Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Künstler Guildo Horn im Interview„Ich bin ein Alle-Leute-Zusammenbringer“

Lesezeit 3 Minuten

Guildo Horn lacht gerne über sich selbst.

Guildo Horn heißt eigentlich Horst Köhler und wohnt mit seiner Familie und vier Laufenten in Much, einer Gemeinde im nördlichen Rhein-Sieg-Kreis. Der 54-Jährige ist Diplompädagoge und sieht sich als „Dienstleister im Unterhaltungssektor“. Bekannt wurde er durch seine Teilnahme beim Grand Prix Eurovision 1998. Mit dem Lied „Guildo hat euch lieb!“ belegte er beim Song-Contest Platz sieben.

Heute tourt er mit seiner Band durch das Land und initiiert für den Sender Sky Sport Fernsehproduktionen mit behinderten Menschen wie „Fußball hat euch lieb“. 2016 spielte er mit der Essener Hip-Hop-Band 257ers den Peter Alexander Hit „Hier ist ein Mensch“ neu ein. Zudem ist Horn Darsteller in Musical, Oper und Operette – unter anderem in der „The Rocky Horror Show“ am Theater Hagen. Zu seinen Konzerten reist er mit seinem Wohnmobil. Viel Wert legt er auf die Trennung von Berufsleben und Privatem und mag als Horst Köhler gar nicht gern fotografiert werden. Mit ihm sprach Oliver Tripp.

Mit wem spreche ich gerade?

Selbstverständlich mit Guildo Horn. Guildo ist natürlich eine Kunstfigur. Gerade jetzt, vor einem Auftritt, verlasse ich das tier-menschliche und begebe mich in den sakralen Übergang zu einem höheren Singwesen. Ähnlich einem Clark Kent, der seinen Trenchcoat auszieht und sich im rotblauen Dress als Superman mit übermenschlichen Fähigkeiten entpuppt.

Guildo, hast Du uns alle noch lieb?

Generell bin ich ein Menschenfreund. Auch in meiner Musik verpatchworke ich alle Sparten, egal, ob Punk, Jazz oder Klassik, zu einer Schlagermelange für Hörer aller Fachbereiche. Ich bin ein Alle-Leute-Zusammenbringer. Dabei bin ich kein Pocahontas-Sänger für alle Ewigkeit lieb Apostel. Natürlich gibt es ein Exit-Szenario für die unangenehme Spezies. Ich habe ja die Aufsichtspflicht für mein Publikum, wer stört, fliegt raus.

Wie geht es eigentlich Deiner Mutter Lotti, backt sie immer noch Nussecken?

Meiner Mutter geht es gut. Sie ist im vorgerückten Frühling von 81 Jahren. Damit sie nicht so viele Nussecken backen muss, haben wir uns darauf geeinigt, das Verteilen von Nussecken ans Publikum saisonal auf den Winter zu beschränken, ähnlich wie bei der Piemont-Kirsche. Außerdem hat man im Sommer immer das Klebezeug an den Fingern. Den Leckereien stellen wir so Askese und Verzicht gegenüber.

Bist Du eigentlich der richtige Gesprächspartner für „lustige Interviews“?

Ich bin kein Comedian, der einen vorgeschriebenen Schenkelklopfer nach dem anderen raushaut. Das ist ein Klischee, das gerne von den Unterhaltungsmedien bedient wird. Aber Leute, die keinen Humor haben, sind mir suspekt. Die Welt ist doch zu komplex, dass ein kleiner Mensch – wie ich zum Beispiel – sie verstehen kann. Lachen ist für mich Lebenselixier. Vor allem lache ich gerne über mich selbst. Ich muss über mich schmunzeln, wenn ich morgens nackt vor dem Spiegel stehe. Dann erinnere ich mich selbst an Herr von Bödefeld, eine Figur aus der Sesamstraße.