Sorge ist großSo spart die Kreisstadt Bergheim Energie

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In den Büros im Rathaus werden in diesem Winter die Heizungen so eingestellt, dass die Temperatur nicht über 19 Grad steigt.

Bergheim – 58 Buchstaben und drastische Folgen für Bürger und Verwaltung hat die Kurzfristenenergieversorgungssicherungsmaßnahmenverordnung. Das vom Bund beschlossene Wortungetüm regelt bis ins Detail, wo und wie viel Energie die Kommunen einsparen können und sollen. Und obwohl die Stadt seit Jahren bereits Energiesparmaßnahmen umsetzt, fängt sie nun praktisch wieder bei null an.

„Unser Anspruch ist es jetzt, dass wir die Verordnung nicht nur auswerten“, sagte Bürgermeister Volker Mießeler im Hauptausschuss. Die Maßnahmen sollen auch direkt umgesetzt werden. Für städtische Angestellte heißt das unter anderem: Im Winter müssen sie bei 19 Grad Raumtemperatur arbeiten und zum Händewaschen gibt es nur kaltes Wasser. „Das ist schon bedrückend, wenn man das liest“, sagte Mießeler. „Die Sorge bei mir ist groß, dass die Menschen nicht mit allem einverstanden sind.“

Bergheim spart Strom

Die drei Bäder von Bergheim – das Sportparkbad, das Oleanderbad und das Fortunabad – sind auch mehr oder weniger von den Sparmaßnahmen betroffen. Im Fortunabad wird die Wassertemperatur derzeit nicht reduziert, weil dort auch Anfänger- und Gesundheitskurse angeboten werden. Den Sportplätzen in der Kreisstadt drohen im Winter „sozialverträgliche Einschränkungen von Betriebszeiten“, wie es in der Vorlage der Verwaltung heißt. Weitere Flutlichter im Lukas-Podolski-Sportpark und im Jahnstadion Quadrath-Ichendorf will die Stadt mittelfristig mit LED-Licht ausstatten, um so Strom zu sparen. Zudem bleiben im Winter die Fassaden städtischer Gebäude dunkel.

In der Verwaltung selbst sollen demnächst geschulte Klimaschutzbotschafter dafür sorgen, dass der Energieverbrauch gesenkt wird. Unterstützt werden sie von Hinweisschildern und Flyern, die Energiespartipps für den Job und zu Hause liefern. Weil die Stadtverwaltung wegen des Kriegs gegen die Ukraine und der Energiekrise keine Entspannung der Versorgungslage erwartet, plant sie auf Anraten des NRW-Innenministeriums auch für den Notfall. Das Szenario, auf das sich die Verwaltung einstellt: Gasmangel und Stromausfall von mindestens 72 Stunden. Geprüft wird etwa, aus welchen Mitarbeitern ein Krisenstab bestehen könnte und wie ein kommunaler Minimalbetrieb aufrechterhalten werden kann. Priorität hat zudem die Kommunikation mit übergeordneten Behörden, aber auch mit den Bürgern.

Ein Schutzplan gegen Katastrophen ist geplant

Weitere Themen, mit denen sich der Katastrophenschutzplan der Kreisstadt befasst, sind das Anschaffen von Notstromaggregaten, Treibstofflager sowie Notfallpläne für Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime.

Schon vor mehreren Jahren hat die Stadtverwaltung damit begonnen, die Leuchten in allen städtischen Gebäuden und Straßenlaternen auf LED umrüsten zu lassen. Von den 9000 Laternen sind bisher 1000 mit LED-Licht ausgestattet. Die Heizungen aller städtischen Gebäude regelt die Verwaltung über eine Zentrale. Spezielle Programme, etwa für die Nacht und das Wochenende, senken den Verbrauch. Baut die Stadt neue Gebäude oder saniert alte, prüft sie grundsätzlich, ob beispielsweise Wärmepumpen oder Photovoltaik eingebaut werden können.

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Auch wird bei neuen Gebäude auf Klimaanlagen verzichtet. Die Begründung: Erhöhte Investitions- und Folgekosten sowie hoher Energieverbrauch. Doch Ausnahmen gibt es in „begründeten Fällen“, sprich: in Veranstaltungshäusern wie dem Medio und in Schwimmbädern. Dort muss eine Klimaanlage eingesetzt werden, um die Luft zu entfeuchten. Ohne dürfen die Hallenbäder nicht öffnen. Auch im Ratssaal und in der Kantine des Rathauses gibt es Klimaanlagen.

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