FDP spricht von WespennestStreit um Brühler Kunstprojekt am Parkplatz Belvedere

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Der Belvedere dient als Parkplatz. Denkbar ist aber auch eine Bebauung.

Der Belvedere dient als Parkplatz. Denkbar ist aber auch eine Bebauung.

Filmemacher Thorsten Kleinschmidt plant in einem neuen Projekt den Parkplatz Belvedere und die Kölnstraße mal anders zu nutzen. 

Vor rund sechs Jahren hat Thorsten Kleinschmidt mit dem Film „Brühl von oben“ einen neuen Blick auf seine Heimatstadt eröffnet. Viele Tausend Mal wurde das Video laut Verwaltung auf den Online-Portalen Youtube und Facebook angeschaut.

Nun darf der Filmemacher erneut ran. Mit den Stimmen von Rot-Grün wurden im Hauptausschuss 18.000 Euro für die Kommunikationskampagne „Neue Narrative für Brühl“ freigegeben. Unter dem Titel „Brühl utopieren“ will Kleinschmidt gemeinsam mit der Verwaltung neue Wege im Bürgerdialog eröffnen.

Erster Aufschlag ist die visuelle Begleitung des Experiments, den bislang vorwiegend als Parkplatz genutzten Belvedere und die stark vom Verkehr frequentierte Kölnstraße im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche für einige Sommertage für andere Nutzungen zu öffnen. Kleinschmidt will Stimmen und Stimmungen wiedergeben, vor allem aber mit seinen Bildern und Anregungen „die Fantasie und Vorstellungskraft der Bürgerschaft aktivieren“, wie er betont.

Brühler FDP spricht von einem Wespennest

Dazu hat er bereits Kontakt mit dem Hamburger Künstler Jan Kamensky aufgenommen, der in seinen Animationsfilmen Plätze und Straßen digital in innerstädtische Oasen verwandelt. Diese Visualisierung für Belvedere und Kölnstraße mache eine mögliche Zukunft vorstellbar, so die Verwaltung.

In der Brühler Politik fand Kleinschmidts Vorhaben durchaus Anklang. Es brauche Visionen, um die Zukunft der Stadt zu entwerfen, so der Tenor. Dass sich der Filmemacher ausgerechnet den Belvedere und dessen umstrittene mehrwöchige Sperrung ausgesucht hat, stieß aber auf Kritik. Das Thema sei ein Wespennest, sagte FDP-Fraktionschef Jochem Pitz.

Da ist Zündstoff drin, dem will sich Kleinschmidt stellen.
Bürgermeister Dieter Freytag

„Die Beerdigung des Belvedere als Parkplatz wird mit schönen Visualisierungen begleitet, die Gegenargumente aber höchstens im Begleittext erwähnt.“ Darauf verwies auch Eva-Maria Reiwer (CDU). Die Ängste des Einzelhandels vor ausbleibender Kundschaft gelte es ernst zu nehmen, findet sie. Conny Richter (Grüne) veranlasste das zu der Frage, was denn als Gegenentwurf gezeigt werden solle. „Was ist die Vision der FDP, die Kölnstraße von heute, auf der sich der Verkehr stapelt?“

Kleinschmidt versprach, die unterschiedlichen Positionen darzustellen. „Es wird kein Werbefilm für das Projekt im Sommer“, sagte er. Marcus Venghaus (SPD) freut sich auf die Chance, den Bürgerdialog in anderer Weise zu führen: „Bei der Planung des Franziskanerhofs haben wir die Bürger nicht beteiligt. Entstanden ist eine Betonwüste.“

Peter Kirfs (CDU) Einwand, man könne doch Janshof oder Bleiche in den Blick nehmen, ließ Bürgermeister Dieter Freytag nicht gelten. Ein kontroverses Thema finde er gut. „Da ist Zündstoff drin, dem will sich Kleinschmidt stellen“, meint Freytag. CDU-Fraktionschef Holger Köllejan erbat sich zusätzliche Zeit, um sich näher über Kleinschmidts Vorhaben zu informieren. Der Antrag auf eine Verschiebung der Abstimmung fand aber keine Mehrheit.

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