Als Paffendorf den Dancefloor stürmteDie Geschichte hinter dem Hit „Samba de Janeiro“

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Das Danceprojekt „Paffendorf“ im Jahr 2002.

Bergheim/Region – Diese Melodie kennt jeder. Steile These, aber zumindest die allermeisten Deutschen werden sich sofort in die 90er-Jahre zurückversetzt fühlen, wenn sie nur die ersten Töne vom damaligen Riesenhit „Samba de Janeiro“ von Bellini hören. Hinter dem Act Bellini steckten fünf Tänzerinnen und Tänzer sowie das Projekt Paffendorf, benannt nach dem Bergheimer Ortsteil mit dem bekannten Schloss.

Paffendorf wurde in den 90ern von Ramon Zenker und Gottfried Engels gegründet. Engels ist 2015 mit 66 Jahren gestorben, Musikproduzent Zenker führt das Projekt seitdem weiter.

In Paffendorf gelebt und im „Zeppelin“ aufgelegt

Die Idee zum Namen kam von Engels, berichtet Zenker, der in Meerbusch lebt. Engels habe damals in Paffendorf gelebt und in der ehemaligen Diskothek „Zeppelin“ aufgelegt. „Wir haben uns um 1990 herum kennengelernt“, erinnert sich der 53-jährige Zenker. Nach einer ersten gemeinsamen Produktion verloren sich Zenker und Engels erst einmal aus den Augen. Ramon Zenker war mit der Danceformation „Interactive“ erfolgreich.

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Ramon Zenker

1996 trafen sich beiden dann zum Tod von Zenkers Vater wieder, den Engels auch gekannt hatte. So kamen die beiden wieder in Kontakt und bei einem Treffen brachte Engels dann eine Platte mit, auf der die Melodie von Samba de Janeiro zu hören war. Airto Moreira hatte sie unter dem Titel „Tombo 7/4“ 1973 auf dem Album „Tambu“ veröffentlicht.

Ramon Zenker: „Wir hätten niemals gedacht, dass sich daraus so etwas entwickelt“

Paffendorf produzierte dann aus der Melodie den späteren Hit. Zenker habe versucht, Sambarhythmen und europäische Dancemusic zusammenzubringen, berichtet er. Den Text sprach eine in Köln lebende Brasilianerin ein, das Video drehten sie in Hamburg. Was dann passierte, ist für Zenker auch heute noch schwer zu begreifen. „Wir hätten niemals gedacht, dass sich daraus so etwas entwickelt“, sagt er im Gespräch. Der Song verkaufte sich weltweit fünf Millionen Mal, war in den Top-Ten-Charts unter anderem in Deutschland, Österreich, der Schweiz und dem Vereinten Königreich zu finden. In Deutschland erreichte die Single Platin-Status (500 000 Verkäufe), in Frankreich Gold (250.000 Verkäufe).

Den Namen Paffendorf gab es da aber noch nicht. 1998 habe Engels eine Platte mit Zuggeräuschen mitgebracht. Die habe er im Zeppelin als Übergang zwischen zwei Platten aufgelegt. „Und Gottfried hat in einer Straße in Paffendorf gelebt, in der man immer Zuglärm gehört hat, wenn man mit ihm telefoniert hat.“ Das war wohl prägend: „Irgendwann hat er in seinem typischen kölschen Dialekt dann gesagt: »Lass uns einfach Paffendorf als Namen nehmen«“, so Zenker.

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Nach Bellini produzierte Zenker verschiedene Dance-Projekt. Er ist unter anderem Teil von „Fragma“, das bei Engels’ eigenem Label unter Vertrag (erst Gang Go Music, dann Tiger Records) stand, und „Hardfloor“, feierte Erfolge in der Danceszene in Deutschland und im Ausland. 2016 entschied sich Zenker, das Projekt Paffendorf noch einmal neu anzuschieben und holte dafür den Kölner DJ Chris Schmitz an Board. Zenker ist mit seinen Projekten dieser Tage häufig auf 90er- oder 2000er-Partys und -Festivals unterwegs.

„Wahnsinn, was da abgeht“, sagt er. Da kämen Eltern mit ihren Kindern hin. Es gab sogar mal eine kleine Wiedervereinigung von Bellini mit Tänzerin Dandara Santos-Silva auf einer 90er-Party. Bereits seit mehr als 30 Jahren betreibt Ramon Zenker mit seinem Bruder den Musikverlag Upright Songs, über den er seine Musikprojekte, die er selbst der Dance- und Clubmusic zuordnet, vertreibt. Selbst wenn Zenker eher den Kennern in der Danceszene ein Begriff ist, seinen größten Hit kennt jeder.

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