „Sollten allerdings die Kosten überproportional ansteigen, wie zum Beispiel durch eine Anhebung des Mindestlohns auf 15 Euro, werden wir diese Kosten unmittelbar auf unsere Sonntagsprodukte umlegen müssen.“
Die Mitarbeitenden, nach Kleins Angaben meist Schüler zwischen 18 und 20 Jahren ohne Berufserfahrung, würden bei einem höheren Mindestlohn am Sonntag mit Zuschlägen auf über 19 Euro in der Stunde kommen. Klein: „Alternativ zu einer Preiserhöhung müssten sonntags schwächere Standorte geschlossen werden, wenn diese ihre Personalkosten nicht mehr erwirtschaften können.“ Die Bäckereikette will die politischen Entwicklungen beobachten und dann über eine mögliche Preiserhöhung am Sonntag entscheiden.
Hürth: Chefin Brigitte Welter backt ihre Brötchen noch selbst
Die Chefin der Bäckerei Welter im Hürther Stadtteil Alstädten/Burbach, Brigitte Welter, backt ihre Brötchen im alteingesessenen Familienbetrieb noch selbst. Dabei sei sie eigentlich mit 69 Jahren schon in Rente, sagt sie. Im Alter von 18 Jahren habe sie ihre Bäckerlehre im elterlichen Betrieb gemacht, den sie 1991 übernommen habe. Zum Thema teurere Sonntagsbrötchen nimmt sie kein Blatt vor den Mund: „Die Bäcker wären dumm, wenn sie die Preise für Brötchen sonntags nicht teurer machten. Die Verkäuferinnen stehen ja sonntags auch früh auf.“
Die kleinteiligen Brötchen gehörten ohnehin zum arbeits- und energieintensiven Gebäck. Den einmal von Hand geformten Teig kühle sie tagsüber im Kühlraum herunter, er müsse vor dem eigentlichen nächtlichen Backen noch aufgewärmt werden. Sie selbst schließe ihre Handwerksbäckerei am Sonntag und genieße lieber einen freien Tag. In der Diskussion um das teure Sonntagsbrötchen sieht sie ein Luxusproblem. Sie erinnert an frühere Zeiten: „Wir hatten sonntags auch keine frischen Brötchen. Wir haben Platz und Brot zum Frühstück gegessen, davon sind wir auch nicht gestorben.“
Bei uns bleibt sonntags alles gleich, zu den normalen Konditionen.
Die Inhaberin des Cafés und der Konditorei „Das Kuchenhaus“, Mariam Sfar, an der Hauptstraße 115 in der Fußgängerzone von Frechen hat eine klare Meinung zu einer möglichen Preiserhöhung: „Bei uns bleibt sonntags alles gleich, zu den normalen Konditionen.“ Die Bäckereien würden die Preiserhöhung ja nur wegen der Pflicht-Zuschläge an die Mitarbeiter machen, so Sfar. „Ich könnte also auch meine Kuchenpreise erhöhen, aber das steht für uns außer Frage“, beteuert die Geschäftsfrau. Die selbst gebackenen Körnerbrötchen kosten weiterhin außer Haus einen Euro, Croissants sind wie immer für 2,20 Euro zu haben. Auch die belegten Brötchen, die im Café verzehrt würden, blieben im Preis stabil, so Sfar.
„Das ist ein schwieriges Thema. Eigentlich müsste man es tun, aber wir machen es nicht“, sagt Konditormeister Alexander Kayser. Wegen der höheren Personalkosten – „wir zahlen den Standardzuschlag“ – gebe es die Wochenangebotspreise, die für jeweils zwei Brot- und zwei Brötchensorten gelten, sonntags nicht. Das Brot kostet in der Woche 3,40 Euro und ist somit 40 Cent günstiger, die Mehrkornbrötchen im Dreierpack kosten sonntags 2,70 statt 2,30 Euro.
