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RekultivierungErinnerungen an Fortuna

3 min

Rund 30 Menschen kamen zu Fuß, im Kleinbus oder Planwagen zur Segnung des Bildstocks in Erinnerung an die Bergarbeitersiedlung „Fortuna“.

Bergheim-Oberaußem – „In Fortuna gab es eine Gemeinschaft wie sonst nirgendwo“, erinnerte sich ein ehemaliger „Fortunese“ am Samstagmorgen. Um 10 Uhr machten sich rund 30 Menschen zu Fuß, im Kleinbus oder im Planwagen mit wehenden Fahnen auf den Weg zu dem Gebiet, wo vor mehr als 25 Jahren die Bergarbeitersiedlung „Fortuna“ war. Heute steht dort ein schmucker neuer Bildstock mit einer Figur der Heiligen Barbara. Fortuna musste dem Braunkohleabbau weichen, die Bewohner wurden umgesiedelt. Mittlerweile ist der Abbau längst abgeschlossen und das Gelände rekultiviert. Der Bildstock wurde von der RWE Power gestiftet und fügt sich in eine Reihe von Erinnerungsstätten auf dem Rekultivierungsareal des ehemaligen Tagebaues ein. So findet sich dort unter anderem ein Gipfelkreuz auf der Bethlehemer Höhe und der Bildstock „Rette meine Seele.“

Eine Stunde Fußmarsch lag für die Pilgergruppe zwischen dem Ausgangspunkt an der Kapelle in der Fortunastraße und dem religiösen Denkmal. Schon auf dem Weg erzählte Kreisdechant Monsignore Achim Brennecke davon, wie die Umgebung vor dem Braunkohleabbau aussah und wie das Leben in Fortuna war. Bei Sonne, Wind und Weihrauchduft wurde dann auf dem Feld ein kleiner ökumenischer Gottesdienst gefeiert, um den neuen Bildstock feierlich einzusegnen. Dieser soll nicht nur an den ehemaligen Ort Fortuna erinnern, sondern für ehemalige Bewohner eine Anlaufstelle bieten.

Zuerst wurde der Bildstock von Brennecke gesegnet, dann die Figur der Heiligen Barbara im Innern des Kleindenkmals. Die Heilige Barbara ist die Schutzpatronin der Bergarbeiter und war auch in der Siedlung allgegenwärtig. Pfarrer Matthias Bertenrath erinnerte an die „ganz besondere, dörfliche Atmosphäre, die in der Bergarbeitersiedlung herrschte.“ Man habe extra ein Kreuz und Fahnen aus Fortuna mitgebracht, um auch einen Teil des Ortes dabeizuhaben.Feierlich wurden einige Lieder gesungen und Gebete gesprochen. Zum Schluss sprach auch der stellvertretende Bürgermeister Helmut Paul einige Worte. „Der Ort Fortuna war durch den Braunkohleabbau entstanden und wurde uns dadurch auch wieder genommen.“

Die Bewohner hätten sich stolz „Fortunesen“ genannt, der Abschied von ihrem Zuhause sei schmerzlich und langwierig gewesen: „Daher freue ich mich, heute diesen Bildstock als Erinnerung an den Ort einweihen zu dürfen.“Willi Weck lebte 30 Jahre lang in Fortuna und war einer der letzten, der fortzog. „Meine beiden Kinder sind dort geboren und aufgewachsen“, erzählte der heutige Oberaußemer. „Ich finde es schön, dass man sich an den Ort erinnert.“Mit einem Schnäpschen wurde dann noch auf die Einsegnung des Bildstocks angestoßen. Die St. Vinzentius Schützenbruderschaft Oberaußen übernimmt die Patenschaft für den Bildstock und wird in Zukunft Ansprechpartner bei Schäden sein.