Beinahe hätte Volker Mießeler (CDU) im ersten Wahlgang das Rennen um das Amt des Bürgermeisters für sich entschieden, nun kommt es zur Stichwahl.
CDU und AfD-KandidatIn Bergheim fehlten Mießeler nur 88 Stimmen zur absoluten Mehrheit

Volker Mießeler appellierte im Hinblick auf die Stichwahl an die Wähler, von ihrer Stimme Gebrauch zu machen.
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Volker Mießeler oder Wolfgang Linke – am 28. September werden die Wählerinnen und Wähler entscheiden, ob sie den amtierenden CDU-Bürgermeister im Amt bestätigen oder stattdessen dem AfD-Kandidaten das Vertrauen aussprechen.
Mießeler geht dabei mit Rückenwind in die Stichwahl. Beinahe hätte er im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit geholt: 12.279 Wählerinnen und Wähler gaben ihm am Wahlsonntag ihre Stimme, ein Anteil von 49,65 Prozent. Bei 24.732 abgegebenen gültigen Stimmen hatten ihm also nur 88 Stimmen gefehlt, um über die benötigten 50 Prozent zu kommen.
Bergheim: CDU holte 22 von 23 Wahlkreisen
Auch seine Partei scheint die Wählerinnen und Wähler überzeugt zu haben: Die Christdemokraten holten 22 von 23 Wahlkreisen – lediglich der parteilose Dr. Winfried Kösters, der in der FDP-Fraktion aktiv ist, konnte im Wahlkreis in Ahe erneut eine Mehrheit davon überzeugen, bei ihm das Kreuz zu machen.

Während des Wahlabends konnten viele Menschen die Zwischenergebnisse im Ratssaal verfolgen.
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Die CDU hatte mit 44,67 Prozent der Stimmen zwar Verluste im Vergleich zur Ratswahl im Jahr 2020 (48,37 Prozent), nimmt aber weiterhin eine dominante Position in der Bergheimer Politik ein. „Wir werden künftig alle bis auf einen Ortsbürgermeister stellen können, das ist schon ein großer Erfolg“, so CDU-Fraktionsvorsitzender Christian Karaschinski. Eine Koalition mit der FDP reicht allerdings nicht mehr für eine Mehrheit im Rat, auch wenn die Liberalen mit 6,67 Prozent ein leichtes Plus im Vergleich zu 2020 (6,16 Prozent) verzeichneten. Die FDP bekommt drei Sitze im neuen Rat, der von 46 auf 50 Ratsmitglieder angewachsen ist. „Die Konstellation im Rat ist etwas schwieriger geworden“, meint Christian Karaschinski.
AfD-Kandidat Wolfgang Linke vor Rekewitz in der Stichwahl
Auf dem zweiten Platz hinter Mießeler wurde es ein enges Rennen darum, wer mit dem Amtsinhaber in die Stichwahl einzieht. AfD-Kandidat Wolfgang Linke setzte sich hier mit 18,68 Prozent durch. Damit zieht zum ersten Mal ein AfD-Bürgermeisterkandidat in die Stichwahl um das Bürgermeisteramt in Bergheim ein. Auch im Rat legte die AfD verglichen zur letzten Kommunalwahl ordentlich zu: 18,45 Prozent der Stimmen bescheren der AfD neun Sitze, die zweitmeisten nach der CDU. In der letzten Wahlperiode waren es mit 6,63 Prozent der Stimmen zunächst drei Sitze gewesen.
Der SPD-Bürgermeisterkandidat Torsten Rekewitz schaffte es mit 17,33 Prozent nicht in die Stichwahl. „Ich finde das sehr bitter“, sagte Rekewitz nach der Wahl. „Weil ich unter anderem in den Wahlkampf gegangen bin, um zu verhindern, dass es eine Stichwahl gibt, in der es nicht nur demokratische Bewerber gibt.“ Das Ergebnis zeige keine gute Entwicklung. „Das ist in den nächsten fünf Jahren eine echte Aufgabe für alle demokratischen Parteien, damit einen anständigen Umgang zu finden und wieder stärker zu werden.“ Verglichen mit 2020 (19,62 Prozent) büßte die SPD im Rat Stimmen ein und fiel auf 15,6 Prozent, wodurch sie im Rat nur noch acht statt neun Sitze hat.
Grüne verlieren Wählerstimmen, FDP legt leicht zu
Mit Peter Hirseler hatten auch die Grünen erstmals einen Kandidaten für das Amt gestellt. Er kam auf 10,38 Prozent der Stimmen. „Ich habe alle davor gewarnt, zu ernst zu nehmen, was so aus der eigenen Blase kommt“, sagte er nach der Wahl. In Bergheim seien die Grünen immer hinter dem Bundestrend: Im Jahr 2020 hatten die Grünen in Bergheim etwa 12,6 Prozent der Stimmen geholt, als die Bundespartei bei 20 Prozent lag. In diesem Jahr holten die Grünen im Rat 8,97 Prozent und stellen damit fünf Ratsmitglieder – Hirseler hätte sich für seine Partei zehn Prozent gewünscht. „Aber es war wahrscheinlich das Beste, was rauszuholen war.“
Nikolas Thörner landete als FDP-Kandidat bei 3,96 Prozent. Mit dem Ergebnis sei er als junger Kandidat zufrieden. Er hofft, beispielsweise als sachkundiger Bürger oder anderweitig im Stadtrat arbeiten zu können. Das Ergebnis der FDP bei der Stadtratswahl bewertet er ebenfalls positiv, man habe viele Menschen mit der eigenen Vision für Bergheim überzeugen können.
Amtierender Bürgermeister appelliert an die Wählerinnen und Wähler
Die Wahlbeteiligung lag bei 51,69 Prozent. Vielleicht mitunter ein Grund, wieso Volker Mießeler am Wahlabend nach Verkündung der Ergebnisse an die Wählerinnen und Wähler appellierte: „Geht bitte wählen – und wählt demokratisch. Der Wahlkampf war lang und er war schwierig. Aber jetzt müssen wir es zu einem guten Ende bringen.“
Seine Partei ist überzeugt, dass dies gelingen wird. CDU-Fraktionsvorsitzender Christian Karaschinski zeigte sich optimistisch, dass die Wahl am 28. September deutlich zu Mießelers Gunsten ausfallen wird. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die anderen, die einen Kandidaten gestellt haben, ihren Wählern empfehlen würden, nicht Volker Mießeler zu wählen.“