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Baumschule Neumann in BergheimStamm an den Nachfolger übergeben

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Kein Stab-, sondern ein Stammwechsel: Dieter Neumann (l.) hat seine Baumschule aufgegeben, Norbert Hensen übernimmt.

Bergheim-Zieverich – Gleich beim Betreten des Geländes erkennt der Stammkunde: Es hat sich was getan während des Winters in der Baumschule Neumann in Zieverich. Die Verkaufsflächen sind umgestaltet, die Brücke über den Mühlengraben der Erft ist lila gestrichen, und es gibt einen kleinen Raum für Kunstausstellungen und einen neuen Kassenraum. Nun, streng genommen gibt es die Baumschule Neumann gar nicht mehr. Aus dem alteingesessenen Betrieb ist über den Winter die Gärtnerei Grasland geworden, die sich am Freitag, Samstag und Sonntag, 28., 29. und 30. März, bei einem Eröffnungswochenende präsentiert. Dieter Neumann, der letzte verbliebene Inhaber, ist zum Jahreswechsel ausgeschieden.

„Ich bin 75 Jahre alt, da wird es Zeit, was anderes zu machen und den Betrieb in jüngere Hände zu geben“, sagt Neumann. Und da in seiner Familie die Äpfel doch etwas weiter vom Stamm gefallen sind – die drei Kinder machen etwas anderes –, ist Neumann froh, doch einen geeigneten Nachfolger gefunden zu haben, der den Betrieb gekauft hat: Norbert Hensen kennt die Firma, von 1982 bis 1984 hat er in Zieverich seine Ausbildung zum Baumschulisten gemacht. Inzwischen ist er Gärtnermeister mit einem Gartenbaubetrieb in Linnich.

Um das Unternehmen allerdings fit für die Zukunft zu machen, hat Hensen einiges umgestellt. Die klassische Baumschule, in der Bäume kultiviert und „verschult“, also alle zwei bis vier Jahre umgepflanzt werden, damit sie nicht zu tief Wurzeln schlagen und noch verkauft werden können, sei nicht mehr fortzuführen gewesen. „Dieses Angebot war in der Breite nicht mehr zu halten“, sagt Hensen. Die Betriebsfläche wurde folglich von 15 Hektar auf nun noch eineinhalb Hektar verkleinert. Schwerpunkt der Produktion sind jetzt Stauden und Gräser. „Wir haben ein breites Angebot, vom bis zu zehn Zentimeter hohen Bärenfellgras bis zum vier Meter hohen Chinaschilfgras“, sagt Hensen. Aber auch Bäume seien weiterhin über die Gärtnerei zu beziehen, überhaupt alles, was länger als einen Sommer im Garten wachsen soll.

Vor allem Obstbäume waren einmal der Stolz der Baumschule, aber auch Zierpflanzen wie Rhododendron und Azalee verkauften sich prächtig, sogar bis nach Korea und Paraguay, wie Neumann berichtet. Vater Erich Neumann betrieb bereits 1931 eine Baumschule in Nordböhmen, heute Tschechien, doch 1944 wurden die Eltern mit ihren drei Söhnen vertrieben. 1950 schließlich ließ sich die Familie nach einigen Irrungen und Wirrungen in Zieverich nieder, wo die Gutsherren der Zievericher Burg einige Ländereien nach Erbstreitigkeiten abgeben mussten.

Die Baumschule Neumann machte Ende der 1950er-Jahre auf sich aufmerksam, als es gelang, den bis dahin durchweg grünen James-Grieve-Apfel mit einer appetitlichen roten Farbe zu züchten. 1986, nach dem Tod des Vaters, führten die Brüder Dieter und Günther Neumann den Betrieb alleine weiter. Vor zwei Jahren schied Günther Neumann krankheitsbedingt aus.

Der Betrieb der Baumschule sei zuletzt schwierig gewesen, sagt Neumann. „Irgendwann ist der Boden müde, dann müssen neue Flächen her“, sagt Neumann. So sei es typisch für Baumschulen, dass sich die Felder immer weiter vom eigentlichen Baumschulstandort entfernten und teils große Distanzen zu überwinden seien.

Neumann bleibt nicht nur Nachbar der Gärtnerei, er wird auch weiterhin, wie man ihn kennt, mit dem Rad auf dem weitläufigen und parkähnlichen Gelände unterwegs sein und Kunden beraten. Der neue Besitzer Hensen möchte die Gärtnerei zudem zu einem Ort der Kultur machen: Er hat Ausstellungsräume eingerichtet, in denen Künstler ihre Werke zeigen können. Derzeit präsentiert die Bedburgerin Kathrin Thelen ihre Fotografien.