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WetterballonBergheimer Schüler sammelten Beweise im Weltall

Lesezeit 3 Minuten
Schülerinnen und Schüler lassen einen großen Wetterballon steigen.

Nach monatelanger Vorbereitung ließen Schülerinnen und Schüler des Gutenberg-Gymnasiums einen Wetterballon steigen.

Ist die Erde eine Kugel? Behauptet wird es gern, geglaubt auch, aber die 24 Schülerinnen und Schüler des Naturwissenschaftskurses der Stufe 10 am Bergheimer Gutenberg-Gymnasium wollten es genau wissen – und selbst beweisen. Das allerdings ging nur mit einem wissenschaftlichen Experiment, bei dem Lehrerin Dr. Arnhild Althof Unterstützung leistete. Monatelang dauerten die Vorbereitungen, nun stand endlich die Umsetzung an: Die Kursmitglieder ließen einen Wetterballon steigen, der die Erde vom Rand des Weltalls aus erkunden sollte.

Vom Schulhof in Bergheim aus ging's hoch hinaus. „Dieser Gänsehaut-Moment war für uns alle ein ganz besonderer, denn wir fieberten schon lange auf ihn hin, und ein kleiner Teil unserer Anspannung flog somit auch davon“, sagten die Schüler Eva und Julian nach dem Start des Ballons.

Zwei Kameras flogen von Bergheim bis an den Rand des Weltalls

Eine Genehmigung gab es von der Luftsicherung Köln-Bonn, eine Haftpflichtversicherung schützte gegen Missgeschicke, und so konnten die Schülerinnen und Schüler bei ihrem Experiment noch weiteren Fragen nachgehen: Ist es möglich, den Weltraum ohne die Lufthülle, die Atmosphäre, zu sehen?

Und wie verhält sich Wasser bei abnehmendem Luftdruck und sinkender Temperatur in den Reagenzgläsern? Dafür packten die Schüler einen Datensammler in eine styroporgeschützte Sonde und sandten sie mit dem Wetterballon in die Stratosphäre. Ebenfalls dabei: zwei Kameras und ein GPS-Tracker.

Innerhalb von zwei Stunden erreichte der Ballon nach Angaben der Schule eine Höhe von exakt 31 396,50 Meter. Höchstgeschwindigkeit beim Aufstieg: 143,3 Kilometer in der Stunde. „Damit flog der Bergheimer Wetterballon aufgrund des Windes deutlich schneller und weiter als erwartet“, sagt Annette Gregor. „Eine halbe Stunde nach dem Start machte sich das Bergungsteam auf den Weg und verfolgte den mit Helium gefüllten Ballon.“

Die Erde aus großer Höhe betrachtet.

Der Ballon flog bis in 31 Kilometer Höhe und machte Fotos von der Erdkrümmung.

Und auch hier leistete der Wetterballon mehr, als man ihm zugetraut hätte. Da sich das Edelgas Helium im Inneren des Ballons bei abnehmendem Luftdruck ausdehnen würde, erwarteten Schüler und Lehrerin, dass der aus Naturkautschuk bestehende Ballon bei einem Durchmesser von etwa elf Metern platzen und die Sonde mit einem Fallschirm sanft zu Boden sinken würde.

Prognostiziert war eine Landung im Sauerland, östlich von Lennestadt. Doch der Ballon sendete sein letztes Signal aus Kaufungen bei Kassel, 275 Kilometer entfernt und damit doppelt so weit wie erwartet. „Am späten Nachmittag fanden die jugendlichen Forscher die Sonde in einem Weizenfeld in Kaufungen“, sagt Annette Gregor.

Zwar war eine Kamera ausgefallen. Doch die zweite Kamera brachte viereinhalb Stunden Filmmaterial mit „beeindruckenden Luftaufnahmen aus Bergheim, dem Weltall und zum Schluss aus Kaufungen“. Ebenso lieferte die Sonde die erhofften Daten zu Luftfeuchtigkeit, Luftdruck und Temperatur, die im Unterricht wissenschaftlich ausgewertet werden. Darüber hinaus zeigen die Aufnahmen deutlich die Erdkrümmung und erbringen damit den Beweis: Die Erde ist eine Kugel. Die Kosten des Experiments in Höhe von rund 2000 Euro übernimmt nach Angaben der Schule der Förderkreis des Gutenberg-Gymnasiums.

Nicht nur die Schülerinnen und Schüler des Kurses sind begeistert, auch Lehrerin Arnhild Althof strahlte und war zugleich erleichtert, dass nahezu alles geklappt hat. „Es war toll, ein eigenes Experiment vom Schulhof des GuGy an den Rand des Weltalls zu schicken und dann auch noch Mess- und Filmdaten zu erhalten“, sagte Althof. Das Wetterballon-Experiment soll nun jedes Jahr stattfinden.