Pulheim: Ehepaar Kayser will am Sonntagspreis nichts ändern
Alexander Kayser und seine Frau Vanessa führen das Hauptgeschäft an der Venloer Straße, vier Zweigstellen in Sinnersdorf, Stommeln, Roggendorf und Widdersdorf und seit Februar das Zwergencafé für Eltern und Kinder gegenüber dem Hauptgeschäft. „Wir verbrauchen pro Monat 30.000 Kilowattstunden Strom, so viel wie zehn Einfamilienhäuser.“ Dennoch möchten die Kaysers die Sonntagsbrötchen nicht teurer verkaufen. „Ich kann allerdings verstehen, wenn die Kollegen es tun.“
Die Bäckerei Voosen mit Sitz in Pulheim hat 25 Filialen in NRW. Zwei Bäckereien betreibt Voosen in Wesseling, Im Blauen Garn und am Kronenweg. Hier werden die Brötchen am Sonntag nicht teurer verkauft. Die Bäckereikette will ihren Kunden das gleiche Angebot wie an den Wochentagen bieten. Ein normales Brötchen kostet hier 44 Cent.
Die Bäckerei Konditorei Lennartz aus Euskirchen-Kuchenheim betreibt 13 Filialen, darunter eine im Rhein-Erft-Kreis in Erftstadt-Lechenich an der Bonner Straße 5, die meisten Geschäfte befinden sich im Kreis Euskirchen. Die Traditionsbäckerei besteht seit dem Jahr 1850. Auch in der Lechenicher Filiale werden die Brötchen an Sonntagen teurer verkauft. Den Hauptgrund nennt eine Mitarbeiterin: „Das liegt einfach daran, dass die Mitarbeiter sonntags, wie es sich gehört, entsprechend mit Zuschlag bezahlt werden.“ Unter der Woche kosten die Brötchen in Lechenich 47 Cent pro Stück, sonntags kostet ein Brötchen 52 Cent.
Rhein-Erft: Bäckerei Merzenich will Preise am Sonntag nicht anheben
Die Kölner Bäckerei Merzenich, die in Brühl, Pulheim-Brauweiler, Hürth-Efferen, Bedburg-Kaster, Kerpen und Bergheim Filialen betreibt, verlangt keine gesonderten Sonntagspreise. Eine Preiserhöhung an Sonntagen sei auch derzeit nicht geplant, so das Unternehmen. „Wir setzen auf eine einheitliche und transparente Preisgestaltung, die sich nicht nach Wochentagen richtet“, teilt Jennifer Inderhees, Assistentin der Geschäftsführung, mit. Aktuell sehe man keinen Anlass für eine Anpassung der Preispolitik.
Willi Immerath senior, der seit über 60 Jahren in seiner Elsdorfer Backstube steht, fände eine Preiserhöhung „von der Kostenseite her richtig. Aber wir müssen bei normalen Preisen bleiben und gegen die Großen ums Überleben kämpfen. Da passt eine Preiserhöhung für Sonntagsbrötchen nicht gut ins Bild“. Die Familie müsse mehr arbeiten, ohne Wochenendzuschlag. Willi Immerath junior teilte mit, dass im Kollegenkreis über das Thema beraten werden soll. In der Mittelstraße und in den Immerath-Filialen kostet ein Brötchen 45 Cent.
Der Berrendorf-Wüllenrather Bäcker Bernhard Betzing denkt aktuell nicht an Preiserhöhungen für Sonntagsbrötchen. „Die Preise sind auf hohem Niveau“, sagt er. Da die Einkaufspreise für die Zutaten leicht gesungen – aber immer noch recht teuer – seien, sei das nicht erforderlich, zumal er als Handwerksbäckerei ohne Filialen nur geringe Personalkosten habe. Das normale Brötchen kostet in der Bäckerei Betzing 43 Cent. Die Bäckerei Schneider, die in 142 Filialen Backwaren anbietet, hat zum Monatsbeginn den Preis für ein Brötchen auf 47 Cent angehoben. Die Preise seien in allen Filialen und an allen Öffnungstagen gleich. An einen höheren Preis für Sonntagsbrötchen sei nicht gedacht.
Wie Inhaberin Sandra Heinemann mitteilt, gelten in der Bäckerei Heinemann in Kerpen bereits seit mehreren Jahren an Sonn- und Feiertagen andere Preise als an Werktagen. „Das liegt an den Lohnzuschlägen an Sonn- und Feiertagen für das Personal und ist den Kunden auch bekannt“, erklärt sie. Montags bis samstags kostet das normale Brötchen in den Filialen entsprechend 46 Cent, an Sonn- und Feiertagen zwei Cent mehr, also 48 Cent.