Ruß, Staub und AbgaswerteSchornsteinfeger Tim Jeschke ist voll digitalisiert

Schwindelfrei muss sein, wer als Schornsteinfeger auf die Dächer steigt.
Copyright: Margret Klose
- Tim Jeschke hat immer Gold-Taler für seine Kunden in der Tasche.
- Nach der Realschule und einem Praktikum ging er in Bornheim-Merten in die Lehre.
Brühl-Badorf – Die kleinen Gold-Taler hat Tim Jeschke fast immer dabei, wenn er in seinem Job unterwegs ist. „Die sind für meine Kunden“, sagt der 25-Jährige. Natürlich lässt er die Passanten auch bereitwillig an den Goldknöpfen seiner schwarzen Arbeitsjacke drehen. „Das soll Glück bringen“, erläutert er. Denn Tim Jeschke ist Schornsteinfeger.
„Sie haben mir Glück gebracht“
In voller Arbeitsmontur sei er auch schon zu Hochzeiten eingeladen worden. Viele Menschen sprechen ihn auch spontan auf der Straße an: „Sie haben mir Glück gebracht, ich habe im Lotto gewonnen“, habe sich sogar ein Passant bei ihm bedankt und ihn dann fest in den Arm genommen und gedrückt.
Aktionstag
Der 15. Oktober ist der Tag der Schornsteinfeger. In diesem Jahr steht der Aktionstag ganz im Zeichen der Nachwuchswerbung: Das Handwerk sucht Auszubildende und wirbt unter anderem mit einem Social-Media-Film auch in sozialen Netzwerken für die Zunft.
Die allermeisten Menschen, bei denen der 25-Jährige bei seiner täglichen Tour an der Haustür klingelt, empfangen Jeschke mit einem Lächeln. „Da haben wir Schornsteinfeger im Vergleich zu anderen Handwerksberufen sicherlich auch ein ganz besonderes Privileg“, sagt er.
Historische Gebäude und großartige Fernsichten
Auch Maria Todte (84) vom Jägerhof in Brühl-Pingsdorf freut sich immer, wenn sie den Schornsteinfeger sieht. „Unser Haus ist aus dem Jahre 1789“, erzählt die Seniorchefin des Hauses. Und genauso alt sei auch der Schornstein. Auch Jeschke weiß um die Historie des Gebäudes. Vorsichtig steigt er an der Mauer des Anwesens seine Leiter empor, um seine Arbeit zu erledigen. Die Höhe sei immer wieder beeindruckend und biete ihm manchmal sogar eine großartige Fernsicht weit über die Dächer der Stadt.
Nach einem Praktikum hat Jeschke direkt nach seinem Realschulabschluss 2010 eine Ausbildung im Betrieb von Bezirksschornsteinfegermeister Martin Fußhöller in Bornheim-Merten begonnen. „Auf Anhieb hat mir die Arbeit gefallen“, sagt er. Bereut hat der junge Mann aus Erftstadt-Erp diesen Entschluss bis heute nicht. „Ich bin sehr stolz, die traditionelle Berufskleidung meiner Zunft tragen zu dürfen“, sagt er. „Schornsteinfeger ist mein Traumjob“, ergänzt er.
„Respekt sollte man vor der Höhe immer haben“
Besonders der Kontakt zu den Kunden, aber auch die Selbstständigkeit, mit der er seine Arbeit ausführen könne, machten ihm Freude. „Dabei fiel mir dieser Kundenkontakt und das freie Reden mit den Menschen als 16-Jähriger zu Beginn meiner Ausbildung zuerst wirklich schwer“, gibt er freimütig zu. Doch das ist lange her. „Übung macht den Meister“, sagt er.

Glänzende Taler hat Schornsteinfeger Tim Jeschke oft dabei, wenn er in seinem Job unterwegs ist.
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Das gelte auch, wenn es darum gehe, über die Dächer zu balancieren. „Respekt sollte man vor der Höhe aber immer haben“, betont Jeschke. Dabei ist er völlig schwindelfrei. Das sei sogar eine wichtige Voraussetzung, um in dem Beruf überhaupt Fuß fassen zu können.
Das Aufgabenspektrum und die Arbeitstechnik haben sich über die normale Kehrtätigkeit hinaus in den vergangenen Jahren enorm verändert.
Fachmann für Energie und Brandschutz
Sicher sei das Fegen der Kamine nach wie vor ein sehr wichtiger Bestandteil seiner Arbeit, sagt Jeschke. Wenn nämlich der Rauch etwa durch Rußablagerungen oder ein Vogelnest nicht frei durch den Schornstein abziehen könne, könne es richtig gefährlich werden. „Heute stehen uns für die Abgasmessungen der Heizanlagen modernste digitale Messgeräte zur Verfügung“, erklärt er.
Emissionen, beispielsweise Kohlenmonoxidabgase, Staub, aber auch Abgasverlust ließen sich bis hinter das Komma genau bestimmen. Der Beruf biete heute eine Menge von Möglichkeiten, etwa in der Energieberatung, in der Lüftungs- und Brandschutztechnik oder auch als Kamin- und Schornsteinbauer.
Tim Jeschke geht in die Selbstständigkeit
Jeschke hat sich jedoch schon entschieden. Er besucht zurzeit die Meisterschule. „Das ist der Weg eines jeden Schornsteinfegers, der irgendwann die Selbstständigkeit mit einem eigenen Kehrbezirk anstrebt“, sagt der 25-Jährige.